Heute ist es endlich wieder so weit, die Bundesliga kehrt zurück. Der 16. Spieltag wird direkt mit einem Kracher eröffnet. Zum Auftakt in das neue Jahr gastiert der Rekordmeister Bayern München beim Pokalsieger in Leipzig (Anpfiff: 20.30 Uhr). Doch wie ist die Lage bei den Top-Teams der Bundesliga vor dem Re-Start? Kann man den Bayern schon zum elften Titel in Folge gratulieren oder wird es nochmals spannend?
Die Münchner scheinen der Konkurrenz bereits wieder enteilt zu sein. Mit vier Punkten Vorsprung steht der deutsche Rekordmeister mal wieder an der Spitze der Bundesliga und schien bis vor der WM schon der sichere Meister zu sein.
Doch dann kam das Turnier in Katar und mit ihm Verletzungen einiger Leistungsträger. Der Franzose Lucas Hernandez zog sich im ersten Gruppenspiel einen Kreuzbandriss zu. Er fällt ebenso für den Rest der Saison aus wie Stammkeeper Manuel Neuer, welcher sich beim Skifahren den Unterschenkel brach. Hinzu kommt der Ausfall von Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui, der Marokkaner fehlt den Bayern aufgrund einer Herzmuskelentzündung.
Die Defensive des Titelverteidigers geriet so ordentlich ins Wanken. Mit dem Niederländer Daley Blind wurde zumindest ein Ersatz für Hernandez verpflichtet.
Auf der Torhüter-Position wurde man sich nach langem Hin und Her schliesslich mit Borussia Mönchengladbach über einen Transfer von Yann Sommer einig. Mit dem Nati-Goalie konnten die Bayern auch die letzte Baustelle im Kader optimal schliessen.
Der SC Freiburg steht völlig überraschend auf dem zweiten Tabellenplatz. Die Freiburger bestätigen damit ihre beeindruckende Vorsaison. Im Winter verliessen die Breisgauer mit Keven Schlotterbeck (VfL Bochum) und Kevin Schade (FC Brentford) zwei Spieler, die in dieser Saison bislang keine grosse Rolle in der Elf von Christian Streich spielten.
Dennoch könnten die beiden dem SC im Laufe der aktuellen Saison noch fehlen. Denn solange die Freiburger mit Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League noch auf drei Hochzeiten tanzen, wird Coach Christian Streich nicht umher kommen, von Spiel zu Spiel zu rotieren. Doch der Qualitätsabfall im Kader ist auf einigen Positionen besonders gross.
Beispielsweise auf der Position des Linksverteidigers: Christian Günter stand in jedem Pflichtspiel dieser Saison von Beginn an auf dem Feld. Damit kommt er jetzt schon auf 23 Einsätze. In 20 Spielen stand er über 90 Minuten auf dem Platz, in den zwei Pokalspielen sogar über 120 Minuten und lediglich in einem Spiel wurde er nach 56 Minuten ausgewechselt.
Freiburg hat zwar auf Positionen wie im Sturm mit Michael Gregoritsch, Lucas Höler oder Nils Petersen eine Top-Besetzung, um auch in drei Wettbewerben mitspielen zu können. Allerdings sind die Freiburger ansonsten von der Qualität in der Kaderbreite noch nicht auf dem Niveau eines Spitzen-Teams.
Dadurch kann es für die Freiburger noch eine knifflige Rückserie werden, zumindest, solange der Pokalfinalist noch in allen Wettbewerben mitmischt. Die Breisgauer sind für die Bayern eher keine ernstzunehmende Konkurrenz.
Der DFB-Pokalsieger stand zwischenzeitlich auf dem 12. Tabellenplatz, bis man sich von Trainer Domenico Tedesco trennte. Mit dem Engagement von Marco Rose kehrte der Erfolg zu den roten Bullen zurück. Unter seiner Leitung verloren die Leipziger nur noch eine Partie und holten in zehn Spielen im Schnitt 2,3 Punkte.
Die grösste Baustelle bei den Sachsen liegt ebenfalls im Tor. Goalie Péter Gulacsi fällt mit einem Kreuzbandriss auf unbestimmte Zeit aus. Sein Ersatzmann Janis Blaswich kam vor der Saison aus Almelo, machte es in seinen bisherigen acht Einsätzen ganz ordentlich, musste jedoch auch schon elf Gegentreffer hinnehmen.
Um Gegentore ausgleichen zu können, braucht es einen Torjäger. Mit Christopher Nkunku hat Leipzig den aktuell besten Torschützen der Liga im Kader. Das Problem ist nur, dass der Franzose noch bis Ende Februar fehlen wird, da er sich in der WM-Vorbereitung einen Aussenbandriss im Knie zuzog.
Dennoch ist Leipzig unter Rose Bayerns gefährlichster Gegner, zumal die beiden Mannschaften gleich zum Wiederbeginn direkt aufeinandertreffen. Mit einem Sieg der Leipziger gegen die Münchner würde der Pokalsieger den Abstand zur Spitze auf drei Punkte verkürzen.
Der Europa-League-Sieger hatte einen denkbar schlechten Saisonstart. Aus den ersten drei Spielen holte Eintracht Frankfurt lediglich zwei Punkte. Doch danach hoben die Adler ab, holten in den restlichen zwölf Spielen 25 Punkte und durften so auf Platz 4 überwintern, punktgleich mit Union Berlin, aber mit der besseren Tordifferenz.
Mit der Verletzung von Innenverteidiger Tuta wird der grösste Schwachpunkt der Frankfurter offensichtlich. Auch bei der Eintracht fehlt es an Alternativen zur ersten Elf. Dass gerade die Innenverteidigung eine Baustelle ist, wird erkennbar, wenn man einen Blick auf die Aufstellungen des Champions-League-Teilnehmers wirft.
Seit dem 5:1-Sieg am zehnten Spieltag gegen Bayer Leverkusen spielt nämlich mit Kristijan Jakic ein Spieler, welcher eigentlich eher im zentralen Mittelfeld beheimatet ist, in der Dreierkette von Oliver Glasner.
Durch den Ausfall von Tuta muss Glasner nun entweder das zuletzt so gut funktionierende 3-4-2-1-System wieder über den Haufen werfen oder er ersetzt den Brasilianer beispielsweise mit dem mittlerweile 39-jährigen Makoto Hasebe. Der Japaner ist trotz seines gehobenen Alters Glasners bevorzugte Alternative in der Abwehrzentrale.
Sollte die Eintracht den Ausfall Tutas aber kompensieren können, ist mit ihr zu rechnen. Denn nicht umsonst stellt der Europa-League-Sieger hinter den Bayern den zweitbesten Sturm der Bundesliga. Und schon nächste Woche hat das Team von Oliver Glasner zudem die Chance, Revanche am Rekordmeister für die 1:5-Schmach zum Bundesliga-Auftakt zu nehmen.
Das Team des Zürchers Urs Fischer war vom 7. bis zum 13. Spieltag Spitzenreiter der Bundesliga. Doch seitdem konnte Union Berlin kein Ligaspiel mehr gewinnen und rutschte auf den fünften Tabellenplatz ab.
Sinnbildlich für das Formtief steht die Performance von Sheraldo Becker. Der Stürmer erzielte in den ersten sieben Ligaspielen sechs Treffer und war dafür mitverantwortlich, dass Union den Bayern lange Zeit auf der Nase herumtanzte. Doch nach dem siebten Spieltag traf Becker lediglich noch einmal.
Dies wirkte sich auch auf die Punkteausbeute der «Eisernen» aus. Bis zum siebten Spieltag holte Fischers Team sensationelle 17 Punkte. Bis zur WM-Pause dann jedoch nur noch zehn.
Auch Union wird den Bayern nicht mehr gefährlich werden, könnte aber mit der Qualifikation zur Champions League eine Überraschung landen.
Der BVB hat bereits neun Punkte Rückstand auf die Bayern. Dennoch dürfte Dortmund dem Re-Start positiv entgegenblicken. Dies vor allem aufgrund einer Personalie: Sébastian Haller.
Der Ivorer kam vor der Saison für 31 Millionen Euro aus Amsterdam zu den Schwarz-Gelben, um dort den Abgang von Erling Haaland zu kompensieren. Tragischerweise wurde bei einer Untersuchung in der Sommervorbereitung Hodenkrebs beim Stürmer festgestellt, weshalb er die komplette Hinserie verpasste.
Nun allerdings ist der 1,91 Meter grosse Mittelstürmer wieder zurück. Im Testspiel gegen den FC Basel traf Haller nach seiner Einwechslung gleich dreifach und brachte jene Qualitäten mit, die der BVB bislang vermissen liess.
Haller ist trotz seiner Grösse kein klassischer Strafraumstürmer. Er lässt sich auch gerne ins Kombinationsspiel einbauen, was dem BVB mit Sicherheit gut zu Gesicht stehen wird. Logischerweise dürfte der ehemalige Frankfurter nicht sofort in der Startelf des Teams von Edin Terzic zu finden sein. Doch sobald Haller sein optimales Fitnesslevel erreicht hat, wird zu hoffen sein, dass er an die Leistungen, die er bei Ajax gezeigt hat, anknüpfen kann.
Dann wäre für den BVB zumindest im Kampf um Europa noch alles möglich, da der Abstand zu Leipzig auf Platz 3 gerade einmal drei Punkte beträgt. Um nochmal ernsthaft in den Meisterschaftskampf eingreifen zu können, müsste der BVB allerdings einen sehr konstanten Lauf hinlegen, was angesichts der bisherigen Ergebnisse eher unrealistisch scheint.
Ist wahrscheinlich die Mannschaft, die bislang am weitesten hinter ihren Möglichkeiten zurückblieb. Nach einem miserablen Saisonstart trennten sich die Leverkusener von Gerardo Seoane. Nachfolger wurde mit Xabi Alonso ein Welt- und Europameister.
Der Start unter Alonso war furios, ein 4:0-Sieg gegen Schalke 04 machte Hoffnung darauf, dass die «Werkself» zu alter Stärke zurückgefunden hat. Doch eine Woche später hagelte es eine 1:5-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt und man war wieder in der Realität angekommen.
Aktuell findet sich die Mannschaft auf dem 12. Tabellenplatz wieder. 18 Punkte stehen auf der Haben-Seite. Damit hat man neun Punkte Rückstand auf den ersten Champions-League-Platz, welcher bei noch 19 ausstehenden Spielen durchaus im Bereich des Möglichen liegt.
Zumal Patrick Schick, der beste Torschütze der Vorsaison, bislang noch nicht an jene Leistungen anknüpfen konnte. Schoss er in der Saison 2021/22 noch 24 Tore in 27 Bundesligaspielen, sind es aktuell nur zwei.
Ein Grund, warum Schick zurück zu alter Stärke finden könnte, dürfte die Rückkehr des Langzeitverletzten Florian Wirtz sein. Der 19-Jährige fiel wegen eines Kreuzbandrisses für neun Monate aus. Mit Wirtz erhält das Spiel von Bayer 04 eine neue Komponente hinzu, welche in der Hinserie fehlte.
Durch seine Kreativität und seinen Spielwitz wird er für seine Mitspieler eine enorme Bereicherung sein. Wirtz kann in seinem jungen Alter schon seine Mitspieler besser machen. Zudem wird er das Offensiv-Spiel der Leverkusener wieder beleben, wovon vor allem Schick profitieren könnte.
Mit einer funktionierenden Offensiv-Reihe um Florian Wirtz, Patrick Schick und Moussa Diaby dürfte für Leverkusen in der Bundesliga noch weitaus mehr als Platz 12 drin sein.
Sollte es im Meisterschaftskampf dennoch nicht mehr spannend werden, geht es auch im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga noch hoch her. Schalke 04 liegt zwar schon etwas abgeschlagen auf dem letzten Platz, doch von Platz 17 zu Platz 10 trennen die Teams nur sechs Punkte.
Zudem hat sich vor allem der FC Augsburg in der Winterpause enorm verstärkt. Der Tabellenvierzehnte holte gleich fünf neue Spieler, davon vier für die Offensive. Mit Dion Beljo wurde zudem ein hochtalentierter Stürmer aus Kroatien verpflichtet, welcher den bayrischen Schwaben in Zukunft noch viel Freude bereiten könnte. An ihm waren auch Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach interessiert.
FC Augsburg is thrilled to announce the signing of Croatia's U21 player, Dion Beljo, on a contract until June 2027! 📝 pic.twitter.com/wpRYVkupbQ
— FC Augsburg (@FCA_World) January 13, 2023
In Stuttgart wurde Bruno Labbadia als neuer Trainer verpflichtet. Der 56-Jährige kennt sich im Abstiegskampf bestens aus, er bewahrte unter anderem den HSV und Hertha BSC schon vor dem Abstieg. Labbadia war bereits von 2010 bis 2013 Trainer beim VfB und kennt die Strukturen im Verein.
Auch der 1. FC Köln rüstete im Abstiegskampf nochmal auf. Mit Davie Selke verpflichteten die «Geissböcke» einen weiteren Stürmer, der nicht nur wegen der Trikotnummer 27 An-thony Modeste in Köln endlich vergessen machen soll. Selke passt von seinen Fähigkeiten optimal in das System von Steffen Baumgart und könnte sich zu einem echten Glücksgriff entwickeln.