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Kurioses ZSC-Tor in National League – das spricht gegen Systemwechsel

Patrick Geering (ZSC), 2. rechts, jubelt mit Justin Sigrist (ZSC), links, nach seiem Tor zum 1:0 gegen Dario Sidler (EHCK) Torhueter Ludovic Waeber (EHCK) im dritten Playoff Viertelfinalspiel der Nati ...
Eine undurchsichtige Situation: das einzige Tor der ZSC Lions im 3. Spiel gegen Kloten.Bild: keystone
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Braucht es nach dem kuriosen ZSC-Tor einen Systemwechsel?

Ein einziges kurioses Tor entscheidet die dritte Viertelfinal-Partie zwischen den ZSC Lions und Kloten. Wieder einmal wird die Forderung laut nach einem Systemwechsel nach dem Vorbild der NHL oder des Fussballs.
19.03.2025, 11:3919.03.2025, 13:36
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Die Schiedsrichter haben das 1:0 von ZSC-Captain Patrick Geering in der 48. Minute erst nach dem Video-Studium anerkannt. Die ZSC Lions gewinnen gegen Kloten auch das dritte Viertelfinalspiel. Nach dem 1:0 (0:0, 0:0, 1:0) am Montag brauchen sie nur noch einen weiteren Sieg für den Einzug in den Halbfinal.

Mal abgesehen von der Aufregung rund um diesen Treffer, der nicht nur ein Spiel, sondern womöglich diese Viertelfinalserie (fast) entschieden hat, gibt es wieder einmal die Frage: Ist es richtig, dass die Schiedsrichter im Stadion, im Zeitnehmerhäuschen, umgeben von Funktionärinnen und Funktionären des Heimteams, schwitzend, mit Adrenalin «vollgepumpt» und ausser Atem so heikle Situationen auf Bildschirmen überprüfen und so folgenreiche Entscheide fällen müssen? Wäre es nicht besser, wenn die Bilderprüfung und die Entscheidungsfindung nach dem Vorbild der NHL und Schweden oder des Fussballs an einem ruhigen, neutralen Ort («VAR-Room») von Experten vorgenommen würden, um die Schiedsrichter im Stadion zu entlasten? Wenn schon nicht während der Qualifikation, dann doch wenigstens während der Playoffs?

Die Frage geht an Liga-Manager Denis Vaucher: Gibt es Bestrebungen in diese Richtung? Er sagt: «Nein, im Moment nicht.» Er sieht keine Chance für eine Lösung «VAR-Room» und legt dar, warum. «Wir haben von allen europäischen Ligen wohl das beste Bildmaterial und das steht den Schiedsrichtern im Stadion auf guten Bildschirmen uneingeschränkt zur Verfügung. In einem ‹VAR-Room› wären die Bilder nicht besser. Die Schiedsrichter wollen die Hoheit über ihre Entscheidungen behalten und nicht delegieren.» Denis Vaucher sieht auch kein Problem in der räumlichen Enge und in der Hitze der Emotionen im Stadion. «Die Einrichtungen genügen und sind auf diese Saison noch einmal verbessert worden.»

The Head referee Stefan Huerlimann, during a National League regular season game of the Swiss Championship between Geneve-Servette HC, GSHC, and HC Ambri-Piotta, HCAP, at the ice stadium Les Vernets i ...
Die Hoheit über die Entscheidungen soll gemäss Liga-Manager Denis Vaucher bei den Schiedsrichtern auf dem Eis bleiben.Bild: keystone

Das Problem seien nicht nur die Kosten. «Wir hätten gar nicht genug Experten, um in einem ‹VAR-Room› die Spiele einer Vollrunde zu überwachen.» Zum kuriosen ZSC-Tor sagt er: «Man kann nicht davon ausgehen, dass in einem ‹VAR-Room› eine andere Entscheidung gefällt worden wäre.»

ZSC-Manager Peter Zahner sieht die Dinge ähnlich wie Denis Vaucher. «Welche Verbesserungen würde uns die Lösung ‹VAR-Room› tatsächlich bringen? Der Mehraufwand würde sich nicht auszahlen. Wir sehen ja, dass im Fussball die Anzahl Fehlentscheidungen durch die VAR-Lösung nicht zurückgeht. Obwohl es doch einfacher sein müsste als im Hockey. Der Ball dürfte fünfzig Mal grösser sein als ein Puck. Ich habe inzwischen den Eindruck, dass sich im Fussball der Schiedsrichterchef fast jede Woche entschuldigen muss …»

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Tatsächlich dürfte der Nutzen eines Systemwechsels zu klein sein, um den Aufwand zu rechtfertigen. Ein «VAR-Room» müsste inklusive Personalkosten wohl von den Klubs finanziert werden. Selbst wenn sich die Kosten in einem bescheidenen Rahmen halten sollten, sträuben sich die Klubs wie eine Katze am Halsseil gegen jede Form des Geldausgebens für Belange, die ihnen nicht direkten Nutzen bringen.

Schiedsrichter Fedayi San ueberprueft ein Tor von FC Lausanne-Sport mit dem VAR im Fussball Meisterschaftsspiel der Regular Season der Swiss Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Lausanne ...
Trotz VAR gibt es auch in der Super League noch umstrittene Entscheide.Bild: keystone

Sowieso ist unbestritten, dass Fehlentscheide auch mit der höchstentwickelten Bilder-Technologie unter luxuriösen Bedingungen in einem klimatisierten «VAR-Room» nie zu hundert Prozent zu verhindern sind. Denn es sind immer Menschen, die ihre Entscheidung aufgrund ihrer Interpretation der Bilder fällen.

Das dürfte ja auch die Ursache der Kontroverse rund um das kuriose ZSC-Tor sein: Die Bilder standen zur Verfügung und nicht das System steht in der Kritik. Die Diskussionen drehen sich vielmehr um die Kommunikation der Schiedsrichter und eben die Schlüsse, die sie aus den Bildern gezogen haben.

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24 Kommentare
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W.Wilson
19.03.2025 11:50registriert Januar 2025
Aber Hochgeschwindigkeitskameras an der Blauen Linie um das Offside-Problem zu lösen wäre gut. Auf dem Videomaterial kann man kaum erkennen ob es Offside war oder nicht, das Tempo ist zu hich für unsere Kameras
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