Schwingen ist der einzige Sport mit exakten Zahlen zur Werbung. Die «Bösen» dürfen heute Werbegelder kassieren, was noch im letzten Jahrhundert verboten war. Im Gegenzug liefern sie zehn Prozent ihrer Werbeeinnahmen dem Schwingerverband (ESV) ab. Das Geld wird zweckgebunden in die Nachwuchsausbildung investiert.
Diese «Reichtumssteuer» hatte 2011 der damalige Obmann Ernst Schläpfer eingeführt. Im Herbst nimmt ESV-Geschäftsführer Rolf Gasser jeweils Einblick in sämtliche Werbeverträge und schreibt jedem die entsprechende Steuerrechnung. Aus diesen Steuereinnahmen lässt sich offiziell die Gesamtsumme der an die Schwinger ausbezahlten Werbegelder errechnen. 2018 sind die Investitionen der Werber in die «Bösen» erneut um zehn Prozent auf 2,277 Millionen gestiegen.
Wie viel Geld verdienen die einzelnen Schwinger mit Werbung? Offizielle individuelle Zahlen gibt es nicht. Alle in den Medien genannten Werbeeinkommen der einzelnen «Bösen» sind Schätzungen. Die Beteiligten hüten sich, Zahlen zu nennen oder sie zu bestätigen.
Eine Umfrage ergibt erstaunliche Summen. Das Werbeeinkommen des inzwischen entthronten und in den Ruhestand getretenen Königs und Kilchberg-Siegers Matthias Sempach ist für das Jahr 2018 von Branchenkennern auf rund 700'000 Franken geschätzt worden. Auch Kilian Wenger, der charismatische König von 2010, verdient nach den gleichen Quellen über eine halbe Million Werbefranken.
Christian Stucki, dem Schlussgang-Verlierer von 2013, wird ein «königliches Werbeeinkommen» zwischen 300'000 und 500'000 Franken attestiert. Auch der regierende König Matthias Glarner dürfte rund eine halbe Million Franken Werbegelder kassieren. Er gilt in diesem Geschäft der Urchigen bei den Werbern als Intellektueller.
Damit ist auch klar: Nach wie vor gibt es im Sägemehlring keine Werbe-Millionäre. Hinter den Titanen gibt es eine ganze Reihe von Schwingern, die gemäss Kennern fünf- bis knapp sechsstellig mit der Werbung verdienen. Allerdings ist es wie im richtigen Leben: Fast alles für die «ganz Bösen» und nur wenig für die «weniger Bösen». Insgesamt teilen sich 2018 die exakt 72 Schwinger die 2,277 Millionen Werbeeinnahmen. Aber 80 Prozent davon kassieren die zehn «bösesten der Bösen».
Immerhin gibt es eine gewisse Demokratisierung: 2011 teilten sich erst knapp 30 Schwinger das Werbegeld. Inzwischen sind es immerhin 72. «Aber der grösste Teil verdient mit der Werbung bloss einen Zustupf», sagt Verbands-Geschäftsführer Rolf Gasser. Schwinger, die den aktiven Sport aufgeben und weiterhin Werbung machen, sind in den ersten drei Jahren im Ruhestand weiterhin «reichtumssteuerpflichtig». Aber sie müssen nur noch fünf Prozent an den Verband abliefern.
Die Werbeeinnahmen steigen kontinuierlich. Und sie werden 2019 weiter ansteigen. Am 25. August wird in Zug nach drei Jahren wieder ein Schwingerkönig gekrönt. Die enorme Publizität des «Eidgenössischen» wird den Werbewert der «Bösen» weiter befeuern.