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NHL-Spektakel vor dem Draft – die wichtigsten Trades und Gerüchte

Taylor Hall, Pierre-Luc Dubois und Tyler Toffoli: Drei Hautprotanogisten der letzten Tage in der NHL.
Taylor Hall, Pierre-Luc Dubois und Tyler Toffoli: drei Hautprotagonisten der letzten Tage in der NHL.Bild: imago, shutterstock
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NHL-Spektakel schon vor dem Draft – die wichtigsten Trades und Gerüchte der letzten Tage

Schon vor dem Draft sorgt die NHL für Spektakel. Es gibt Trades, Vertragsverlängerungen und wilde Gerüchte.
28.06.2023, 11:2128.06.2023, 13:47
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In der Nacht auf morgen Donnerstag geht die erste Runde des diesjährigen NHL-Drafts über die Bühne. Und weil der diesjährige Jahrgang aus vielen grossen Talenten besteht, wird ein Spektakel erwartet. Doch schon in den Tagen vor dem Draft zeigt die NHL ihren Unterhaltungswert – mit Trades, Vertragsverlängerungen und wilden Spekulationen.

Trades

Toffoli zu New Jersey

  • Zu New Jersey: Stürmer Tyler Toffoli
    Zu Calgary: Stürmer Yegor Sharangovich, 1 Draft-Pick (3. Runde 2023)

Die New Jersey Devils verstärken sich weiter. Von den Calgary Flames kommt Flügelstürmer Tyler Toffoli. Der hat gerade die beste Saison seiner Karriere hinter sich, mit 34 Toren und 39 Assists in 82 Spielen.

Bei New Jersey dürfte er als Ersatz für Tomas Tatar angesehen werden. Beide sind vielseitig einsetzbare Flügelstürmer. Toffoli dürfte insgesamt sogar noch ein leichtes Upgrade gegenüber Tatar sein und kostet die Devils nochmals 250'000 Dollar weniger. Sein Vertrag läuft noch ein Jahr bis im Sommer 2024.

So könnten New Jerseys Sturmlinien künftig aussehen:
Meier* – Hischier – Mercer
Toffoli – Hughes – Bratt
Palat – Haula – Holtz
Boqvist – McLeod – Bastian

*Vertragsverlängerung von Timo Meier ist noch ausstehend​

Im Gegenzug erhalten die Flames Yegor Sharangovich. Der 25-Jährige aus Belarus ist ein nützlicher Flügelstürmer mit gefährlichem Schuss und gut in Unterzahl. Als Restricted Free Agent braucht er in Calgary noch einen neuen Vertrag.

Interessant ist auch die Geschichte des Drittrunden-Picks. Ursprünglich gehörte dieser schon einmal den Flames. Diese tradeten ihn zu Seattle (für Calle Jarnkrok). Seattle schickte den Pick nach Columbus (für Oliver Bjorkstrand). Columbus tradete das Draftrecht zu New Jersey (für Damon Severson, siehe unten) und nun schickten die Devils den Pick zurück nach Calgary.

Fazit: Ein sehr guter Deal von Devils-General-Manager Tom Fitzgerald. Er hat den Sturm New Jerseys noch einmal verstärkt. Die Fans der Flames hatten sich von einem Toffoli-Deal sicher mehr Gegenwert erhofft.

Dubois zu Los Angeles

  • Zu Los Angeles: Pierre-Luc Dubois
    Zu Winnipeg: Gabriel Vilardi, Alex Iafallo, Rasmus Kupari und 1 Draft-Pick (2. Runde 2024)

Der Blockbuster des gestrigen Abends war dieser Deal. Die Los Angeles Kings verstärken sich auf der Center-Position mit Pierre-Luc Dubois, der nicht mehr in Winnipeg bleiben wollte. Kevin Fiala erhält damit einen neuen Teamkollegen. Mit Anze Kopitar, Dubois, Phil Danault und Quinton Byfield ist LA in der Mitte nun überragend aufgestellt. Direkt nach dem Trade unterschrieb Dubois bei den Kings einen Vertrag über acht Jahre mit einem Lohn von 8,5 Millionen US-Dollar pro Saison.

Aber auch Winnipeg erhält in diesem Trade einiges zurück. Das wichtigste Puzzleteil ist Gabriel Vilardi. Der Center wurde im gleichen Jahr wie Nico Hischier an elfter Stelle gedraftet, konnte sich aber erst vergangene Saison so richtig durchsetzen. Als gleichzeitig sehr zuverlässiger Defensivstürmer skorte er in 63 Spielen 23 Tore und 18 Assists.

Daneben sind auch Flügel Alex Iafallo und Offensiv-Allrounder Rasmus Kupari durchaus brauchbare Spieler für die geplante Verjüngung des Kaders in Winnipeg. Im Team von Nino Niederreiter steht ein Umbruch an. Es ist wahrscheinlich, dass Mark Scheifele und Blake Wheeler den Verein noch diesen Sommer verlassen.

Fazit: Los Angeles kann einen weiteren guten und jungen Spieler langfristig binden. Doch Kings-GM Rob Blake bezahlt dafür auch einen hohen Preis. Gerade der Abgang von Vilardi könnte langfristig schmerzen.

Blackwood zu San Jose

  • Zu San Jose: Mackenzie Blackwood
    Zu New Jersey: 1 Draft-Pick (6. Runde 2023)

Dieser Trade ist aus Schweizer Sicht ebenfalls interessant. Die New Jersey Devils schicken Goalie Mackenzie Blackwood zu San Jose. Damit ist die Tür geöffnet für Akira Schmid, um sich im Tandem mit Vitek Vanecek definitiv in der NHL zu etablieren. Sofern sich die Devils auf der Torhüterposition nicht auch noch verstärken.

Fazit: Blackwoods Zeit in New Jersey war so oder so vorbei. In San Jose erhält er die Chance für einen Neustart. Beide Seiten profitieren.

Newhook zu Montreal

  • Zu Montreal: Alex Newhook
    Zu Colorado: Gianni Fairbrother, 2 Draft-Picks (1. Runde 2023, 2. Runde 2023)​

Die Montreal Canadiens holen einen weiteren jungen und talentierten Stürmer. Alex Newhook wechselt überraschend teuer von Colorado zu den «Habs». Dort will der flinke 22-Jährige seine Karriere neu lancieren. Und im Gegensatz zu Colorado dürfte Newhook in Montreal auch eine echte Chance mit viel Eiszeit erhalten. Die Avalanche erhalten im Gegenzug zwei Draft-Picks für den guten Jahrgang 2023.

Fazit: Montreal erhält den besseren Spieler, aber die zwei Picks von Colorado haben Potenzial.

Hayes zu St.Louis

  • Zu St.Louis: Kevin Hayes
    Zu Philadelphia: 1 Draft-Pick (6. Runde 2023), Philadelphia zahlt weiterhin 50 Prozent von Hayes' Gehalt.

Eigentlich war noch ein grösserer Deal zwischen den St.Louis Blues und den Philadelphia Flyers geplant. Doch Blues-Verteidiger Torey Krug beharrte auf seiner No-Trade-Klausel und weigerte sich, zu den Flyers zu wechseln. So wird Philadelphia einfach Hayes los. Das Ziel der Flyers für die kommenden Jahre wird es sein, möglichst viele gute Draft-Picks zu sammeln. Sportlicher Erfolg ist nicht Teil des Plans.

Fazit: Die Flyers können etwas mehr Platz unter dem Salary Cap schaffen und die Blues erhalten einen tauglichen Spieler für die zweite oder dritte Linie.

Hall zu Chicago

  • Zu Chicago: Taylor Hall, Nick Foligno
    Zu Boston: Ian Mitchell, Alec Regula

Ein Blockbuster-Trade von Anfang Woche: Die Stürmer Taylor Hall und Nick Foligno wurden von den Boston Bruins zu den Chicago Blackhawks geschickt. Im Gegenzug erhielten die Bruins Ian Mitchell und Alec Regula – zwei Spieler, die eher auf AHL-Niveau sind. Das Ziel von Boston war es lediglich, Cap-Space freizuschaufeln für eine allfällige Vertragsverlängerung mit Tyler Bertuzzi.

Chicago erhält dagegen mit Taylor Hall einen immer noch guten und schnellen Flügelstürmer. Die Blackhawks dürften ihn als Linienpartner und Mentor für den baldigen Nummer-1-Draftpick Connor Bedard vorgesehen haben.

Kurios: Seit Hall 2010 als Nummer 1 gedraftet wurde, spielte er bislang mit sechs der zwölf seither gezogenen Nummer-1-Picks in einem Team. In Edmonton waren das Ryan Nugent-Hopkings (2011), Nail Yakupov (2012) und Connor McDavid (2015). In New Jersey Nico Hischier (2017) und Jack Hughes (2019). In Buffalo war Rasmus Dahlin (2018) sein Teamkollege. Und nun wird in Chicago noch Bedard dazukommen.

Fazit: Die Blackhawks erhalten einen sehr guten und einen brauchbaren Spieler, damit Bedard in seinem ersten Jahr nicht auf sich alleine gestellt ist. Die Bruins erhalten den nötigen Cap-Space. Win-win.

Durzi zu Arizona

  • Zu Arizona: Sean Durzi
    Zu Los Angeles: 1 Draft-Pick (2. Runde 2024)​

Die Arizona Coyotes haben den anderen NHL-Teams zu verstehen gegeben, dass sie nun bereit sind, wieder ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen. Mit Sean Durzi kommt von LA ein talentierter, junger Offensivverteidiger in die Wüste. Die Kings trennen sich von Durzi, weil sie ihrer Ansicht nach keinen Platz mehr für ihn finden im Kader.

Fazit: Arizona gewinnt den Trade und bekommt einen brauchbaren Verteidiger – insbesondere für die Special Teams.

Johansen zu Colorado

  • Zu Colorado: Ryan Johansen
    Zu Nashville: Alex Galchenyuk, Nashville zahlt weiterhin 50 Prozent von Johansens Gehalt

Ein Trade, der vor einigen Jahren viel grössere Schlagzeilen gemacht hätte: Der Nummer-4-Pick von 2010 Ryan Johansen wird gegen den Nummer-3-Pick von 2012 Alex Galchenyuk getauscht. Doch Galchenyuks Karriere ist längst von der Bahn abgekommen. Und auch Johansen ist nicht mehr, was er einmal war (28 Punkte aus 55 Spielen in der vergangenen Saison).

Fazit: Für Nashville ist die Trennung von Johansen der nächste Schritt im rasch fortschreitenden Rebuild. Sie werden so einen teuren Vertrag los, der ihnen nichts bringen würde in der aktuellen Phase. Colorado erhält dagegen einen trotz allem immer noch brauchbaren Stürmer als Ersatz für den verletzten Gabriel Landeskog.

Severson zu Columbus

  • Zu Columbus: Damon Severson
    Zu New Jersey: 1 Draft-Pick (3. Runde 2023)​

Aufgrund der Situation in New Jerseys Verteidigung mit den aufstrebenden Talenten Luke Hughes und Simon Nemec war klar, dass Damon Severson bei den Devils keine Zukunft mehr hat. Also verlängerte GM Tom Fitzgerald mit dem Verteidiger um acht Jahre für 6,25 Millionen pro Saison und schickte den 28-Jährigen mit dessen Einverständnis zu den Columbus Blue Jackets.

Fazit: Damon Severson erhält den Vertrag, den er verdient. Columbus erhält einen Offensiv-Verteidiger, damit nicht mehr alles an Zach Werenski hängt. Und die Devils erhalten den Draft-Pick, den sie für Tyler Toffoli nach Calgary schicken. Ein guter Deal für alle Seiten.

Vertragsverlängerungen

Dadonov in Dallas

  • 2 Jahre, 2,25 Millionen Cap Hit

Routinier Evgeni Dadonov hat seinen Vertrag bei den Dallas Stars um zwei weitere Jahre verlängert. Der Russe hat nach seinem Trade von Montreal mit 15 Skorerpunkten in 23 Spielen für die Stars überzeugt.

Haula in New Jersey

  • 3 Jahre, 3,15 Millionen Cap Hit

Der finnische Routinier bleibt in New Jersey. Direkt nach dem Saisonende mit den Devils hat Erik Haula angekündigt, dass er gerne beim Team bleiben möchte. Der Wunsch wurde mit einem Vertrag über drei Jahre erfüllt.

Bratt in New Jersey

  • 8 Jahre, 7,875 Millionen Cap Hit

Die erste grosse Verlängerung in New Jersey war jene von Jesper Bratt. Der schwedische Starflügel unterschrieb für acht Jahre und 7,875 Millionen pro Saison – was immer noch ein fairer Deal ist.

Caufield in Montreal

  • 8 Jahre, 7,85 Millionen Cap Hit

Mit Cole Caufield bindet Montreal einen weiteren seiner Stürmer langfristig. Die 22-jährige Tormaschine soll die Canadiens gemeinsam mit Nick Suzuki und Kirby Dach wieder zum Erfolg führen.

Gerüchte

Karlsson zu Toronto?

Wie geht es weiter mit Erik Karlsson, der erst gerade als bester Verteidiger der vergangenen Saison ausgezeichnet wurde? Die San Jose Sharks befinden sich im Rebuild, da wäre es für sie besser, wenn sie derart gute Spieler loswerden könnten. Interesse für den Schweden soll es aus Toronto, Seattle und Carolina geben.

San Jose Sharks hockey player Erik Karlsson poses after winning the Norris Trophy at the NHL Awards, Monday, June 26, 2023, in Nashville, Tenn. (AP Photo/George Walker IV)
Erik Karlsson mit der Auszeichnung als bester Verteidiger der Saison.Bild: keystone

Doch San Joses General Manager Mike Grier hat klargemacht, dass sie nicht willig sind, bei einem Trade weiterhin einen Teil von Karlssons Gehalt zu zahlen. So dürfte es für viele Teams – insbesondere Toronto – schwierig werden, den 33-Jährigen tatsächlich auch zu verpflichten und unter dem Salary Cap zu bleiben.

Flames-Chaos

Wie geht es weiter mit den Calgary Flames? Tyler Toffoli ist bereits weg und weitere wichtige Teamstützen haben angedeutet, dass sie ihren Vertrag nach der Saison 2023/24 nicht weiter verlängern wollen.

Newly-appointed Calgary Flames general manager Craig Conroy speaks at an NHL hockey press conference in Calgary, Alberta, Tuesday, May 23, 2023. (Larry MacDougal/The Canadian Press via AP)
Flames-GM Craig Conroy steht vor einer schwierigen Aufgabe.Bild: keystone

Konkret waren das neben Toffoli auch die Stürmer Mikael Backlund und Elias Lindholm sowie Verteidiger Noah Hanifin. Die Frage ist, wie der neue Flames-GM Craig Conroy damit umgeht. Setzt er weiterhin auf das Trio und riskiert, dass sie in einem Jahr ohne Gegenwert den Klub verlassen? Oder kommt es in Calgary demnächst zu einem weiteren grossen Trade?

DeBrincat zu Detroit?

Alex DeBrincats Zeit bei den Ottawa Senators scheint nach nur einem Jahr und trotz 66 Skorerpunkten aus 82 Spielen bereits wieder zu Ende. Aktuell dürfen nur die Senators mit dem Restricted Free Agent verhandeln, doch DeBrincats Lager soll beim Team einen Trade-Wunsch deponiert haben.

Ottawa Senators' Alex DeBrincat speaks to reporters during the team's NHL hockey training camp in Ottawa, Thursday, Sept. 22, 2022. (Justin Tang/The Canadian Press via AP)
Landet Alex DeBrincat in Detroit?Bild: keystone

Die meistgenannte Adresse, wo der 25-jährige Flügelstürmer landen könnte, sollen die Detroit Red Wings sein. Das Team von Steve Yzerman hätte den nötigen Cap Space, um einen Spieler wie DeBrincat langfristig zu binden. Und auch DeBrincat selbst soll einem Wechsel in die «Motor City» nicht abgeneigt sein.

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