Sport
Analyse

Spiel 4 gegen die ZSC Lions: Das sind Klotens Schlüssel zum Erfolg

Niko Ojamaeki (EHCK), Mitte, und Thomas Gregoire (EHCK), rechts, kaempfen um den Puck mit Sven Andrighetto (ZSC), links, im dritten Playoff Viertelfinalspiel der National League zwischen den ZSC Lions ...
Kann Kloten dem ZSC heute noch ein Bein stellen?Bild: keystone
Analyse

Gibt es noch Hoffnung für den EHC Kloten?

In der Playoff-Viertelfinalserie gegen die ZSC Lions hat Kloten heute (20 Uhr) zuhause das Spiel der letzten Chance. Das sind die Schlüssel zum Erfolg.
19.03.2025, 14:2719.03.2025, 15:33
Mehr «Sport»

Gibt es in der Playoff-Viertelfinalserie gegen die ZSC Lions noch Hoffnung für den EHC Kloten? Bis zur 27. Minute in Spiel 3 vom Montag wäre die klare Antwort gewesen: Nein. Ich hatte schon im Kopf, die kürzeste watson-Story zu schreiben, seit Kollege Toggweiler im Regensommer von 2021 fragte: «Wird es heute endlich Sommer?»

Bis zu diesem Zeitpunkt war der ZSC unfassbar dominant. Die Lions gewannen die ersten beiden Spiele mit 5:1 und 5:0, und sie hätten auch nach dem ersten Drittel am Montag (15:1 Torschüsse) bereits wieder mit mindestens drei Toren Unterschied führen können. Doch dann gab es einen Bruch im Spiel der Stadtzürcher. Verteidiger Christian Marti musste nach einem Check gegen den Kopf von Rafael Meier unter die Dusche (heute Abend ist er provisorisch gesperrt). Im folgenden fünfminütigen Powerplay schoss Kloten zwar kein Tor, doch es konnte sich ein wenig Luft verschaffen und den Zürcher Rhythmus brechen.

In der Folge gestaltete sich das Spiel viel offener. Während sich beim ZSC Frust breitzumachen schien, kam Kloten immer besser ins Spiel. Am Ende brachte das nichts. Die Lions gewannen dank eines umstrittenen und aus Klotener Sicht sicher ärgerlichen Tores.

Der EHCK steht nun in der Playoff-Serie mit einem 0:3 mit dem Rücken zur Wand. Im Heimspiel (ab 20 Uhr im watson-Liveticker) muss unbedingt ein Sieg her, sonst ist die Saison vorbei. Und damit sind wir bei der eingangs gestellten Frage: Gibt es noch Hoffnung für den EHC Kloten?

Ja, leise Hoffnung gibt es. Doch im Spiel 4 – weiter dürfen sie nicht vorausblicken – muss bei den Zürcher Unterländern so ziemlich alles zusammenpassen.

Ludovic Waeber

Vielleicht ein offensichtlicher Punkt, aber ein umso wichtigerer: Torhüter Ludovic Waeber war der Grund, warum Kloten in Spiel 3 in Zürich nicht nach 20 Minuten schon deutlich zurücklag. Nachdem er in der Partie zuvor noch fünf Gegentreffer kassiert hatte, war das ein wichtiger Befreiungsschlag.

Torhueter Ludovic Waeber (EHCK) im dritten Playoff Viertelfinalspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem EHC Kloten, am Montag, 17. Maerz 2025 in der Swiss Life Arena in Zuerich. (KEYST ...
Hielt Kloten in Spiel 3 lange im Spiel: Ludovic Waeber.Bild: keystone

Die ZSC Lions sind so unfassbar talentiert, dass es nicht möglich sein wird, sie komplett auszubremsen. Wenn sie also zu ihren unausweichlichen Chancen kommen, braucht es einen Ludovic Waeber auf dem gleichen Niveau wie am Montag, der die gegnerischen Stürmer verzweifeln lässt.

Mittelzone zustellen

Natürlich sollte Waeber dabei auch etwas Unterstützung von seinen Vorderleuten erhalten. Im besten Fall schon bevor die ZSC-Spieler Klotens Zone erreichen. Gerade im ersten Drittel am Montag war auffällig, wie einfach die Lions in die offensive Zone kamen. Über das ganze Spiel gesehen waren gemäss dem Tracking von nlicedata.com 82,5 Prozent der Zürcher Versuche, die offensive blaue Linie mit Scheibenbesitz zu überqueren, erfolgreich.

Im zweiten und dritten Drittel gelang es dem Team von Lauri Marjamäki dann etwas besser, die Lions-Angriffe auszubremsen. Im Idealfall sieht das so aus.

ZSC Lions vs. EHC Kloten: Zone Entry 1
Ein Kloten-Stürmer (1) macht Druck auf den scheibenführenden Zürcher. Die anderen beiden (2 und 3) decken die Flügel ab. Die beiden Verteidiger (hintere rote Linie) machen die Mitte zu.Bild: screenshot mysports
ZSC Lions vs. EHC Kloten: Zone Entry 2
Wichtig ist hier, dass der Klotener am rechten Flügel am angreifenden Zürcher dranbleibt und die Innenposition (näher am Tor) behält. Für den scheibenführenden Zürcher sind die Passwege 1 und 2 abgeschnitten. Auch Passoption 3 besteht nicht, weil Kloten hartnäckig am Flügelstürmer dranbleibt. Die einzige Option ist es, die Scheibe tief in die Zone zu schiessen (Dump-in).Bild: screenshot mysports
ZSC Lions vs. EHC Kloten: Zone Entry 3
Die Scheibe kommt der Bande entlang auf den anderen Flügel (grüner Pfeil). Auch dort macht Kloten sofort wieder Druck auf den scheibenführenden Zürcher und steht sonst gut. Passwege 1 und 2 sind zugestellt. Wieder kann der ZSC-Stürmer die Scheibe nur hinters Tor spielen.Bild: screenshot mysports
ZSC Lions vs. EHC Kloten: Zone Entry 5
Klotens Verteidiger hat dann keine Mühe, zuerst am Puck zu sein und die Angriffsbemühungen der ZSC Lions zu beenden.Bild: screenshot mysports

Natürlich gibt es im Eishockey immer wieder Situationen, in denen es unmöglich ist, so perfekt zu stehen. Doch wann immer es möglich ist, sollte Kloten heute Abend die Mittelzone konsequent so zustellen. Dann gelingt es den Zürchern Künstlern weniger, sich zu entfalten.

Unter die Haut gehen

Diesen Punkt haben sich die Flughafenstädter schon nach der dritten Niederlage vorgenommen. «Wir sahen, dass sie auf der Bank am Schreien waren», sagte Stürmer Axel Simic, und ergänzte: «Sie wollen Schönwetter-Eishockey spielen, deshalb müssen wir ihnen unter die Haut gehen.»

Einerseits geht es um die defensive Stabilität. Schon am Montag war gut sichtbar: Je länger die Null beim ZSC stand, desto frustrierter wurden die Zürcher. Wenn sie das erneut erreichen, könnte Kloten mit kernigen Checks – vielleicht auch mit dem einen oder anderen versteckten Stockschlag – zusätzliches Öl ins Feuer giessen. Gerade auch die Schweizer Starstürmer Denis Malgin und Sven Andrighetto sind auf dem Eis auch als Hitzköpfe bekannt. Wenn es Marjamäkis Mannschaft gelingt, dass diese sich mit Undiszipliniertheiten selbst aus dem Spiel nehmen, dann steigen die Erfolgschancen.

KEYPIX - Derek Grant (ZSC), rechts, rangelt mit Axel Simic (EHCK), links, im dritten Playoff Viertelfinalspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem EHC Kloten, am Montag, 17. Maerz 2025  ...
Kloten muss bei den Lions auch die eine oder andere Strafe provozieren.Bild: keystone

Risikoabwägung und Effizienz

Klar ist: Ohne Tore wird es unmöglich, Spiel 4 gegen den ZSC zu gewinnen. Seit der 17. Minute von Spiel 1 wartet Kloten auf sein zweites Tor in dieser Serie. Trotzdem dürfen sich die Zürcher Unterländer heute Abend nicht blind in die Offensive stürzen. Auch das hat das 1. Drittel am Montag gezeigt: Mit riskanten Pässen und Dribblings hat man gegen diese Lions keinen Erfolg, die Gefahr von Kontern ist zu gross.

Es wird auch heute Abend Momente geben, in denen etwas mehr Risiko erlaubt ist. Diese sind allerdings äusserst selten – kein anderes Playoff-Team hat weniger Schüsse und Torchancen. Und kein anderes Team macht so wenig aus diesen Chancen, liegt die Schusseffizienz in den Playoffs doch bei tragischen 1,54 Prozent. Umso wichtiger wäre es dann, wenn die Flughafenstädter in diesen Momenten tatsächlich auch zuschlagen.

Insbesondere auch, wenn sie einmal ein Powerplay erhalten. Mit der Fünfminutenstrafe gegen Christian Marti kam Kloten zwar am Montag zurück ins Spiel. Aber ein Powerplaytor gab es dort wie auch in der ganzen Serie noch nicht. Das muss sich jetzt dringend ändern, sonst geht die Saison heute Abend zu Ende.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Playoff-Topskorer seit der Saison 2002/03
1 / 21
Alle Playoff-Topskorer seit der Saison 2002/03
Saison 2020/21: Jan Kovar, EV Zug , 13 Spiele, 15 Punkte (1 Tor, 14 Assists)
quelle: keystone / urs flueeler
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
James R
19.03.2025 14:51registriert Februar 2014
Kloten ist sicher fähig, ein viertes Spiel zu gewinnen. Aber dann ist sicher Feierabend. Der ZSC scheint in der Lage zu sein, bei Bedarf noch ein, zwei Gänge hochzuschalten.
354
Melden
Zum Kommentar
13
    Jetzt ist es fix – so heisst das NHL-Team aus Utah künftig
    Die NHL-Franchise aus Salt Lake City hat nach einer Saison als Utah Hockey Club einen neuen dauerhaften Namen. Es heisst Utah Mammoth.

    Lange wurde gerätselt, nun hat die NHL-Franchise aus Utah einen definitiven Namen. Zu Ehren der Mammuts, welche in der letzten Eiszeit im US-Bundesstaat Utah lebten, heisst das Team nun Utah Mammoth.

    Zur Story