Es klingt ein wenig, wie wenn Grampa Simpson die Kinder mit Geschichten von früher langweilt, als Dartscheiben noch aus Lehm waren und die Pfeile aus Vogelknochen geschnitzt wurden.
Der 54-jährige Gary Anderson hat nach seinem Auftaktsieg beim World Matchplay in Blackpool zu einem Rant gegenüber jüngeren Spielern angesetzt. Er wolle mit diesen eigentlich gar keine Zeit mehr verbringen. «Heutzutage würde ich mir lieber die Pulsadern aufschneiden», sagte der Schotte in drastischen Worten.
«Niemand redet mit jemandem. Man lacht nicht mehr, man scherzt nicht mehr.» Die Jungen seien «langweilig, absolut langweilig» und wenn man mit ihnen spreche, würden sie immerzu auf ihr Handy schauen.
Das Darts habe seine Seele verloren, sagte Anderson, der früheren Zeiten nachtrauert. «In den guten alten Tagen waren Dartspieler einfach noch Dartspieler. Ich, Adrian Lewis, Phil Taylor, Kevin Painter, wir sassen zusammen und haben uns unterhalten und gelacht. ‹Aidy› Lewis war brillant, und ich wünschte, er käme zurück. Ich vermisse ihn wirklich.»
So eine Kameradschaft gäbe es heute nicht mehr – weil aus dem einstigen Kneipensport ein Business geworden ist. Der Weltmeister wird 2026 für den Triumph erstmals eine Prämie von einer Million Pfund einstreichen. «Diese jungen Leute sind hier, um einen Job zu machen», stellt «The Flying Scotsman» fest. «Sie haben erkannt, dass sie mit Darts eine Menge Geld verdienen und ihr Leben dadurch verbessern können.»
Man müsse doch auch miteinander lachen können. Miteinander reden, jemanden mal mit einem Spruch foppen, egal ob in der Baustelle, im Büro oder sonst wo. «Davon ist im Darts nicht mehr viel zu spüren.»
Während der als Nummer eins gesetzte Ex-Weltmeister Luke Humphries – einer der kritisierten Spieler – bereits ausgeschieden ist, steht Gary Anderson am World Matchplay in der zweiten Runde. Dort trifft er auf Stephen Bunting. (ram)