11 vielversprechende Trends, aus denen dennoch nichts geworden ist
Sei es das Produktdesign, sei es das ausgefuchste Marketing, sei es die Befriedigung eines BedĂŒrfnisses, dessen wir uns bislang noch nicht einmal gewahr waren â gewisse Innovationen sorgen einfach fĂŒr Aufmerksamkeit und Spekulationen, inwiefern sie unseren Alltag dereinst prĂ€gen könnten.
Dies ist natĂŒrlich nicht erst seit den legendĂ€ren Steve-Jobs-Keynotes mit dem mittlerweile ikonischen «One more thing ...» der Fall. Logischerweise hĂ€lt aber nicht jedes Novum das unausgesprochene Versprechen ein. Im Gegenteil. Die Mehrheit der verheissungsvollen Erfindungen oder Erweiterungen verschwindet aus verschiedensten GrĂŒnden in der Versenkung. So zum Beispiel auch diese 11 Trends.
Google Glass und Google+
Zugegeben, die Liste von Google-Erfindungen, die aufploppten und unverzĂŒglich auf dem Markt floppten, ist mittlerweile grotesk lang. Doch ein Milliardenkonzern, dessen Interesse es ist, unser Leben in grossen Dimensionen nachhaltig zu prĂ€gen und zu verĂ€ndern, kann sich das locker leisten.
So zum Beispiel Google Glass:
Die Google-Brille (wieso bitte nicht «Google Goggles»?!) sollte unseren Alltag revolutionieren und Augmented Reality in der Gesellschaft verankern. Durch die GlĂ€ser wird der TrĂ€ger mit zusĂ€tzlichen Informationen ĂŒber seine Umwelt versorgt. Auch wenn das Konzept bei Teilen der Tech-Community auf reges Interesse stiess, wurde dem Produkt der Datenschutz zum VerhĂ€ngnis.
Denn Google Glass kann Bewegungsprofile von Nutzern erstellen, Bilder und Töne aufnehmen und diese ohne Wissen des Nutzers auf konzerneigenen Servern speichern. Der Durchbruch von Augmented-Reality-Brillen lÀsst mitunter aufgrund dieses fahlen Beigeschmacks seit gut zehn Jahren auf sich warten.
Aber da war doch noch was ...
Vom 28. Juni 2011 bis zur definitiven Einstellung am 2. April 2019 versuchte Google mit Google+ eine Social-Media-Plattform als Konkurrenz zu Facebook und Co. aufzubauen. Doch irgendwie wollte es einfach nicht klappen. Die GrĂŒnde dafĂŒr sind mannigfaltig, das letztliche Scheitern hingegen beinahe kolossal. Denn wer, wenn nicht Google, hĂ€tte das Know-how gehabt die sozialen Medien zu revolutionieren?
Eil: #GooglePlus nach Datenpanne eingestellt. Alle 3 Nutzer waren betroffen.
— extra3 (@extra3) October 9, 2018
PlayStation Portable und XBox Kinect
Spielkonsolen und Unterhaltungselektronik ganz allgemein verĂ€ndern sich ungemein schnell. Deshalb wĂ€re es an dieser Stelle falsch zu behaupten, dass es sich bei der PlayStation Portable (PSP) um einen Flop handelt. Doch eine kurze Zeit lang fĂŒhlte es sich so an, als wĂ€re das die rosige Zukunft der Handhelds.
Weisch no?
Da sich der Trends von Smartphones aber plötzlich von möglichst klein zu möglichst gross umkehrte, wurde das portable UnterhaltungsgerÀt schnell obsolet und verschwand in Rekordzeit aus dem Alltag der Jugend.
Und die Konkurrenz?
Microsoft versuchte das Gaming mit einem Produkt namens Kinect auf eine andere Weise zu revolutionieren: Es soll Controller mehr oder weniger ĂŒberflĂŒssig machen. Gespielt sollte (Ă€hnlich wie bei der Nintendo Wii) hauptsĂ€chlich mit den Körperbewegungen werden.
Doch irgendwie wollten sich Menschen einfach nicht fĂŒr das stĂ€ndige Bewegen begeistern. Zumindest in Zusammenhang mit dem Gaming war das Kinect ein Flop und verschwand schnell wieder aus den Verkaufsregalen. Auch sonst blieb der erwartete Erfolg nach anfĂ€nglichem Hype aus.
Zeppeline
Freunde, wir mĂŒssen ĂŒber Zeppeline reden. Denn sie sind kriminell unterschĂ€tzt.
Oder?
Einst, das heisst vor der Hindenburg-Katastrophe, galt der Zeppelin lange als Reisemöglichkeit der Zukunft. Klar liesse sich argumentieren, dass sie frĂŒher oder spĂ€ter ohnehin von den schnelleren und sichereren Flugzeugen abgelöst worden wĂ€ren.
BehĂ€lt man jedoch die VorzĂŒge der Zeppelinreise im Hinterkopf, ist durchaus denkbar, dass diese Ablösung wesentlich weniger trennscharf hĂ€tte verlaufen können.
Mit so einem gemĂŒtlichen Speisesaal ...
... einem grosszĂŒgigen Aufenthaltsbereich ...
... und gar eigenen Zimmern liesse es sich jedenfalls wesentlich komfortabler reisen.
Aber wer weiss, vielleicht feiern die Zeppeline doch noch ein Comeback in der Zukunft ...
Universal's Dark Universe
Nicht, als hĂ€tte es den Alltag unser aller einschneidend verĂ€ndert, doch der Aufbau eines neuen cineastischen Universums in der Tradition von DC oder Marvel ist vor allem deshalb nennenswert, weil es gross angekĂŒndigt und letztlich grandios gescheitert ist.
Mit «Dracula Untold» (2014), «Victor Frankenstein» (2015) und «Die Mumie» (2017) wurden drei Eröffnungsversuche gestartet, um das nÀchste grosse Ding im Blockbuster-Business zu werden. Alle drei Filme enttÀuschten aber sowohl punkto Kritik als auch was die Einspielergebnisse betrifft.
Am Cast allein dĂŒrfte es nicht gelegen haben:
Die Bestrebungen, das Dark Universe zum Laufen zu bringen, wurden mittlerweile eingestellt. Aufgrund des ĂŒberraschenden Erfolgs von «Der Unsichtbare» (2020), einem weitaus kleiner budgetiertem Film, soll der Fokus von Universal nun eher darauf liegen, grossen Filmstoff kleiner und an die Arthouse-Tradition angelehnt zu produzieren. «Joker» lĂ€sst grĂŒssen ...
Panama Papers / Edward Snowden Leak
Unsexy Thema, aber zur Zeit, als der NSA-Leak von Edward Snowden publik wurde, schien es so, als wĂŒrde das geopolitische GesamtgefĂŒge fĂŒr einmal mal so richtig durchgerĂŒttelt werden. Politische Geheimnisse wurden an die Ăffentlichkeit gespĂŒlt, diplomatische Panik machte sich breit und plötzlich wurde lauthals Rechenschaftspflicht von allen Seiten gefordert.
Mittlerweile ist Snowden zum diplomatischen Spielball zwischen Washington und Moskau und Quoten-Joker fĂŒr jegliche TV-Formate oder Podiumsdiskussionen geworden. Einige Dinge mögen sich zumindest augenscheinlich verĂ€ndert haben, doch das grosse Umdenken in den geopolitischen Machtriegen lĂ€sst weiter auf sich warten.
Der Trailer zum sehenswerten Spielfilm ĂŒber Edward Snowden:
Ăhnliches gilt fĂŒr die Panama Papers. Beim Leak 2016 sorgten die EnthĂŒllungen fĂŒr grosse Wellen, warfen Zwielicht auf bekannte Promis und Politiker*innen, schienen das MachtgefĂŒge ins Wanken zu bringen. Auf die grosse Empörung könnte durchaus eine rigorose Abmahnung an den Wahlurnen folgen.
Nun, ein paar eher periphere politische Karrieren mussten pausiert oder umgeleitet werden, ĂŒberall achtete man sich ĂŒber eine kurze Zeit hinweg sorgsam auf authentische Image-Pflege. Doch wer jetzt welches Offshore-Konto wo hat, interessiert mittlerweile niemanden mehr.
Egal, wen juckt's.

Concorde
Die Karriere der Concorde war wild und kurz. Zwischen 1976 und 2000 wurde das Ăberschallflugzeug als kommerzielles Linienflugzeug eingesetzt. Von Paris nach New York in drei Stunden und 45 Minuten? Das roch stark nach der Zukunft der Luftfahrt.
Welch Hohheit der LĂŒfte!
Doch die hohen Unterhaltskosten, sowie diverse technische Schwierigkeiten stellten die zukĂŒnftige Nutzung infrage. Nach dem tragischen Unfall 2000, als die Maschine unmittelbar nach dem Start in Paris Feuer fing, wurde das Modell schliesslich endgĂŒltig aus dem Verkehr genommen.
Und fĂŒr alle, die sich fragen, wieso die Concorde so eine komische Nase hat, hier die einzige ErklĂ€rung, die ihr braucht:
MiniDisc
Die MiniDisc war fĂŒr eine Mini-Zeitspanne die Mega-Innovation. Keine verkratzten DatentrĂ€ger mehr, alles schön kompakt und effizient.
Wie sĂŒss!
Auch die Discmans erhielten durch diese Innovation kurzweilig ein futuristisches Mini-Design!
Tja, MP3 kam und die MiniDisc verschwand Àhnlich schnell wie sie gekommen war. Schön war's.
Modulare Smartphones
Eine Idee, die eigentlich schon starb bevor sie ĂŒberhaupt zur breiten Masse vordringen konnte. Doch in Tech-Kreisen gab es die Vermutung, dass das Konzept des Phonebloks des Designers Dave Hakkens die Zukunft unserer Smartphones hĂ€tte sein könnte.
Hakkens Konzeptvisualisierung:
Die grundsĂ€tzliche Idee: Einzelne Bestandteile des Smartphones (z.B. Akku, Kamera, Display, Lautsprecher etc.) werden vom Endverbraucher modular zusammengestellt. Das soll ermöglichen, dass man beispielsweise nicht unnötig Geld fĂŒr gute Kameras zahlen muss, wenn man eigentlich nur einen soliden Akku will. ZusĂ€tzlich sollte es den PlastikmĂŒll reduzieren, da ein Smartphone nicht einfach weggeworfen wird, nur weil eine Komponente fehlerhaft ist.
Google (Project Ara) und LG (LG G5) verschrieben sich der Idee, forschten, entwickelten â und merkten letztlich, dass das BedĂŒrfnis der Menschen danach gar nicht so gross ist. ZusĂ€tzlich werden Innovationen durch die vordefinierte Form und Grösse der Module bis zu einem gewissen Grad eingeschrĂ€nkt oder verunmöglicht.
Das Project Ara wurde 2016 eingestellt, LG gab nach dem enttĂ€uschenden Verkaufszahlen des G5 auf, verkĂŒndete, keine weiteren modulare Smartphones zu produzieren. Das Fairphone ist somit noch das einzige Smartphone, das sich dieses grundsĂ€tzlichen Konzepts bedient.
3D-Filme
Vielleicht noch etwas verfrĂŒht, 3D-Filme generell fĂŒr gescheitert zu erklĂ€ren. Doch gemessen an dem Hype, der im Zuge der ersten 3D-Blockbuster initiiert wurde, hinkt der Status quo bedenklich nach.
Coole
Auch das tragische Dahinsiechen von Kinos allgemein dĂŒrfte dieser Entwicklung nicht entgegenwirken. Wir werden sehen, ob die Gesellschaft auch hier «einfach noch nicht bereit dafĂŒr» war.
Segways und Hoverboards
Trotz massiver Marketingmassnahmen konnte die Idee, dass Segways die Zukunft des FussgÀngertums sein sollte, nicht nachhaltig genug in die kollektive Wahrnehmung der Gesellschaft implantiert werden.
Auch wenn solche Szenen auf Tagesbasis natĂŒrlich durchaus verlockend gewesen wĂ€ren:

Der Segway hat ein wenig die Karriere eines Teenie-Stars absolviert: Von der verheissungsvollen Offenbarung hin zum mitleidig belÀchelten Hauptdarsteller in FremdschÀm-Szenarien (aka Segway-Tours zum Beispiel).
Immerhin konnte sich der Segway in einem Nischensport etablieren, wie es aussieht:
Siehe analog dazu: Hoverboard.
Asbest
Asbest ist das Traummaterial der Isolierung: hitzeresistent, nicht entflammbar, belastbar, gĂŒnstig. Oder besser gesagt war.
Anno dazumal noch Spass fĂŒr Gross und Klein: die Asbestzementplatten der Firma Eternit an der Schweizer Mustermesse in Basel 1964:
Wie sich leider ĂŒber die Jahre herausgestellt hat, ist Asbest fĂŒr den Menschen enorm schĂ€dlich, da sich das Material beim Einatmen als kanzerogen herausgestellt hat. Wer also regelmĂ€ssig Asbest ausgesetzt war, erkrankte frĂŒher oder spĂ€ter mit hoher Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs.
Asbest, wie wir es heute vor allem kennen:
Da die Schweizer Asbest-Lobby lange Zeit sehr mÀchtig war, konnte das Verbot des Materials nach Entdecken des GefÀhrdungspotentials rund neun Jahre hinausgezögert werden. Wie viel Schaden damit angerichtet wurde, ist heute schwer eindeutig zu beziffern.
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