Vor dem Start der Saison im Oktober veröffentlichten wir wie immer unsere Analyse und Prognose zur Situation der Schweizer Spieler in der NHL. Die Reaktionen damals: Wir seien zu grosszügig. «Man rechnet hier mit 68 Punkten, ist das nicht ein bisschen viel?» oder «meiner Meinung nach seid ihr viel zu optimistisch», hiess es.
Mittlerweile wissen wir, dass Roman Josi, Kevin Fiala, Timo Meier und Co. unsere Prognosen nicht nur erfüllt, sondern bei weitem übertroffen haben. Noch nie waren die Schweizer in der besten Eishockeyliga der Welt derart dominant.
watson-Prognose: 58 Punkte, davon 14 Tore
Pulverisiert. Roman Josi hat unsere Erwartungen nicht einfach übertroffen, sondern schlicht und einfach pulverisiert. Die Saison, die der Berner Verteidiger gespielt hat, war geradezu historisch. Er hat als erster Verteidiger seit Ray Bourque in der Saison 1993/94 wieder die 90-Punkte-Marke geknackt. Zwischenzeitlich schien sogar die 100-Punkte-Marke in Reichweite.
Entering tonight's game, Roman Josi has scored or assisted on 36.6 percent of Nashville's goals this season, the third-highest mark by a defenseman in NHL history and the highest since Bobby Orr in 1974-75 (39.1 percent). #Preds #JosiForNorris
— Nick Barnowski (@NickBarnowski) April 28, 2022
Der Captain ist das Herzstück des Spiels der Nashville Predators und war an über 36 Prozent aller Skorerpunkte seiner Mannschaft beteiligt. Das ist der dritthöchste Wert von einem Verteidiger in der Geschichte der NHL. Wie in jedem Jahr dominiert der 31-Jährige die Liga, wenn es ums Transition-Spiel geht. Kein Spieler in der NHL bringt die Scheibe öfter in die Offensivzone und keiner kreiert so mehr Chancen.
Here's Roman Josi, the king of zone entries who loves carrying the puck into the offensive zone (often from his own end) instead of making breakout passes to his forwards. #Preds pic.twitter.com/XyiZ6ylDCc
— JFresh (@JFreshHockey) March 29, 2022
Dass Josi nicht schon jetzt als klarer Gewinner der Norris Trophy für den besten NHL-Verteidiger feststeht, liegt einzig und allein daran, dass auch Cale Makar von den Colorado Avalanche eine historische Saison spielt. Er konnte punktemässig nicht ganz mit dem Schweizer mithalten, überzeugt aber mehr, wenn es ums tatsächliche Verteidigen geht.
* Wenn wir könnten, würden wir eine 6,5 geben.
watson-Prognose: 68 Punkte, davon 31 Tore
Bei den Toren waren wir nahe dran, doch Kevin Fiala hat in dieser Saison deutlich mehr Assists erzielt, als wir dies erwartet hätten. Nach einem eher schwachen Saisonstart steigerte sich der Ostschweizer immer mehr und hat mit einem unfassbar starken Schlussspurt in der Regular Season sogar noch etwas Druck auf Roman Josi im Schweizer Skorer-Ranking machen können.
Fiala's definitely one of the most dangerous players in the league off the cycle, whether it's creating chances for linemates or especially for himself. Also excellent carrying the puck into the zone. pic.twitter.com/voOKq6A3Qj
— JFresh (@JFreshHockey) April 23, 2022
Was zeichnet Fialas Spiel aus? Gemäss der Analyse von «JFreshHockey» ist der 25-Jährige einer der gefährlichsten Stürmer in der NHL, wenn es ihm und seinen Linienkollegen gelingt, sich längerfristig in der gegnerischen Zone zu etablieren. Dank herausragendem Skating ist er zudem auch im Umschaltspiel brandgefährlich. Fiala ist der erste Schweizer Stürmer, der in der NHL über eine ganze Saison mehr als einen Punkt pro Spiel sammelte.
watson-Prognose: 55 Punkte, davon 20 Tore
Er ist wieder zurück. In seiner ersten ganzen Saison als Captain der New Jersey Devils konnte Nico Hischier endlich wieder einmal sein Potenzial ausspielen. Insgesamt verlief die Saison für sein Team enttäuschend, was vor allem an schwachen Goalies lag, doch für Hischier selbst war diese Spielzeit ein Erfolg.
Einerseits blieb er endlich wieder einmal ohne grössere Verletzung. Andererseits hat er, je länger die Saison dauerte, auch immer besser gespielt. Seit Anfang Februar gab es nur wenige Spiele, in denen der Walliser ohne Skorerpunkt blieb. Zudem überzeugte er stets mit seinem Einsatz und Kampfgeist. Er hat sich als Captain so richtig etabliert.
Prognose: 56 Punkte, davon 24 Tore
Auch Meier spielte die ganze Saison weit über unseren Erwartungen. Mit 76 Punkten in 77 Spielen hätte der Appenzeller jegliche Schweizer Punkterekorde in der NHL pulverisiert – wenn da nicht noch Josi und Fiala gewesen wären. Meier war damit wenig überraschend und mit einigem Abstand auf Tomas Hertl der beste Skorer der Sharks.
Der 25-jährige Powerstürmer war offensiv brandgefährlich. Mit ihm auf dem Eis kamen die Sharks im Vergleich zum Ligadurchschnitt zu 23 Prozent mehr Torchancen. Etwas überraschend ist, dass Meier seine Stärke im Powerplay diese Saison kaum ausspielen konnte. Etwas bitter: Im letzten Spiel der Saison fiel Meier noch unter die Marke von einem Punkt pro Partie zurück.
watson-Prognose: 37 Punkte, davon 19 Tore
Auch Niederreiter ist einer der vielen NHL-Schweizer, der unsere Erwartungen übertroffen hat. Zwar skorte er nicht so oft wie zu seinen besten Zeiten in Minnesota, allerdings war seine Rolle auch schon lange nicht mehr so klein wie dieses Jahr bei Carolina.
Der Churer Stürmer kam durchschnittlich auf etwas mehr als 14 Minuten Eiszeit pro Spiel und oft in der nominell dritten Linie der Hurricanes zum Einsatz. Trotzdem war es insgesamt eine gute Saison des Schweizers. Wann immer er auf dem Eis stand, kam Carolina zu vielen Chancen. Und für die Hurricanes ist es natürlich ein Luxus, einen Spieler wie Niederreiter so einsetzen zu können.
watson-Prognose: 11 Punkte, davon 2 Tore
Volltreffer! Na ja, fast. Kukan hat elf Punkte geholt wie prognostiziert, dabei aber ein Tor mehr geschossen als von uns vorhergesagt. Trotzdem ist die Saison des Zürcher Verteidigers eher als Enttäuschung zu werten. Trotz Abgängen in der Columbus-Verteidigung konnte sich der 28-Jährige wieder nicht als Stammkraft bei Columbus festsetzen und bestritt abermals nur die Hälfte der möglichen Spiele. Sein Vertrag läuft im Sommer aus und noch ist offen, wie es weitergeht.
watson-Prognose: 42 Punkte, davon 18 Tore
Einer der wenigen NHL-Schweizer, der unter unseren Erwartungen blieb. Die Detroit Red Wings bekundeten die ganze Saison Mühe mit der Konstanz und Pius Suter war da auch keine Ausnahme. Der Zürcher Stürmer zeigte teilweise ganz starke Spiele, hatte dann aber auch wieder Phasen, in denen ihm wenig gelang.
Nicht nur ist Suters Punkteproduktion im Vergleich mit seiner Rookie-Saison in Chicago eingebrochen, auch sonst konnte er weniger überzeugen. Er hatte im Angriff einen geringeren Einfluss als letztes Jahr und konnte auch seine defensiven Qualitäten weniger gut ausspielen.
watson-Prognose: 8 Punkte, davon 1 Tor
Wir waren nah dran mit unserer Prognose. Siegenthaler sammelte sogar einige Skorerpunkte mehr, als wir erwartet hätten. Doch noch viel beeindruckender ist, dass sich der Zürcher als einer der stabilsten Defensiv-Verteidiger der Liga etabliert hat. Mit Siegenthaler auf dem Eis liessen die Devils pro 60 Minuten Chancen für 2,17 Gegentore zu – ein Top-30-Wert in der Liga.
Ok enough hockey twitter nonsense for the time being. Do people know about the new defensive God Jonas Siegenthaler? pic.twitter.com/e4tI85hcQZ
— EvolvingWild (@EvolvingWild) March 4, 2022
Wenn man sich die Goals Above Replacement (GAR) anschaut – eine Art Übersichtsstatistik, die diverse andere Statistiken miteinbezieht – ist der 25-Jährige gar der Defensivverteidiger mit dem besten Einfluss in der ganzen Liga. Siegenthaler hat sich mit seinen intelligenten Auftritten auch in die Herzen der Devils-Fans gespielt.
watson-Prognose: 38 Punkte, davon 19 Tore
Hofmann konnte im Gegensatz zu Pius Suter und Dominik Kubalik den Schwung aus der Schweiz nicht nach Nordamerika mitnehmen. Er hatte Mühe, sich bei den Columbus Blue Jackets wirklich zu etablieren und sich auf dem kleineren nordamerikanischen Eisfeld durchzusetzen. So unterbot er unsere optimistische Prognose deutlich. Nach der Geburt seiner ersten Tochter brach Hofmann die Zelte in Nordamerika ab und kehrte nach Zug zurück.
watson-Prognose: 28 Punkte, davon 11 Tore
Philipp Kurashev war letztes Jahr als Rookie in Chicago eine der grossen Schweizer Überraschungen. Dieses Jahr konnte der junge Berner Stürmer sich zwar nicht wirklich weiter steigern, aber immerhin seine Leistungen aus der vorgehenden Saison wiederholen. Zudem hat er sich defensiv noch einmal verbessert gezeigt und seinen offensiven Einfluss vergrössert, auch wenn sich das in seiner Punkteproduktion nicht wirklich niedergeschlagen hat.
watson-Prognose: Kriegt im Lauf der Saison die Chance auf NHL-Einsätze
Moser hat unsere Prognose klar übertroffen. Er hat nicht nur die Chance auf NHL-Einsätze erhalten, sondern diese auch gleich gepackt. Fast 50 Spiele und 14 Skorerpunkte bei den ersten Einsätzen in der NHL sind eine starke Marke.
In gewissen Bereichen zahlte der bald 22-jährig werdende Bieler aber auch Lehrgeld. Mit Moser auf dem Eis haben die Arizona Coyotes pro 60 Minuten Spielzeit Chancen für 3,37 Gegentore zugelassen. Das ist der höchste und damit schlechteste Wert aller Verteidiger im Team. Auf die nächste Saison hin muss der Verteidiger also an seinem Defensivspiel arbeiten.
watson-Prognose: 15 Punkte, davon 7 Tore
Für Bärtschis Saison waren wir zu optimistisch. Trotz vieler Verletzungssorgen in der Mannschaft kam der Langenthaler Stürmer bei den Golden Knights nur ein einziges Mal zum Einsatz. In seinen etwas mehr als 13 Minuten NHL-Spielzeit blieb Bärtschi ohne Skorerpunkt.
watson-Prognose: Verbringt die ganze Saison in der AHL
Unsere Prognose wäre eigentlich auch der Plan der New Jersey Devils gewesen. Die beiden jungen Torhüter Akira Schmid und Nico Daws hätten sich in der AHL entwickeln sollen. Doch Verletzungen machten den Devils einen Strich durch die Rechnung. Akira Schmid wurde Ende 2021 ins kalte Wasser geworfen und musste hinter einem damals kriselnden Team einspringen. Die Statistik sieht schlecht aus, doch man kann von Schmid auch nicht erwarten, bereits auf NHL-Niveau zu sein. In der AHL überzeugte der 20-Jährige mit guten Leistungen.