Beim 5:4-Sieg nach Verlängerung der Minnesota Wild gegen die San José Sharks in der Nacht auf Montag war Kevin Fiala die überragende Figur. Der Schweizer Stürmer gab in den ersten beiden Dritteln je einen Assist, erzielte den Ausgleich zum 4:4, der die Verlängerung erzwang. Und in der Overtime wurde sein Schuss zum 5:4-Siegtreffer abgelenkt.
Kevin Fiala (MIN22) was deadly in the Wild's 5-4 OT win against SJ.
— JFresh (@JFreshHockey) April 18, 2022
He scored a goal, added three assists, and had a 90% xGF% at 5v5. He's got a career-high 73 points in 75 games.
Here are his most notable puck touches and plays from last night. #MNWild #NHLPotN pic.twitter.com/7XmJtnJ5oi
In 75 Spielen kommt der Uzwiler damit bereits auf 73 Skorerpunkte, so viele wie noch nie zuvor in seiner Karriere. Fiala spielt derzeit das beste Hockey seiner Karriere – und das wird für sein Team zum Problem. Natürlich nicht kurzfristig. Die Wild haben sich für die Playoffs qualifiziert und greifen demnächst den Stanley Cup an. Bei dieser Mission ist jedes Tor und jeder Assist von Fiala wertvoll.
Das Dilemma der Wild ist eher, dass sich Fialas Wert mit jedem weiteren Skorerpunkt steigert. Der Vertrag des 25-Jährigen läuft im Sommer aus. Und Minnesota wird den Schweizer nicht ohne Opfer halten können.
NHL Three Stars of the Week for the week ending April 17th, 2022.
— Complete Hockey News (@CompleteHkyNews) April 18, 2022
⭐️ Vladimir Tarasenko, #STLBlues
⭐️⭐️ Kevin Fiala, #MNWild
⭐️⭐️⭐️ Mike Smith, #LetsGoOilers pic.twitter.com/p9aBvVzMQB
Kevin Fiala hat im vergangenen Sommer von den Minnesota Wild nur einen Vertrag über ein Jahr erhalten. General Manager Bill Guerin sagte, der Schweizer müsse sich nochmals beweisen, was er eindeutig geschafft hat. Nun läuft dieser Vertrag im Sommer wieder aus. Fiala ist weiterhin Restricted Free Agent (RFA), was bedeutet, dass Minnesota erneut die Rechte am Stürmer besitzt, sofern sie ihn vor dem Draft mit einer ersten Offerte «qualifizieren», was sie garantiert machen werden.
Andere Teams könnten Fiala zwar auch Verträge anbieten – sogenannte «Offer Sheets». Doch die Minnesota Wild könnten entweder ihr Angebot dem des anderen Teams angleichen und der Schweizer müsste dieses dann akzeptieren, oder sie lassen Fiala ziehen und erhalten dafür als Kompensation vom anderen Team Draft-Picks.
Kevin Fialas Marktwert beläuft sich derzeit auf über 9 Millionen US-Dollar. Ganz so viel wird der Stürmer in seinem nächsten Vertrag wohl eher nicht erhalten, aber eine Lohnsumme von über sieben Millionen wäre sicher realistisch.
Ein Vertrag in dieser Höhe würde für Minnesota schon zum Problem. Die Lohnobergrenze in der NHL liegt nächste Saison bei 82.5 Millionen Dollar. Stand jetzt haben die Wild damit für 2022/23 noch 8.184 Millionen an freiem Cap-Space zur Verfügung.
Neben Fiala muss Minnesota aber auch noch Verteidiger Jacob Middleton mit einem neuen Vertrag ausstatten und einen zweiten Goalie verpflichten. Im Sommer 2023 steht zudem die erste Vertragsverlängerung beim überzeugenden Rookie Matt Boldy (34 Punkte in 40 Spielen) an.
Besonders ins Gewicht fallen die Buyouts von Zach Parise und Ryan Suter. Letzten Sommer hat General Manager Bill Guerin die Verträge der zwei Routiniers, die noch eine Weile gelaufen wären, aufgelöst. Das geht allerdings nicht ohne Strafe: In den kommenden drei Jahre haben die Wild deshalb 12.7 respektive 14.7 Millionen (für die Saisons 2023/24 und 2024/25) weniger an Cap-Space zur Verfügung. Da wird es schwierig, Fiala ohne Opfer mit einem längerfristigen, teuren Vertrag auszustatten.
Will Bill Guerin den Schweizer weiterhin in seinem Team haben, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder Fiala unterschreibt deutlich unter seinem Wert oder Guerin sorgt mit Trades für mehr Cap-Space.
Die erste Variante scheint unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Fiala hatte noch nie in seiner Karriere eine langfristige Vertragssicherheit und diese dürfte der Schweizer nun anstreben. Vielleicht geduldet sich der 25-Jährige aber auch noch ein Jahr, schliesslich gefällt es ihm in St. Paul sehr gut. Nach einem weiteren «Überbrückungs-Jahr» in Minnesota könnte er sich im Sommer 2023 seinen nächsten Arbeitgeber frei aussuchen.
Doch dann besteht auch das Risiko, dass das nächste Jahr nicht so gut läuft und der langfristige Vertrag eine Saison später nicht so lukrativ ausfällt. Deshalb dürfte Fiala dazu tendieren, noch in diesem Sommer einen Vertrag über mehrere Jahre abzuschliessen. Darüber möchte der Stürmer derzeit aber noch nicht nachdenken. Er sagt: «Warum sollte ich mich jetzt schon darum kümmern? Es steht noch so viel an in dieser Saison, die Playoffs haben noch nicht einmal begonnen.»
Viel wahrscheinlicher scheint es, dass Bill Guerin versuchen wird, mehr Cap-Space zu schaffen, damit sich Minnesota Fiala leisten kann. Am einfachsten geht dies mit einem Trade. Das heisseste Eisen im Trade-Feuer ist diesbezüglich Verteidiger Matt Dumba. Der 27-Jährige verdient bis Sommer 2023 sechs Millionen Dollar jährlich. Dumba ist Assistenz-Captain und ein wichtiger Teil der Wild-Mannschaft, aber war zuletzt auch immer wieder verletzt. Mit Jared Spurgeon und Jonas Brodin hat Minnesota zudem noch zwei weitere gute Verteidiger im Kader.
Für einen soliden Zweiweg-Verteidiger wie Dumba würde sich garantiert ein Abnehmer finden. Die sechs Millionen weniger in der Buchhaltung würden definitiv Platz für Fiala schaffen.
Gleich viel Cap-Space würde frei, wenn Guerin Mats Zuccarello zu einem neuen Arbeitgeber schicken würden. Dies ist allerdings weniger realistisch, weil der Norweger sich sehr gut mit dem jungen Superstar Kirill Kaprizov versteht und einer der wichtigsten Ansprechpersonen des jungen Russen ist.
Es gibt auch das Szenario, in dem Kevin Fiala die Minnesota Wild in diesem Sommer verlässt. General Manager Bill Guerin würde aber dafür sorgen, dass sein Team für Fiala noch einen Gegenwert erhält. Das wäre der Fall, wenn er den Schweizer mit einem «Offer Sheet» zu einer anderen Mannschaft ziehen lassen würde. Viel wahrscheinlicher ist aber ein Trade mit Fiala selbst.
Guerin könnte mit Fiala den Vertrag verlängern und ihn dann loswerden, oder er könnte den Schweizer auch ohne Vertrag zu einem anderen Klub schicken und diesem dann die Verhandlungen überlassen. Die Ottawa Senators sollen einer der grössten Interessenten am Schweizer sein. Die Kanadier hätten auch genügend Cap-Space, um dem Schweizer den Vertrag zu geben, den er sich mit seinen Leistungen verdient hat.
Neben den Senators könnten sich auch Columbus, Detroit, Anaheim, Buffalo oder New Jersey den Flügelstürmer problemlos leisten. Gerade auch für die New Jersey Devils mit Captain Nico Hischier wäre Fiala sicher eine interessante Option. Allerdings müsste Fialas künftiger Arbeitgeber auch ziemlich etwas hergeben. Ein oder zwei gute Draft-Picks und ein junges Talent wäre wohl der Mindestpreis.
Bis die Akte Kevin Fiala hochkocht, dauert es noch einige Wochen. Zuerst einmal stehen den Minnesota Wild und dem Schweizer Stürmer die Playoffs bevor. Danach muss Minnesotas General Manager Bill Guerin einen Grundsatzentscheid fällen: Plant er weiterhin mit Kevin Fiala oder kann er damit leben, wenn sich der 25-Jährige einem neuen Team anschliesst?
Soll Fiala bei den Wild bleiben, müsste Guerin wohl noch Cap-Space freischaufeln, indem er einen anderen Spieler wegtradet. Sollte Guerin zum Schluss kommen, dass sich Minnesota Fiala nicht leisten kann, wird der Schweizer ab nächster Saison für einen neuen Klub spielen – dann dürfte in diesem Sommer ein Blockbuster-Trade anstehen.