Was sich die letzten Tage angebahnt hat, ist jetzt offiziell bestätigt: Julian Nagelsmann wird neuer Trainer bei Bayern München und beerbt damit Hansi Flick.
Julian Nagelsmann wird Cheftrainer des FC Bayern.
— 🏆🏆🏆 FC Bayern 🏆🏆🏆 (@FCBayern) April 27, 2021
Vertrag von Hansi Flick wird wunschgemäß aufgelöst.
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Für Nagelsmann, der in Leipzig noch einen Vertrag bis 2023 hatte, zahlen die Münchner gemäss Medienberichten einen Sockelbetrag von 15 Millionen Euro, der bei Erfolgen Nagelsmanns mit dem FC Bayern – wie etwa dem Meistertitel oder dem Gewinn der Champions League – durch Bonuszahlungen auf über 20 Millionen Euro ansteigen kann.
Drei Gründe, warum sich das Risiko, so viel Geld für einen Trainer zu investieren, für die Bayern auszahlen wird.
Der Kader des FC Bayern ist für die kommenden fünf Jahre bestens aufgestellt. Der Mix aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten ist herausragend. Der Kern der Mannschaft besteht aus bereits erfahrenen Spielern wie Niklas Süle (25), Serge Gnabry (25), Leroy Sané (25), Joshua Kimmich (26) und Leon Goretzka (26), die aber ihren Zenit noch lange nicht erreicht haben. Hinzu kommen junge Nachwuchstalente, die in München schon eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen wie Alphonso Davies (20), Jamal Musiala (18), Tanguy Nianzou (18) und Joshua Zirkzee (20). Letzterer kehrt nach einer Leihe im Sommer aus Parma zurück.
Und auch in der zweiten Mannschaft gibt es vielversprechende Talente: Bright Arrey-Mbi (18), der schon in der Champions League spielen durfte, Thorben Rein (18), dem eine glänzende Zukunft vorausgesagt wird, und Christopher Scott (18), der bereits zwei Bundesligaspiele absolviert hat.
In Hoffenheim und bei RB Leipzig hat Julian Nagelsmann bereits unter Beweis gestellt, dass er junge Spieler besser machen kann. Aus den zuvor eher unbekannten Spielern Nico Schulz oder Kerem Demirbay machte er beispielsweise bei der TSG Hoffenheim deutsche Nationalspieler. Nagelsmann sorgte dafür, dass Leipzigs Dani Olmo spanischer Nationalspieler wurde und aus Marcel Sabitzer einer der besten Mittelfeldspieler der Bundesliga, der nun von englischen Topklubs gejagt wird. Zudem sorgte er in der Defensive bei Dayot Upamecano (der ebenfalls zu Bayern wechselt), Ibrahima Konaté oder Angelino für prächtige Entwicklungen.
In München hat Nagelsmann mit Musiala, Davies, Nianzou und Einzelkünstlern wie Sané oder Gnabry genügend Spieler, die er auf das nächste Level bringen kann.
Julian Nagelsmann gilt als enorm ehrgeizig und selbstbewusst. Vor dem Duell gegen den direkten Konkurrenten Borussia Dortmund in dieser Saison sagte er: «Die drei Punkte plane ich schon ein.» Dass Nagelsmann schon jetzt mit so viel Selbstvertrauen ausgestattet ist, passt perfekt zum Anspruchsdenken des FC Bayern.
Der 33-Jährige ist gebürtiger Bayer, seit seiner Kindheit Fan des Klubs und machte bereits 2017, als es das erste Mal Gerüchte um einen Wechsel nach München gab, deutlich, dass er nicht abgeneigt wäre. Der Klub spiele in seinen «Träumen eine etwas grössere Rolle» und er ergänzte: «Ich bin sehr, sehr glücklich, aber der FC Bayern würde mich vielleicht noch ein Stück glücklicher machen.»
Nagelsmann kann sich zudem den Strukturen mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic – der als grosser Bewunderer des Trainers gilt – unterordnen. Zumal er die Arbeit unter einem Sportvorstand bereits aus seiner Zeit in Hoffenheim und bei RB Leipzig kennt.
Nagelsmann würde nicht nur mit den Gegebenheiten im Klub klarkommen. Mit gerade einmal 33 Jahren ist er auch nahe an den Spielern dran – und von der Lebensrealität eines Joshua Kimmich oder Thomas Müller nicht allzu weit entfernt.
うちのNagelsmann監督 pic.twitter.com/B8LZo3j2Di
— シロクロッソ (@skawbr) March 25, 2021
Zudem stelle man sich nur mal das Trainer-Mittelfeldregisseur-Duo Nagelsmann/Kimmich vor. Mehr Leidenschaft und Ehrgeiz sind kaum vorstellbar. Alleine dieses Duo könnte dafür sorgen, dass der FC Bayern über Jahre in der absoluten Spitze des europäischen Fussballs vertreten sein wird.
Bayern hatte in den vergangenen zwölf Jahren neun unterschiedliche Trainer. Konstanz sieht anders aus. Der Traum, mit Hansi Flick eine Ära zu prägen, ist nun nach gut eineinhalb Jahren geplatzt. Die Gedanken bei den Bayern sind nun, jetzt durch die Ablöse ein finanzielles Risiko einzugehen, statt wie in den vergangenen Jahren entlassenen Trainern Abfindungen zu bezahlen.
Nagelsmann ist zwar ein junger Trainer, doch hat bereits Erfahrungen in der Champions League und Leipzig dort sogar bis ins Halbfinale geführt. Dennoch müssen die Bayern mit Nagelsmann auch gewisse Rückschläge einkalkulieren. Die Bayern-Verantwortlichen sollten hier nicht nur den kurzfristigen Erfolg sehen, sondern an einem langfristigen Zukunftsplan festhalten und Nagelsmann Zeit zur Entwicklung geben. Nur dann kann es auch klappen, wirklich eine Ära zu prägen und nicht spätestens in drei Jahren wieder einen neuen Trainer suchen zu müssen.
Doch egal, wie lange Nagelsmann am Ende tatsächlich in München bleibt: Von seinem kreativen und offensiven Spielstil könnte der Klub auch über eine Zeit als Trainer beim Rekordmeister hinaus profitieren. Ein Nagelsmann-Engagement könnte ähnliche Auswirkungen wie die Amtszeit von Pep Guardiola haben, mit dessen Ballbesitzfussball und Passstärke die Mannschaft bis heute glänzt.
Nagelsmann tut gut daran mit Jupp Heynckes den Sommer im Schrebergarten bei paar Bierchen zu verbringen und sich ein Notizblock voll guter Tipps abzuholen.
Ich hoffe er kann die Erwartungen erfüllen und geht als Jungspund im Haifischbecken des FC Hollywood nicht unter.