Hätte das umstrittene ZSC-Tor zählen dürfen?
Das einzige Tor im dritten Playoff-Viertelfinalspiel zwischen den ZSC Lions und dem EHC Kloten war ein kurioses. ZSC-Stürmer Joel Henry lag schon im Klotener Tor, nachdem er von Klotens Nolan Diem dort reingedrückt wurde. In diesem Moment spedierte ZSC-Verteidiger Patrick Geering die Scheibe Richtung Tor, wo sie von einem Schlittschuh in Richtung Torlinie abgelenkt wurde. Kaum ein Fan im Stadion merkte, dass ein Tor geschossen wurde. Doch nach dem Videostudium gaben die Schiedsrichter das Tor für den ZSC.
Klotens Trainer Lauri Marjamäki nimmt den Entscheid ziemlich stoisch hin. Er sagt nach dem Spiel: «Unser Video-Coach hat sofort gesagt, dass wir auf eine Coach’s Challenge verzichten sollen. Es sei eindeutig, dass Diem den Zürcher Spieler ins Tor geschubst habe. Ob der Puck hinter der Torlinie war oder nicht, konnten wir auf unseren Bildern nicht sehen. Aber da musste ich den Schiedsrichtern vertrauen.»
Die Klotener Fans hingegen sehen die Szene verständlicherweise weniger nüchtern. Sie monieren, das Tor hätte nicht zählen dürfen.
Was ist die Argumentation der Kloten-Fans?
Die Kloten-Fans in der watson-Kommentarspalte sagen, dass Schiedsrichter Stefan Hürlimann ein Torraum-Offside abgepfiffen hat. Das wäre dann ein Tatsachenentscheid, der nicht mehr umgestossen werden könnte. Einige argumentieren gar, dass der Puck erst nach dem Pfiff des Schiedsrichters die Linie überquert hat.
Was haben die Schiedsrichter auf dem Eis entschieden?
Tatsächlich pfeift Schiedsrichter Hürlimann das Spiel im Laufe der umstrittenen Szene irgendwann ab. Zu diesem Zeitpunkt liegt die Scheibe aber vermutlich schon hinter der Linie (dazu später mehr). Hürlimann zeigt zuerst kein Tor an, sondern vermutet wohl eine Torhüterbehinderung.
Nach einer kurzen Besprechung mit den anderen Offiziellen auf dem Eis – nach Regel 31 des offiziellen IIHF-Regelwerks ist das erlaubt, bevor eine definitive Entscheidung gefällt wird – entschied das Quartett, dass keine Torhüterbehinderung vorlag. Da die Scheibe nach dem Pfiff im Tor lag, entschieden die Schiedsrichter auf dem Eis auf Tor, nun ging es im Videostudium noch um die Frage, ob die Scheibe auch auf legale Art und Weise hinter die Linie gelangte.
Was ist ein Torraum-Offside?
Ein Torraum-Offside ist als solches nicht als separate Regel im IIHF-Regelbuch ersichtlich. Im Rahmen von Regel 69 (Torhüterbehinderung) steht allerdings: «Sollte ein angreifender Spieler den Torraum betreten und nicht sofort wieder verlassen, kann der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen.» Das ist in diesem Fall allerdings nicht gegeben, da der angreifende Spieler vom Gegner ins Tor gedrückt wird.
Wie gelang die Scheibe hinter die Linie?
Eine Erklärung in einer Serie von Bildern:
Nachträgliche Ergänzung: Nach dem Anpfiff zeigt Schiedsrichter Stefan Hürlimann zuerst an, dass das Tor im Videostudium angeschaut werden soll. Danach macht er einen zaghaften «Wash-Out» – also das Zeichen für kein Tor (siehe Screenshot unten). Zu diesem Zeitpunkt geht er allerdings noch von einer Torhüterbehinderung (Torraum-Offside) aus. Nach der Besprechung mit seinen Kollegen wurde er dann vermutlich aufgeklärt, weshalb auf dem Eis dann doch auf Tor entschieden wurde.
War der Entscheid, das Tor zu geben, korrekt?
Ja, die Schiedsrichter haben keine Fehler begangen. Ein Torraum-Offside oder eine Torhüterbehinderung liegen nicht vor. Es war mit Nolan Diem der Klotener, der ZSC-Stürmer Joel Henry ins Tor von Ludovic Waeber geschoben hat. Auch wenn Schiedsrichter Stefan Hürlimann im ersten Moment nicht auf Tor entschieden hat, darf er den definitiven On-Ice-Entscheid nach einer Rücksprache mit seinen Kollegen festlegen.
Der On-Ice-Entscheid war Tor, weil die Scheibe hinter der Linie zu liegen kam. Das Video-Studium hat gezeigt, dass die Scheibe die Linie auf legale Art und Weise und noch vor dem Pfiff überquert hat. Darum zählt das Tor. Weil er der letzte ZSC-Spieler am Puck ist, wird das Tor Patrick Geering gutgeschrieben.
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