Die beiden Linienrichter Chris Carlson (Kanada) und Stanislav Raming (Russland) haben den Schweizern im Spiel gegen die USA im Schlussdrittel zwei Tore (zum 3:2 und zum 3:3) wegen Offside aberkannt. Ohne viel Boshaftigkeit darf behauptet werden, dass die Linienrichter den Schweizer einen Sieg, zwei Tore und drei Punkte und im schlimmsten Falle sogar das Viertelfinale «gestohlen» haben.
Es sind zwar zwei Fehlentscheide. Aber beide Situationen waren keineswegs eindeutig und erst in der TV-Wiederholung ist zu sehen, dass es ganz knapp kein Offside war. Der abtretende Schweizer Schiedsrichterchef Reto Bertolotti sagt allerdings auch: «Auf diesem Niveau dürfen solche Fehler nicht passieren.»
Das Jammern über die Schiedsrichter – auch die Leistung der beiden Head Roman Gofman (Russland) und Jyri Ronn (Finnland) wurde als ungenügend taxiert – führt einmal mehr zu einem «Aha-Erlebnis». Diese WM zeigt nämlich erneut, wie gut die Schiedsrichter in unserer Liga sind und wie deplatziert und billig die von Einfaltspinseln befeuerte heimische Schiedsrichterpolemik ist.
Sean Simpson hatte bereits nach dem Spiel seinem Ärger Luft gemacht und gesagt, er habe sich in vier Jahren als Nationaltrainer nie über die Schiedsrichter beklagt. Aber jetzt tue er es. Dabei bleibt es nicht. Den Worten sind Taten gefolgt.
Der Nationaltrainer hat um eine Aussprache mit dem Schiedsrichter-Chef nachgesucht und wird heute angehört. Er sagt: «Es war nicht einfach, den Termin zu bekommen. Ich verlange, dass diese beiden Linienrichter im Interesse des Eishockeys an diesem Turnier nicht mehr eingesetzt werden.» Er sei diese Forderung seinem Team, aber auch dem Eishockey schuldig.
Der Zorn unseres Nationaltrainers ist verständlich und ein Coach setzt sich in jeder Situation bedingungslos für sein Team ein. Aber sein Zorn wird keine Früchte tragen. Seinem Wunsch wird nicht entsprochen. Es wäre besser gewesen, wenn Verbands-Präsident Marc Furrer oder Verbands-Sportchef Pius-David Kuonen oder Verbands-CEO Florian Kohler Sean Simpson entweder von diesem Schritt abgehalten oder an seiner Stelle interveniert hätten. Aber es hat bis heute noch niemand behauptet, unser Verband sei ein Musterbeispiel exzellenter Führung.
Letztlich ist diese Episode so etwas wie «Frust- Folklore»: So oder so werden diese beiden Linienrichter in Spielen mit der Schweiz nicht mehr eingesetzt und nach den Gruppenspielen kommen nur noch die Besten zum Zuge.
Simpson richtet den Fokus bereits wieder auf die Zukunft. «Wir können die Szenen nicht rückgängig machen. Es bringt nichts, wenn wir uns darüber aufregen. Wir müssen uns nun auf das Spiel morgen gegen Weissrussland konzentrieren. Und wenn wir so spielen wie gegen die USA, dann haben wir eine gute Chance das Spiel zu gewinnen und an diesem Turnier etwas zu erreichen.»
Die Partie gegen den WM-Gastgeber dürfte für den weiteren Verlauf der WM wegweisend sein. Dessen ist sich auch Simpson bewusst. Er setzt im Tor wieder auf Reto Berra, der die Schweiz gegen die USA im Spiel hielt und wie an der letzten WM und in Sotschi der sichere Rückhalt war.
Änderungen in der Aufstellung plant Simpson keine. Das heisst, er wird erneut nur mit sieben Verteidigern antreten und weiter darauf hoffen, dass NHL-Crack Rafael Diaz das Team im Verlauf des Turniers noch verstärken wird. (si)
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