Sport
Analyse

Analyse: Darum ist YB nach 32 Jahren wieder Meister geworden

YBs Goalie Marco Woelfli, Gregory Wuethrich und Roger Assale, von links, feiern in der Garderobe ihren Meistertitel nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen den Berner Young Boy ...
Die Erleichterung ist überall spürbar – YB ist endlich wieder Schweizer Meister!Bild: KEYSTONE
Analyse

Nach 32 Jahren wieder Meister – etwas Glück und harte Arbeit haben YB den Titel beschert

Der erste Meistertitel seit 1986 ist für die Young Boys ein Triumph auf allen Ebenen – in der Klubführung, in der sportlichen Führung und auf dem Kunstrasen. Die Super League so klar zu beherrschen ist nur Basel gelungen.
28.04.2018, 22:5328.04.2018, 22:57
peter lerch / sda
Mehr «Sport»

Mitte September, in der 7. Runde, übernahmen die Young Boys endgültig die Tabellenspitze. Ende Februar, in der 23. Runde, liessen sie ihren Vorsprung erstmals auf eine zweistellige Punktzahl anwachsen. Danach ist der zweitplatzierte FC Basel nie mehr näher als auf elf Punkte herangekommen.

Den Baslern ist es für einmal so ergangen, wie es in den letzten acht Jahren der Konkurrenz, nicht selten den Young Boys, ergangen war: Schon wenn noch Schnee auf den Terrains liegt, sieht man vom angehenden Meister nur noch die Absätze.

Die Young Boys kopieren die Leistungen des FCB mit einer starken Mannschaft und einer erfolgreichen sportlichen Führung. Das Duo Adi Hütter/Christoph Spycher in Bern braucht den Vergleich mit dem Basler Pendant Urs Fischer/Georg Heitz aus den letzten zwei Saisons nicht zu fürchten.

Hat YB den FCB kopiert wie Japan Europa? In Wirklichkeit haben die Berner nichts kopiert. Sie haben im Rahmen ihrer guten finanziellen Möglichkeiten alles selber entwickelt. Und dabei auch das Glück gehabt, Leute zu finden, die die wichtigsten Positionen ausfüllen. Hütter kam im September 2015. Er ist mittlerweile der dienstälteste Trainer der Liga.

YBs Trainer Adi Huetter im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen den Berner Young Boys und dem FC Zuerich, am Sonntag, 15. April 2018, im Stade de Suisse in Bern. (KEYSTONE/Peter Schn ...
Adi Hütter hat die 32-jährige Meister-Durststrecke der Young Boys beendet.Bild: KEYSTONE

Wichtiger jedoch: Hütter ist in Bern anerkannt, unbestritten und frei von Nörgeleien und sowieso von negativer Kritik. In den letzten 40 Jahren erreichte kein anderer YB-Trainer einen solchen Status. Am nächsten kamen ihm Meistertrainer Alexander Mandziara ab 1984 sowie die titellosen Martin Trümpler ab 1990, Marco Schällibaum ab 1999 und Vladimir Petkovic ab 2008.

So feiert YB den ersten Meistertitel seit 32 Jahren

1 / 26
So feiert YB den ersten Meistertitel seit 32 Jahren
YB ist Schweizer Meister! Dank einem dramatischen 2:1-Sieg gegen Luzern! Goalie Marco Wölfli feiert in der Garderobe mit einer Pokal-Attrappe.
quelle: keystone / peter schneider
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Spycher bringt Ruhe in den Klub

Ungefähr ein Jahr nach Hütter wurde Sportchef Christoph Spycher angestellt – nach der lauten Trennung von Fredy Bickel. Spycher goutierte die Entlassung des nach gemeinsamen Tätigkeiten mit ihm befreundeten Bickel nicht. Das Job-Angebot schlug Spycher zuerst aus. Erst auf die zweite bittende Anfrage und nach längerer Bedenkzeit sagte er zu. Beim Stellenantritt sagte Spycher: «Wir müssen zuerst wegkommen von dem Zickzack-Kurs der letzten Jahre.»

Es waren keine leeren Worte des Urberners. Heute stehen Hütter und Spycher für eine kontinuierliche sportliche Führung. Sie arbeiten in Ruhe und mit Erfolg. Der Verwaltungsrat lässt sie arbeiten. YB hat keinen Präsidenten, der in der Fussballschweiz bekannt ist wie ein bunter Hund. Keinen Heusler, keinen Burgener, keinen Canepa, keinen Hüppi. Der Name des Namenlosen in Bern ist Hanspeter Kienberger, Aargauer. Bekannter war der Name des Mäzens: Andy Rihs. Er durfte den Abschluss des YB-Frühlings nicht mehr erleben.

Der neue Sportchef von YB Christoph Spycher waehrend einer Medienkonferenz, am Donnerstag, 22. September 2016, im Stade de Suisse in Bern. Die Young Boys haben als Nachfolger von Fredy Bickel den bish ...
Heute Abend trinkt Sportchef Christoph Spycher sicher nicht nur Wasser ...Bild: KEYSTONE

Bei aller seriöser und guter Arbeit haben die Young Boys auch das Glück, dass sie noch kein Durchlauferhitzer sind wie die Basler, die mit ihren andauernden Erfolgen so viel Aufmerksamkeit bekamen, dass sie Jahr für Jahr Leistungsträger ins Ausland verloren. Aus Bern wurden in jüngerer Zeit nur wenige valable Spieler abgeworben. Für Goalie Yvon Mvogo, Verteidiger Florent Hadergjonaj und den Chef-Vorbereiter Yoric Ravet im Mittelfeld hielten Hütter/Spycher alsbald Realersatz bereit.

Für einen Schweizer Spitzenklub, wie es YB jetzt ist, haben Abgänge immer zwei Seiten. Die Substanz im Kader wird geschwächt, die Kasse wird gefüllt. In diesem Sommer könnten die Fähigkeiten von Sportchef Spycher und Chefscout Stéphane Chapuisat ernsthaft geprüft werden. Denn YB hat nicht nur zwei oder drei Spieler im Kader, auf die die Scouts von Klubs grosser Ligen schon jetzt ein Auge werfen. Dann wird es für YB (und den Verwaltungsrat) gelten, die Transfereinnahmen geschickt zu reinvestieren.

YB-Sportchef Christoph Spycher, links, und Trainer Adi Huetter, rechts, posieren vor einer Medienkonferenz, am Mittwoch, 1. Februar 2017 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
DieYB-Meistermacher: Sportchef Christoph Spycher (l.) und Trainer Adi Hütter.Bild: KEYSTONE

Der Star ist die Mannschaft, aber ...

Man sollte nicht aufzählen wollen, welche Spieler zum ersten Meistertitel seit anno Tobak und zum zwölften der Klubgeschichte am meisten beigetragen haben. Die Liste wäre lang, und die Vergleiche unter den Spielern vermutlich nicht fair. War etwa Guillaume Hoarau der wichtigste Mann in der Offensive? Vielleicht.

epa06641929 Bern's Guillaume Hoarau (L) celebrates with teammate Christian Fassnacht after scoring the 1-0 lead during the Super League match between BSC Young Boys Bern and FC Basel at the Stade ...
Wäre YB auch ohne die Tore von Guillaume Hoarau Meister geworden?Bild: EPA/KEYSTONE

Tatsache ist aber auch, dass auch Roger Assalé, Jean-Pierre Nsame, Miralem Sulejmani und Christian Fassnacht neun und mehr Tore in der Super League erzielten, noch bevor die Titelentscheidung gefallen war. Für die Gegner und deren Trainer war YB nicht auszurechnen. Auch der Denker und Lenker und Kämpfer Sékou Sanogo schaltete sich mehr als einmal in erfolgreiche Angriffe ein. Dem Captain Steve von Bergen misslang der eine oder andere Match, dennoch war er in der jungen Defensive der unbestrittene Chef. (pre/sda)

Die YB-Geschichte – die besten Bilder seit der Gründung 1898

1 / 47
Die YB-Geschichte – die besten Bilder seit der Gründung 1898
Am 14. März 1898 gründeten die Gymnasiasten Max Schwab, Hermann Bauer, Franz Kehrli und Oskar Schwab den FC Young Boys. Den Klubnamen Young Boys wählten sie in Anlehnung an den damals populären Basler Verein BSC Old Boys. Hier wird auf dem «Schwellenmätteli» unterhalb der Kirchenfeldbrücke trainiert.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Jol Bear
28.04.2018 22:30registriert Februar 2014
Nach dieser tollen Abend und konstanten Saison ist der Titel den Berner sehr zu gönnen, besonders haben sie aber die Monotonie der Super League endlich beendet. Das Lob für Spieler, Trainer und Vereinsführung ist voll berechtigt. Der eine oder andere Spieler wird möglicherweise wegen lukrativer Angebote YB verlassen. Einige Neue werden kommen. Sollte es nächste Saison etwas harziger verlaufen, ist zu hoffen, dass die heutigen Lobeshymnen, z.B. auf Adi Hütter nicht vergessen werden.
1156
Melden
Zum Kommentar
avatar
leu84
28.04.2018 23:09registriert Januar 2014
Ich gratuliere dem BSC Young Boys zur Meisterschaft. Speziell gönne ich diesen Titel dem Torhüter Marco Wölfli.
1038
Melden
Zum Kommentar
avatar
Fabio Haller
28.04.2018 23:02registriert September 2016
Herzliche Gratulation den Young Boys👏🏼
Bei so einer Saison mehr als verdient!
413
Melden
Zum Kommentar
5
Federer vs. Nadal – das allererste Duell wird für den «Maestro» eines zum Vergessen
28. März 2004: In Key Biscayne stehen sich Roger Federer und Rafael Nadal zum ersten Mal auf der ATP-Tour gegenüber. Der Schweizer verliert überraschend – und wird sich am seinem spanischen Dauerrivalen noch mehrmals die Zähne ausbeissen.

Die Sonne war längst untergegangen über dem Centre Court der Tennis-Anlage von Key Biscayne, dieser langgezogenen Insel vor Miami im Süden Floridas. Ein paar hundert Fans harrten aus, warteten auf den letzten Match dieses Sonntags. Das heisst: Die meisten von ihnen warteten auf den Auftritt von Roger Federer, seit knapp zwei Monaten die Weltnummer 1. Nur ein paar absolute Tennis-Nerds warteten auch auf Rafael Nadal. Erst die Nummer 34 im Ranking war der Spanier aber ein grosses Versprechen. Laufstark soll er sein, mit harter linker Vorhand.

Zur Story