Viel dominanter als die Frauen des EV Zug kann ein Sportteam kaum sein: In zehn Spielen haben die Zugerinnen zehn Mal gewonnen, dabei 178 Tore erzielt und nur ein einziges erhalten. So richtig überraschend ist das allerdings nicht. Schliesslich laufen für die auf diese Saison hin neu gegründete Equipe diverse Nationalspielerinnen auf. Und Zug spielt in der Swiss Women’s Hockey League B (SWHL B) – also nur der zweithöchsten Schweizer Frauenliga.
So führt Nati-Star Lara Stalder die Skorerinnenliste der Liga mit 34 Toren und 36 Assists aus zehn Spielen an. Stalders Team- und Nati-Kollegin Noemi Ryhner (14 Tore, 24 Assists in 10 Spielen) bezeichnet die Saison als «einen Prozess». «Wir wussten, dass wir wohl überlegen sein werden, aber am Ende ist das Resultat für uns zweitrangig», erklärt die 23-Jährige.
Viel wichtiger sei den Zugerinnen ebendieser Prozess. Dabei gehe es darum, das System zu perfektionieren und sich als Team weiterzuentwickeln. «Wir haben Ziele, die auch auf die nächste Saison ausgelegt sind», sagt Ryhner. Noch sei trotz Kantersiegen nicht alles perfekt bei den EVZ-Frauen. So klappe es etwa nicht immer, das Spiel auch über 60 Minuten Vollgas durchzuziehen. «Wenn du so viele Tore schiesst, beginnst du teilweise, zu kompliziert zu spielen und passt dich dem Tempo des Gegners an», erklärt Ryhner.
Am vergangenen Wochenende endete auch die Unbezwungenheit der Zuger Torhüterinnen. Beim 24:1-Sieg gegen den DHC Lyss kassierten sie das erste Gegentor der Saison. «Das ist natürlich etwas ärgerlich», gibt Ryhner zu, «aber es war nie unser Ziel, die Saison ohne Gegentor zu beenden».
Umso grösser war die Freude auf der anderen Seite. Torschützin beim fast schon historischen Treffer war die 15-jährige Jelena Sonderegger. «Das hat sich sehr gut angefühlt», sagt die Gymnasiastin. «Meine Teamkollegin sagte noch zu mir: ‹Mach es goal, wenn zit hesch.› Offensichtlich hatte ich Zeit.» Jedes Tor fühle sich gut an, aber einige seien natürlich besonderer als andere. Ihr sei sofort bewusst gewesen, dass das ein spezieller Treffer war.
Die Stürmerin des DHC Lyss betont aber auch: «Eigentlich macht es nicht wirklich Spass, gegen so ein Team zu spielen.» Sie hätten sich vor dem Spiel gesagt, dass sie sowieso nicht gewinnen werden, erklärte die 15-Jährige. Trotzdem wollten sie sich anstrengen und versuchen, Spass zu haben. Und: «Nach dem Tor waren wir alle so glücklich, dass es tatsächlich Spass gemacht hat.»
«Einige B-Klubs hätten sich gewünscht, dass Zug direkt in der höchsten Liga startet», gibt auch Paolo Angeloni, Director Leagues & Cup beim Schweizerischen Eishockeyverband (SIHF) zu. Allerdings stand das gar nie zur Diskussion. «Die Kriterien waren klar: Wenn Klubs aus der National League und Swiss League ein neues Frauenteam gründen und gewisse Bedingungen erfüllen, dürfen sie in der zweithöchsten statt vierthöchsten Liga starten», erklärt der Verbandsoffizielle.
Die aktuelle Situation sei allerdings unbefriedigend: «Wir sind natürlich nicht glücklich über die deutlichen Resultate in der SWHL B. Niemand ist glücklich.» Der Verband habe allerdings auch nicht erwartet, dass Zug gleich im ersten Jahr mit vielen Nationalspielerinnen antreten würde. Zug biete den Spielerinnen natürlich exzellente Bedingungen. Angeloni ist sich aber auch sicher: «Einige Gegnerinnen sehen die Spiele gegen Zug als einmalige Chance, gegen diese Topstars anzutreten.»
Und der Verband will am aktuellen Prozedere festhalten, sollte sich in den nächsten Jahren ein weiterer Klub dazu entscheiden, ein neues Frauenteam zu gründen. «Ein Start in der Frauenliga B ist möglich. Ein direkter Start in der Women’s Hockey League kommt nicht in Frage», sagt Angeloni. Es sei auch unwahrscheinlich, dass ein zweiter Klub von Beginn weg so viel ins Frauen-Eishockey investiere. Und falls schon? «Dann müssen wir halt nochmal eine Saison mit solchen Ergebnissen leben.»
Doch, genau das durften sie erwarten. Das Konzept, das Kader und vieles mehr wurde dem Verband mehrfach vorgestellt.