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Schwingen bleibt nach dem ESAF ein Randsport – aber das kümmert es nicht

Zuschauer zelebrieren die Welle am Eidgenoessischen Schwing und Aelplerfest (ESAF), am Samstag, 27. August 2022, in Pratteln. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Ausgelassene Stimmung bei den rund 50'000 Fans in Pratteln.Bild: keystone
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Skicross im Sägemehl – das Schicksal einer Randsportart, die dies nicht kümmert

Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ist Geschichte. Drei Jahre lang tritt nun Joel Wicki als Schwingerkönig an – und dies wieder vornehmlich ohne Modefans, sondern vor Fachpublikum.
29.08.2022, 13:4830.08.2022, 08:16
Ralf Meile
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Nur weil ein Sport die Massen bewegt, ist er noch lange kein Massensport. Das ESAF in Pratteln hat die Massen bewegt, so wie in diesem Jahrtausend alle Eidgenössischen die Massen bewegt haben. Nun wird das Schwingen den Platz im Rampenlicht wieder anderen Sportarten hergeben müssen.

Das Schwingen ist ein Randsport, der es wie viele «Artgenossen» nur ab und zu in den Fokus der breiten Öffentlichkeit schafft. Dann aber gewaltig: Das Eidgenössische ist ein Anlass der Superlative. Nicht bloss vom sportlichen Gesichtspunkt her, sondern auch vom gesellschaftlichen. Dass die Wettkämpfe Schwingfest heissen, nicht Schwingmeisterschaft oder Schwingcup, kommt nicht von ungefähr: Nicht nur das Schwingen ist wichtig, sondern auch das Fest.

Die besten Bilder vom ESAF 2022

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Die besten Bilder des Eidgenössischen 2022
Joel Wicki hat es geschafft! Drei Jahre nach seiner Schlussgang-Niederlage gegen Christian Stucki krönt er sich in Pratteln zum neuer Schwingerkönig. Gegen Matthias Aeschbacher sah er lange wie der sichere Verlierer aus, doch der Innerschweizer konnte drei Minuten vor Schluss entscheidend zurückschlagen.
quelle: keystone / urs flueeler
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Längst ist das Eidgenössische so gross geworden, dass sich über das Fachpublikum hinaus weite Teile der Bevölkerung dafür interessieren. Oder sie wollen zumindest wissen, wer neuer König im Land ist und wie sein Erfolg zustande kam. Das macht aus dem Eidgenössischen mehr als bloss einen Wettkampf unter starken Männern.

Eine Art Sägemehl-Skicross

Unzählige Sportarten kämpfen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer ausserhalb der angestammten «Blase». Sie hoffen darauf, sich einen Teil des Zeitbudgets des Konsumenten zu ergattern. Bei vielen frisst der Fussball als mit Abstand populärster Sport einen Grossteil davon auf.

Das Schwingen erinnert an die Rolle von Sportarten wie Curling oder Skicross. Bei Olympischen Spielen stehen diese, auch weil die Schweiz regelmässig Medaillen gewinnt, im Fokus. Man staunt über die Präzision auf dem Eis, ist fasziniert von der Action auf Buckelpisten und in Steilwandkurven, und man nimmt sich fest vor, künftig öfter einzuschalten bei diesen Sportarten.

Die Realität sieht dann in aller Regel so aus, dass der Winter bald vorbei ist – und wenn der nächste ansteht, sind die guten Vorsätze vergessen. Nach dem Motto: Macht nichts, es läuft ja ein Haufen anderer Sport zur Unterhaltung. Und bald ist wieder Olympia.

Äusserst gut besuchte Feste

Insofern hat das Schwingen mit seinem Eidgenössischen gegenüber den olympischen Curlern und Skicrossern einen Vorteil: Sein Anlass der Superlative ist nicht alle vier Jahre, sondern alle drei. Diese Seltenheit ist zugleich ein wesentlicher Grund für den Erfolg.

Die Schwinger Fans gehen in die Mittagspause nach dem 2. Gang am Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfest (ESAF) in Pratteln, am Samstag, 27. August 2022. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Für Kritik sorgte die WC-Situation: Blick auf das grosse Festgelände in Pratteln.Bild: keystone

Wäre das Eidgenössische jedes Jahr, würde es den Königstitel entwerten – weil es viel mehr Träger geben würde. Zudem würde vermutlich kaum jährlich ein solches Riesenfest auf die Beine gestellt werden, wie es nun alle drei Jahre der Fall ist. Und schon rein aufgrund dieser Grösse erweckt das Fest auf Aussenstehende den Eindruck, so wichtig zu sein.

Das Schwingen braucht es nicht zu kümmern, dass es in den Augen der breiten Öffentlichkeit nun bis zum ESAF 2025 in Mollis wieder etwas an Bedeutung verliert. Innerhalb der Szene ist der Boom zu spüren. Die Feste finden fast immer vor sehr gut gefüllten oder ausverkauften Rängen statt. Und das Fernsehen überträgt mehr und mehr Feste.

Die TV-Kameras decken aber nicht nur die Kämpfe ab, sondern auch Schwächen auf. Zuletzt gab es einige hitzige Diskussionen über Fehlurteile, weil die Zeitlupe diese als solche entlarvte. Auch das Eidgenössische war davon betroffen.

Bewusst ein «anderer» Sport

Die Mehrheit der Schwingerfamilie lehnt einen Videoschiedsrichter ab. Lieber werden falsche Urteile in Kauf genommen, so bitter sie für den einzelnen Athleten auch sind.

Joel Wicki, oben, laesst sich nach seinem Sieg gegen Matthias Aeschbacher feiern nach dem Schlussgang des Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfestes ESAF in Pratteln, am Sonntag, 28. August 2022. (KE ...
Vor drei Jahren noch Schlussgang-Verlierer, nun König: Joel Wicki aus Sörenberg.Bild: keystone

Die Schwinger wissen: Dass ihr Sport so populär ist, liegt zu einem wesentlichen Teil daran, dass er bewusst «anders» ist und dass Traditionen noch wichtiger sind als anderswo. Dazu gehört auch die Einteilung der Gänge, die oft umstritten ist.

Schwingen ist ein Randsport, aber es ist so beliebt wie vermutlich noch nie. Das ist es geworden, weil es so ist, wie es ist. Und darum wird es so bleiben, wie es ist.

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2022 in Pratteln: Joel Wicki.
quelle: keystone / peter schneider
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14 Kommentare
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Mrs. Bonsai
29.08.2022 13:57registriert Februar 2014
Ist halt schon sympatisch, wenn der Sieger verkündet, er gehe morgen in den Stall, da er seine Gustis abgebe.
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