Gibt es in der Playoff-Viertelfinalserie gegen die ZSC Lions noch Hoffnung für den EHC Kloten? Bis zur 27. Minute in Spiel 3 vom Montag wäre die klare Antwort gewesen: Nein. Ich hatte schon im Kopf, die kürzeste watson-Story zu schreiben, seit Kollege Toggweiler im Regensommer von 2021 fragte: «Wird es heute endlich Sommer?»
Bis zu diesem Zeitpunkt war der ZSC unfassbar dominant. Die Lions gewannen die ersten beiden Spiele mit 5:1 und 5:0, und sie hätten auch nach dem ersten Drittel am Montag (15:1 Torschüsse) bereits wieder mit mindestens drei Toren Unterschied führen können. Doch dann gab es einen Bruch im Spiel der Stadtzürcher. Verteidiger Christian Marti musste nach einem Check gegen den Kopf von Rafael Meier unter die Dusche (heute Abend ist er provisorisch gesperrt). Im folgenden fünfminütigen Powerplay schoss Kloten zwar kein Tor, doch es konnte sich ein wenig Luft verschaffen und den Zürcher Rhythmus brechen.
In der Folge gestaltete sich das Spiel viel offener. Während sich beim ZSC Frust breitzumachen schien, kam Kloten immer besser ins Spiel. Am Ende brachte das nichts. Die Lions gewannen dank eines umstrittenen und aus Klotener Sicht sicher ärgerlichen Tores.
Der EHCK steht nun in der Playoff-Serie mit einem 0:3 mit dem Rücken zur Wand. Im Heimspiel (ab 20 Uhr im watson-Liveticker) muss unbedingt ein Sieg her, sonst ist die Saison vorbei. Und damit sind wir bei der eingangs gestellten Frage: Gibt es noch Hoffnung für den EHC Kloten?
Ja, leise Hoffnung gibt es. Doch im Spiel 4 – weiter dürfen sie nicht vorausblicken – muss bei den Zürcher Unterländern so ziemlich alles zusammenpassen.
Vielleicht ein offensichtlicher Punkt, aber ein umso wichtigerer: Torhüter Ludovic Waeber war der Grund, warum Kloten in Spiel 3 in Zürich nicht nach 20 Minuten schon deutlich zurücklag. Nachdem er in der Partie zuvor noch fünf Gegentreffer kassiert hatte, war das ein wichtiger Befreiungsschlag.
Die ZSC Lions sind so unfassbar talentiert, dass es nicht möglich sein wird, sie komplett auszubremsen. Wenn sie also zu ihren unausweichlichen Chancen kommen, braucht es einen Ludovic Waeber auf dem gleichen Niveau wie am Montag, der die gegnerischen Stürmer verzweifeln lässt.
Natürlich sollte Waeber dabei auch etwas Unterstützung von seinen Vorderleuten erhalten. Im besten Fall schon bevor die ZSC-Spieler Klotens Zone erreichen. Gerade im ersten Drittel am Montag war auffällig, wie einfach die Lions in die offensive Zone kamen. Über das ganze Spiel gesehen waren gemäss dem Tracking von nlicedata.com 82,5 Prozent der Zürcher Versuche, die offensive blaue Linie mit Scheibenbesitz zu überqueren, erfolgreich.
Im zweiten und dritten Drittel gelang es dem Team von Lauri Marjamäki dann etwas besser, die Lions-Angriffe auszubremsen. Im Idealfall sieht das so aus.
Natürlich gibt es im Eishockey immer wieder Situationen, in denen es unmöglich ist, so perfekt zu stehen. Doch wann immer es möglich ist, sollte Kloten heute Abend die Mittelzone konsequent so zustellen. Dann gelingt es den Zürchern Künstlern weniger, sich zu entfalten.
Diesen Punkt haben sich die Flughafenstädter schon nach der dritten Niederlage vorgenommen. «Wir sahen, dass sie auf der Bank am Schreien waren», sagte Stürmer Axel Simic, und ergänzte: «Sie wollen Schönwetter-Eishockey spielen, deshalb müssen wir ihnen unter die Haut gehen.»
Einerseits geht es um die defensive Stabilität. Schon am Montag war gut sichtbar: Je länger die Null beim ZSC stand, desto frustrierter wurden die Zürcher. Wenn sie das erneut erreichen, könnte Kloten mit kernigen Checks – vielleicht auch mit dem einen oder anderen versteckten Stockschlag – zusätzliches Öl ins Feuer giessen. Gerade auch die Schweizer Starstürmer Denis Malgin und Sven Andrighetto sind auf dem Eis auch als Hitzköpfe bekannt. Wenn es Marjamäkis Mannschaft gelingt, dass diese sich mit Undiszipliniertheiten selbst aus dem Spiel nehmen, dann steigen die Erfolgschancen.
Klar ist: Ohne Tore wird es unmöglich, Spiel 4 gegen den ZSC zu gewinnen. Seit der 17. Minute von Spiel 1 wartet Kloten auf sein zweites Tor in dieser Serie. Trotzdem dürfen sich die Zürcher Unterländer heute Abend nicht blind in die Offensive stürzen. Auch das hat das 1. Drittel am Montag gezeigt: Mit riskanten Pässen und Dribblings hat man gegen diese Lions keinen Erfolg, die Gefahr von Kontern ist zu gross.
Es wird auch heute Abend Momente geben, in denen etwas mehr Risiko erlaubt ist. Diese sind allerdings äusserst selten – kein anderes Playoff-Team hat weniger Schüsse und Torchancen. Und kein anderes Team macht so wenig aus diesen Chancen, liegt die Schusseffizienz in den Playoffs doch bei tragischen 1,54 Prozent. Umso wichtiger wäre es dann, wenn die Flughafenstädter in diesen Momenten tatsächlich auch zuschlagen.
Insbesondere auch, wenn sie einmal ein Powerplay erhalten. Mit der Fünfminutenstrafe gegen Christian Marti kam Kloten zwar am Montag zurück ins Spiel. Aber ein Powerplaytor gab es dort wie auch in der ganzen Serie noch nicht. Das muss sich jetzt dringend ändern, sonst geht die Saison heute Abend zu Ende.