Fünf Spiele, null Tore, null Assists. Die Bilanz von Timo Meier aus den letzten Partien liest sich nicht gut. Eigentlich schien es Mitte November so, als hätte der Appenzeller endlich den Tritt in New Jersey gefunden. Zwischen dem 7. und 14. November traf er in drei Spielen in Serie, doch beim letzten dieser Auftritte in Winnipeg verletzte sich Meier am Oberkörper.
Meier fiel etwas mehr als zwei Wochen aus. Seit Anfang Dezember spielt er wieder, hat aber den Schwung mit der zu Beginn erwähnten Bilanz noch nicht wiedergefunden. Wo liegen die Probleme? Eine Analyse.
Etwas sticht besonders ins Auge: Meier kommt zu vergleichbar vielen Chancen wie in den letzten Jahren. Pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey sammelte der 27-Jährige in dieser Saison etwas mehr als ein Expected Goal an und liegt damit ziemlich gut im Durchschnitt seiner bisherigen Karriere. Auch die Schussversuche aus besonders gefährlichen Situationen bewegen sich auf vergleichbarem Niveau wie im Rest seiner Karriere.
Einen spürbaren Unterschied gibt es aber bei den Torschüssen – gerade im Vergleich zu den zwei letzten Jahren. So schiesst Meier pro Spiel rund 2,5 Mal weniger oft aufs gegnerische Tor als in den beiden letzten Saisons bei den San Jose Sharks. Ein erstes Indiz, dass Meiers Zugriff aufs Spiel in dieser Saison nicht ganz so gross ist wie üblicherweise.
Noch viel verheerender ist aber Meiers Schusseffizienz. Derzeit gehen weniger als fünf Prozent der Torschüsse des Schweizers auch tatsächlich rein. Normalerweise ist der Flügel ungefähr doppelt so effizient. Hätte Meier statt der bislang fünf bereits zehn Tore auf dem Konto, gäbe es wohl keinerlei Diskussionen. Man darf auch erwarten, dass sich die Schusseffizienz des New-Jersey-Stürmers im Laufe der Saison wieder der Norm nähert.
Die Statistiken zeigen aber auch ein anderes Problem in Meiers derzeitigem Spiel auf. Mit dem Schweizer auf dem Eis kontrollieren die Devils nur 46,31 Prozent aller Chancen (Expected Goals) eines Spiels. Das ist der drittschlechteste Wert des Teams und bedeutet, dass die Gegner mit Meier auf dem Eis deutlich mehr vom Spiel haben als New Jersey. Meier, der in seiner gesamten Karriere ein Stürmer war, der das Spiel prägen und in die offensive Zone drücken konnte, wird nun deutlich häufiger in der eigenen Zone eingeschnürt.
Gerade auch in der Schweiz gibt es Befürchtungen, dass Timo Meier einfach nicht ins Team dieser «Swiss Devils» passt. Dagegen spricht einerseits, dass der Stürmer auch bei den Devils phasenweise sehr gut gespielt hat. Vor der Verletzungspause in diesem Jahr, zu Ende der letzten Regular Season und auch in den Playoffs, auch wenn dort abermals das Abschlussglück fehlte. Meier ist schnell, abschlussstark, technisch versiert und kann eine physische Komponente ins Spiel bringen – auf dem Papier passt er bestens ins System von New Jersey.
Deutlich glaubwürdiger ist die Theorie zur Begründung der aktuellen Baisse, dass der 27-Jährige noch immer nicht hundertprozentig fit ist. Die genaue Natur seiner Oberkörperverletzung ist noch immer unbekannt. Es ist allerdings so, dass Meier in den letzten Spielen nicht sich selbst schien. Es fehlte der direkte Zug aufs Tor und der Wille, die Scheibe in Zweikämpfen auszugraben. Der Schweizer ging auch deutlich weniger in den Abschluss als in den Spielen vor der Verletzung.
Es ist natürlich auch so, dass Meiers Rolle in New Jersey eine andere ist als noch bei den San Jose Sharks. In Kalifornien war der Schweizer insbesondere in den letzten zwei Jahren der Treiber der Offensive. In New Jersey ist er eine von vielen Waffen neben Jack Hughes, Nico Hischier, Jesper Bratt und Tyler Toffoli. Entsprechend ist auch seine Eiszeit etwas zurückgegangen – sowohl bei 5-gegen-5 als auch im Powerplay. Meier kann seine Stärken am besten ausspielen, wenn er an der Scheibe ist. Die anderen Devils-Stürmer sind aber derart spielstark, dass dies etwas weniger der Fall ist. Realistischerweise darf man vom Stürmer in New Jersey nicht mehr gleich dominante Auftritte wie in San Jose erwarten.
Die Zauberworte, die den Schweizer NHL-Fans Hoffnung machen dürfen, lauten: Regression zur Mitte. Wie oben erwähnt, entspricht Meiers Schusseffizienz derzeit nicht seinem Abschlusstalent. Der Appenzeller ist also auch etwas vom Pech verfolgt. Wenn das wieder einmal in die andere Richtung geht – und davon ist über den Verlauf einer ganzen Saison auszugehen –, dann wird Timo Meier wieder regelmässiger Tore schiessen und punkten.