Sport
Eismeister Zaugg

National League: Lausanne hat gegen die ZSC Lions den Heimvorteil

Der Zuercher Denis Malgin, (ZSC), rechts, verabschiedet und bedankt sich bei seinem Torhueter Simon Hrubec, (ZSC), nach dem 2:6 Sieg und Einzug in das Finale, beim sechsten Eishockey Playoff Halbfinal ...
Die ZSC Lions, hier mit Torhüter Simon Hrubec und Stürmer Denis Malgin, haben den Heimvorteil dieses Mal nicht.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Die grosse Gefahr für die ZSC Lions ist die Renaissance des Heimvorteils

Lars Leuenberger und seine Männer haben alles richtig gemacht und sind doch gescheitert. Lausanne gewinnt Spiel 7 gegen Fribourg 5:1 und fordert ab Dienstag die ZSC Lions im Final. Die Zürcher sind die Nummer 1 Europas. Aber ein Detail kann ihnen zum Verhängnis werden.
13.04.2025, 05:4113.04.2025, 12:43
Mehr «Sport»

Im Viertelfinal hat Gottéron das 7. Spiel auswärts in Bern 4:1 gewonnen. Und nun die 7. Halbfinalpartie in Lausanne 1:5 verloren. Die Erklärung ist erstaunlich einfach: Gegen Lausanne hat eine Prise Talent gefehlt.

Mit Mut, Leidenschaft, guter Taktik und dem Rückhalt von Reto Berra ist es gelungen, die verletzungsbedingten Ausfälle von Lucas Wallmark und Jacob de la Rose optisch zu kompensieren. Gottéron hat in Lausanne mit 29:22 Abschlüssen dominiert, im letzten Drittel gar mit 13:4.

Marcus Soerensen (HCFG), links, und Andreas Borgman (HCFG), rechts, beim Empfang der Spieler in Freiburg nach dem siebten Eishockey Playoff Halbfinalspiel der National League zwischen dem Lausanne HC  ...
Die Freiburger Spieler werden nach der Rückkehr von den eigenen Fans empfangen und aufgemuntert.Bild: keystone

Aber es war Sisyphus-Arbeit. So wird eine Arbeit bezeichnet, die trotz andauernder Anstrengung und Bemühung nicht zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden kann.

Der Ausdruck ergibt sich aus der Sage des ebenso schlauen Sisyphos aus der griechischen Mythologie. Er musste zur Strafe für allerlei Missetaten einen Felsblock auf ewig einen Berg hinaufwälzen, der, fast am Gipfel, jedes Mal wieder ins Tal rollt. Mit den beiden schwedischen National- und WM-Stürmern hätte es wahrscheinlich zum Finaleinzug gereicht.

Kein Erfolg – trotz Tapferkeit und Leidenschaft

Aber es ist, wie es ist. Vielleicht sollten künftige Generationen von einer Gottéron-Arbeit reden, wenn alle Anstrengungen am Ende doch vergeblich sind. Oder «es ist alles Gottéron» statt «es ist alles für die Katz» sagen. Immer und immer wieder, wenn es scheint, dass der Gipfel erreicht werden kann, folgt doch noch der Rückschlag: Viermal hat Gottéron bereits den Final verloren, dreimal sogar als Qualifikationssieger.

Les joueurs lausannois fetent la qualification pour la finale avec le gardien Kevin Pasche (LHC) lors du septieme match des Play-off des demi-finales du championnat suisse de hockey sur glace de Natio ...
Geschafft! Die Lausanner Spieler feiern den erneuten Finaleinzug.Bild: keystone

Nun war mit der Mannschaft, die noch Christian Dubé zusammengestellt hat, zum zweiten Mal hintereinander im Halbfinal Endstation. Noch nie ist Gottéron Meister geworden. Trotz generöser Anstrengung, Mut, Tapferkeit und Leidenschaft.

Das Talent von Lucas Wallmark und Jacob de la Rose fehlte, um die offensiven Bemühungen zu krönen. Dazu passt: Den einzigen Treffer am Samstagabend erzielte Kevin Etter (21). Kein Stammspieler, zeitweise bei Thurgau in der Swiss League und nun beim dritten Einsatz in den Playoffs sein erstes Playoff-Tor.

13:4 Torschüsse im letzten Drittel, aber 1:2 Tore, beide Gegentreffer ins leere Gehäuse, das Reto Berra zu Gunsten eines 6. Feldspielers verlassen hatte. Alle Anstrengungen der «Graubärte», Nonkonformisten, übersehenen Junioren und Hinterbänkler: Am Ende alles doch nur Sisyphus-Arbeit.

Umgekehrte Vorzeichen

Lausanne fordert nun zum zweiten Mal hintereinander im Final die ZSC Lions heraus. Die Zürcher haben vor einem Jahr den Titel im 7. Spiel auf eigenem Eis geholt. Die Differenz zum letztjährigen Final: 2024 hatten die ZSC Lions als Qualifikations-Sieger Heimvorteil. Nun hat Lausanne die Qualifikation mit vier Punkten Vorsprung auf die Zürcher gewonnen und dieses Mal Heimvorteil.

Zwar hat der legendäre Nationaltrainer Ralph Krueger einst als Erklärung für das Versagen bei der Heim-WM von 2009 in Bern und Kloten (Viertelfinal verpasst) den Begriff «Heimnachteil» geprägt. Und tatsächlich ist es so, dass fünfmal hintereinander (2014, 2015, 2016, 2017, 2018) der Titel auswärts gefeiert worden ist. Auch 2009, 2011 und 2012 fand die Meisterfeier im gegnerischen Stadion statt. Ralph Kruegers «Heimnachteil» gab es also tatsächlich. Von zehn Titeln zwischen 2009 und 2018 sind acht auswärts gewonnen worden.

Qualifikationsspiel zwischen der Schweiz und Weissrussland am Mittwochnachmittag den 13.Februar 2002 in Salt Lake City.Die Schweizer Trainerbank mit einem nervoesen Ralph Krueger,zusammen mit Martin H ...
Vom ehemaligen Nati-Trainer Ralph Krueger stammt das Bonmot des «Heimnachteils».Bild: KEYSTONE

Aber inzwischen ist es im Final zu einer erstaunlichen Renaissance (= Wiedergeburt) des Heimvorteils gekommen. Zug (2021 und 2022), Servette (2023) und vor einem Jahr die ZSC Lions haben die Meisterschaft auf eigenem Eis gewonnen. Mehr noch: In den insgesamt 14 Finalspielen von 2023 und 2024 hat es nur noch eine einzige Heimniederlage gegeben.

Was die Angelegenheit noch delikater macht: Die ZSC Lions haben im letzten Final in Lausanne gleich alle drei Auswärtsspiele verloren (2:4, 2:5, 3:5). Sie sind dank vier Heimsiegen (2:1, 4:2, 3:0, 2:0) Meister geworden. Auf den Punkt gebracht: Wenn die ZSC Lions den Titel verteidigen wollen, dann müssen sie mindestens einmal in Lausanne gewinnen. Wie wir es auch drehen und wenden: An einem Auswärtssieg führt für die Zürcher kein Weg vorbei.

Lausanne konnte sich zwar im Viertelfinal gegen Langnau und nun im Halbfinal gegen Gottéron erst im 7. Spiel durchsetzen und hat drei Partien mehr in den Beinen. Aber Lausanne kann mit vier Heimsiegen erstmals in seiner Geschichte Meister werden, ist also auf einer Mission, und in Lausanne vermag das Publikum Energie auf die Spieler zu übertragen.

Wer gewinnt den Playoff-Final?

Die Energie wird für den Herausforderer bei Heimspielen also kein Problem sein. Kommt dazu: Torhüter Kevin Pasche hat im 7. Spiel im eigenen Stadion gegen Gottéron der immensen, der maximalen Belastung standgehalten und 96,55 Prozent der Schüsse pariert. Er ist auf eigenem Eis besser als auswärts.

Die ZSC Lions wiederum sind noch besser als vor einem Jahr. Sie haben die Champions Hockey League gewonnen und sind die Nummer 1 ausserhalb der NHL. Alles passt. Torhüter Simon Hrubec ist der beste Torhüter der aktuellen Playoffs. Die Zürcher sind über vier Linien besser besetzt, sie haben mehr Talent und mit Sven Andrighetto und Denis Malgin haben sie die beiden besten Playoff-Skorer in ihren Reihen. Auch in Zürich kommt es zur Energieübertragung vom Publikum auf die Spieler.

Aber Lausanne hat als Qualifikationssieger jetzt ein Heimspiel mehr. Dieser Heimvorteil ist das Detail, das den hockeytechnisch eigentlich klar besseren ZSC Lions zum Verhängnis werden kann.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die HCD-Legende Andres Ambühl tritt zurück
1 / 11
Die HCD-Legende Andres Ambühl tritt zurück
Der Captain des HC Davos und Eishockey-Legende Andres Ambühl hatte gestern Abend sein letztes Spiel in der National League.
quelle: keystone / gian ehrenzeller
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Eishockeyspielerin erklärt, wieso NHL «Pride Nights» so wichtig sind
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ZSC Fan Forever
13.04.2025 08:18registriert April 2021
Also was ich vor allem hoffe ist, dass endlich einmal die Schiris eine klare Linie haben und dass sie auch endlich einmal auf dem sehr guten Hockeyniveau auch so pfeiffen. Die ganzen PO's hindurch haben sie teilweise eine sehr bedenkliche Leistung gebracht und auch ab und zu matchentscheidene Fehler gepfiffen. Dann sollte einfach die bessere Mannschaft gewinnen. Als ZSC Fan hoffe ich natürlich auf uns. Aber eben. Die Teams und nicht die Schiris sollen durch ihr Unvermögen, das Spiel entscheiden.
435
Melden
Zum Kommentar
avatar
Guli1970
13.04.2025 08:54registriert November 2017
Lausanne ist nicht gleich stark wie letzte Saison, sie haben gegen ein dezimiertes Fribourg sehr lange keine gute Figur gemacht. Der ZSC ist ein ganz anderes Kaliber wie Fribourg und wenn es drauf ankommt, gewinnen sie auch auswärts. Andrighetto wird dem zu kleinen Lausanne-Goalie grosse Probleme machen , wetten…?
4412
Melden
Zum Kommentar
avatar
Jacques #23
13.04.2025 06:33registriert Oktober 2018
Gegen den Z sollte man keine Strafen nehmen, auch zu Hause nicht. Das ist die Schwachstelle von Lausanne, sie werden zu Beginn der Serie Strafen nehmen.

Zürich ist da schon nochmals eine andere Nummer und das Powerplay wird Zürich ein frühes Break ermöglichen, das sie sauber nach Hause bringen und im Spiel 6 den Titel feiern.
4717
Melden
Zum Kommentar
38
    Darum haben die jungen Schweizer Fechter neben den Israelis protestiert
    Die U23-Europameisterschaften im Fechten interessieren in der Regel die Athleten, ihre Verwandten und Freunde – und sonst niemanden. Dieses Mal ist das anders und der Grund dafür liegt im Verhalten des Schweizer Teams bei der Siegerehrung im Teamwettkampf.

    Silber gewann das Schweizer Männer-Quartett an der U23-EM im Fechten im estnischen Tallinn. Es unterlag im Gefecht um Gold der Mannschaft aus Israel – und sorgte durch einen Protest bei der Siegerehrung für Aufregung.

    Zur Story