Für Joel Wicki ist am Sonntag ein Bubentraum in Erfüllung gegangen. Schon als Schüler kündigte der 25-Jährige aus Sörenberg seinem Lehrer gegenüber keck an, er wolle eines Tages Schwingerkönig sein. Dank dem Triumph über Matthias Aeschbacher im Schlussgang von Pratteln gelang dies Wicki.
Mit 1,82 m ist der Entlebucher eher kleingewachsen für einen Schwinger. Doch finanziell steigt er mit dem Königstitel zu den ganz Grossen der Branche auf.
«Etwa fünf bis zehn Schwinger könnten eigentlich vom Sport leben», sagte Rolf Gasser jüngst bei Swissinfo. Wenn das einer weiss, dann ist es Gasser. Als Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwingerverbands (ESV) hat er Einsicht in jeden einzelnen Werbevertrag, den ein Schwinger abgeschlossen hat.
Exakt 218'440.52 Franken hat der ESV im Jahr 2021 mit einer Reichensteuer eingenommen. Weil zehn Prozent der Werbeeinnahmen abgegeben werden müssen, heisst das: Alle Schwinger gemeinsam haben durch Sponsoring 2,184 Millionen Franken verdient. Damit wurde nach einer Corona-Delle schon beinahe wieder das Rekordniveau von 2019 erreicht, als die gemeinsamen Einnahmen 2,344 Millionen Franken betrugen.
Insgesamt 73 Schwinger erhielten im vergangenen Oktober eine Rechnung vom ESV, um die Reichensteuer einzuzahlen. Sie teilen sich also diese 2,184 Millionen Franken auf – aber nicht zu gleichen Teilen. «Einige nehmen mit Sponsoring gerade mal 500 Franken ein», sagte Geschäftsführer Gasser. Demgegenüber wurde schon berichtet, dass die zehn besten Schwinger den Löwenanteil von 80 Prozent der Werbeeinnahmen unter sich aufteilen würden.
Joel Wicki nahm schon vor dem Gewinn des Königstitels mehr als 500 Franken ein. Nun dürften sich zu den bisherigen Sponsoren viele weitere bei seinem Manager melden. Michael Schiendorfer betreut unter anderem den Ski-Star Marco Odermatt und den Zehnkämpfer Simon Ehammer. Sein Telefon dürfte nun häufig klingeln. «Wenn Wicki jetzt den Schwung nutzen kann, dann kann er sehr viel Geld verdienen», sagte der Leiter Sportmanagement an der Universität St.Gallen, Christian Lang, dem «Blick».
Mehrere hunderttausend Franken im Jahr kann ein Schwingerkönig verdienen. So wird Joel Wicki während seiner Regentschaft zum Millionär – wie Vorgänger Kilian Wenger, Matthias Sempach oder Christian Stucki. 20'000 Franken wurden Wenger, dem überraschenden König von 2010, schon für eine Autogrammstunde offeriert. Geld, das zum eigentlichen Einkommen dazu kommt, denn die Schwinger sind nicht Profis, sondern arbeiten auch als Topstars der Szene in der Regel zu 60 oder 80 Prozent.
Preisgeld gibt es beim Schwingen offiziell nicht und trotzdem verliess Wicki Pratteln nicht mit leeren Händen. Er verzichtete auf Siegermuni Magnus und entschied sich fürs Geld, das dieser wert ist: rund 30'000 Franken.
Geldsorgen muss sich der gelernte Baumaschinenmechaniker und angehende Landwirt vorderhand also keine machen. Dafür dürfte der erst zweite König aus der Innerschweiz künftig noch öfter erkannt werden. Im Interview mit CH Media erzählte Joel Wicki: «Manchmal, wenn ich einkaufen gehe, habe ich nach einer halben Stunde immer noch einen leeren Wagen, weil ich in Gespräche verwickelt wurde.» Er geniesse diese Popularität aber, betonte er. Schweizer Könige sind solche zum Anfassen – auch wenn ihr Portemonnaie prall gefüllt ist.