Ein Jahr ohne Überraschungen? watson tippt die neue NHL-Saison
Alles neu in der NHL? Nein. Zwar gab es in Frühling und Sommer einige interessante Wechsel (Marner von Toronto zu Vegas, Rantanen von Carolina zu Dallas oder Ehlers von Winnipeg zu Carolina) oder neue Trainer (Joel Quenneville bei Anaheim, Rick Tocchet bei Philadelphia, Marco Sturm bei Boston). Aber bei den Mitfavoriten um den Stanley Cup und den Kellerteams gab es insgesamt wenige Verschiebungen. Die Teams, die letztes Jahr in den Playoffs standen, haben gute Chancen, das wieder zu erreichen und Überraschungskandidaten gibt es wenige. Wir verschaffen dir den Überblick.
Eastern Conference
Metropolitan Division
Aus Schweizer Sicht interessieren die New Jersey Devils natürlich weiterhin besonders stark. Mit Nico Hischier, Timo Meier und Jonas Siegenthaler sind weiterhin drei Nati-Stars dort unter Vertrag. Nach zwei Saisons, die enttäuschend (Playoffs verpasst 2023/24 und Erstrunden-Out 2024/25) verlaufen sind, will Jersey wieder seine wahre Stärke ausspielen. Dafür braucht es vor allem weniger Verletzungspech. Zuletzt fehlte Jack Hughes zwei Mal längerfristig wegen Schulterverletzungen. Neben ihm fehlten zwischendurch auch Dougie Hamilton, Jonas Siegenthaler oder Timo Meier.
Bleiben die Devils gesund, dann ist vieles möglich. Die Mannschaft ist sehr ausgeglichen besetzt, hat gute Sturmlinien, spielstarke Verteidiger, zwei zuverlässige Goalies in Jacob Markström und Jake Allen und weiterhin junge Talente, die nachrücken. Eine weitere Enttäuschung könnte sich GM Tom Fitzgerald wohl nicht leisten.
Als Top-Team in der Metropolitan Division dürften sich die Carolina Hurricanes etablieren. Nikolaj Ehlers verstärkt die Offensive, nachdem Mikko Rantanen nach dem Monster-Trade mit Colorado nicht gehalten werden konnte. Ansonsten dürften die Canes vor allem defensiv so souverän wie eh und je auftreten.
Herausgefordert werden sie nebst den Devils von den New York Rangers, die vergangene Saison enttäuschten und die Playoffs verpassten. Der neue Trainer Mike Sullivan soll den Stars wie Artemi Panarin oder Mika Zibanejad die Lustlosigkeit austreiben. Gespannt darf man sein, ob die Washington Capitals das Märchen der letzten Saison wiederholen können. Neben dem Divisionsieg holte auch noch Alex Ovechkin den Tor-Rekord von Wayne Gretzky. Ob der 40-Jährige nochmals mehr als 40 Tore in einer Saison schiesst, darf bezweifelt werden, aber auch mit einem leichten Rückschritt sollten die Capitals zumindest im Rennen um die Playoffs sein.
Eher nichts mit den Playoffs zu tun haben werden die Pittsburgh Penguins, die Philadelphia Flyers und die Columbus Blue Jackets. Pittsburgh wird Diskussionen aushalten müssen, ob Sidney Crosby den Klub tatsächlich mal noch verlässt. Und bei Philadelphia wird spannend zu beobachten, wie der neue Trainer Rick Tocchet das junge Team voranbringen kann.
Atlantic Division
An der Spitze der Atlantic Division dürfte es wie immer eng zu und hergehen. Da sind die Florida Panthers, die zweifachen Titelverteidiger, die allerdings lange ohne Matthew Tkachuk und womöglich die ganze Saison ohne Alexander Barkov auskommen müssen. Aber wenn ein Team solche Ausfälle kompensieren kann, dann Florida. Da sind die Tampa Bay Lightning, bei denen es aber einiges an Unsicherheit um Stargoalie Andrei Vasilevsky gibt. Er hat in der Preseason lange gefehlt, nur ein Spiel absolviert und dabei sehr schlecht ausgesehen.
Und dann sind da natürlich noch die Toronto Maple Leafs. Die Kanadier haben letzte Saison die Division gewonnen, aber mussten sich im Sommer auch von Starflügel Mitch Marner verabschieden. Die Zuzüge von Nic Roy, Mattias Maccelli oder Michael Pezzetta können aufgehen, sind aber bei weitem nicht weltbewegend oder auch nur ansatzweise ein Marner-Ersatz.
Die zweite Garde der Division bilden die Ottawa Senators und die Montreal Canadiens. Beide Teams schafften letzte Saison den Sprung in die Playoffs. Gerade die Sens können auf der letzten Saison aufbauen und profitieren, wenn eines der drei Spitzenteams unter den Erwartungen bleiben sollte. Bei Montreal hängt vieles davon ab, wie sich Neuzugang Noah Dobson und Rookie Ivan Demidov einfügen und ob Verteidiger-Supertalent Lane Hutson seine fabelhafte Rookie-Saison bestätigen kann.
Die Buffalo Sabres und die Detroit Red Wings hoffen beide, sich endlich wieder einmal für die Playoffs zu qualifizieren. Aber beide Teams konnten sich nicht wirklich verstärken – Buffalo ist nach dem Abgang von J.J. Peterka nach Utah gar eher schwächer als im Vorjahr. Bei den Boston Bruins ist nach dem eingeleiteten Umbruch Geduld aufgrund wohl vieler Niederlagen angesagt.
Western Conference
Central Division
Rollen wir die Central Division doch von hinten auf: Die Chicago Blackhawks werden auch diese Saison eines der schwächsten NHL-Teams. Statt um die Playoffs kämpfen sie darum, Supertalent Connor Bedard bei Laune zu halten. Wenn es schon keine guten Resultate gibt, braucht es wenigstens gute Vibes – ähnlich wie San Jose das letzte Saison geschafft hat. Auch den Nashville Predators droht erneut eine schwierige Saison – auch wenn Roman Josi seine Herzerkrankung überstanden zu haben scheint. Viel zu viel passt in Nashville einfach nicht: zu wenig Kadertiefe, zu schwache Center und kaum brauchbare Verteidiger ausser Josi.
Die St.Louis Blues schafften letzte Saison gerade noch so die Playoff-Qualifikation und brachten dann in der 1. Runde Winnipeg an den Rand einer Niederlage. Aber auch dieses Jahr wird das neue Team von Pius Suter um die Playoffs hart kämpfen müssen. Jordan Kyrou muss sich wieder steigern und Rookie Jimmy Snuggerud sollte sogleich eine grosse Rolle übernehmen können. Wenn Suter und die Blues die etwa ähnlich starken Utah Mammoth (neu mit JJ Peterka) hinter sich lassen können, dann könnte es klappen mit den Playoffs.
Die Spitze der Central Division ist hart umkämpft. Da sind die Minnesota Wild, das nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung von Kirill Kaprizov sicher besonders motiviert ist, aber wohl das schwächste Team der Spitzengruppe. Hat Kaprizov Mühe, geht es Minnesota gleich. Bei Nino Niederreiters Winnipeg Jets steht und fällt vieles mit Goalie Connor Hellebuyck. Ist er so überragend wie letzte Saison, ist alles möglich. Die Colorado Avalanche und die Dallas Stars (mit Lian Bichsel) werden beide von viel Starpower angetrieben und dürften im Normalfall Platz 1 der Division unter sich ausmachen.
Pacific Division
Ein Duo dürfte um den Sieg in der Pacific Division kämpfen. Die Vegas Golden Knights, mit ihrem neuen Aushängeschild Mitch Marner und natürlich die Edmonton Oilers als zweifacher Vizemeister mit Connor McDavid. Marner ist für Vegas natürlich eine Verstärkung auf allen Ebenen – er verstärkt das Powerplay, das Unterzahlspiel und ist auch eine Entlastung für Mark Stone als Defensivstürmer. Allerdings müssen die Golden Knights auch die ganze Saison auf ihren Starverteidiger Alex Pietrangelo (Hüftverletzung) verzichten.
Bei Edmonton ist nach der zweiten Stanley-Cup-Niederlage in Folge vieles beim alten geblieben. Vergangene Saison landeten die Oilers nur auf Rang 3 in der Division, aber wie gross ist die Chance, dass sie nun zum dritten Mal in Serie schwach in die Saison starten? Klein, zumal mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Superstar Connor McDavid auch das letzte Unruhepotenzial frühzeitig eliminiert wurde.
Dahinter lauern die Los Angeles Kings, für die eine Playoff-Qualifikation nur Formsache sein sollte. Gut möglich, dass die letzte Saison von Anze Kopitar die Kalifornier mit Kevin Fiala zu Höchstleistungen motiviert. Fragezeichen gibt es aber immer noch rund um die Qualität des Goalie-Duos Darcy Kuemper und Anton Forsberg.
Die Vancouver Canucks haben sich mit riesigem Drama letzte Saison selbst geschwächt. Nun muss Elias Pettersson zeigen, dass er ein alleiniger Leader sein kann. In der Verteidigung darf von Quinn Hughes die übliche Dominanz erwartet werden, doch Sorgen bereitet der Gesundheitszustand von Goalie Thatcher Demko. Vielleicht profitieren davon die Anaheim Ducks, die nach langen Jahren des Rebuilds mit dem neuen Trainer Joel Quenneville endlich die Playoffs wieder angreifen wollen.
Die Calgary Flames können nur von den Playoffs träumen, wenn Goalie Dustin Wolf seine unglaubliche Saison vom Vorjahr nochmals wiederholt, denn die Kanadier strahlen einfach zu wenig Torgefahr aus. Den Seattle Kraken (zu viel Mittelmass) und den San Jose Sharks (viel junges Talent, aber es ist noch zu früh) drohen erneut magere Saisons.