Die Klimaerwärmung bringt die Eishockeyspieler und Schlittschuhläufer in Moutier (BE) ins Schwitzen. Letzte Woche gab das Unternehmen Prévôglace, das die Eishalle betreibt, bekannt, dass die Halle in der Saison 2024 erst am 12. Oktober eröffnet wird, also einen Monat später als üblich.
Die Massnahme hätte bereits in diesem Jahr eingeführt werden sollen, konnte aber durch eine Vereinbarung und finanzielle Absprache mit den örtlichen Vereinen verhindert werden. Daher ist die Eisbahn in Moutier in diesem Jahr wie gehabt seit dem 15. September geöffnet. «Nächstes Jahr wird das nicht mehr der Fall sein», warnt Jacques Stalder, Präsident von Prévôglace, im «Quotidien Jurassien».
Der Grund für die geplante spätere Öffnung sind die steigenden Temperaturen, die dazu führen, dass die Eisbildung immer mehr Energie und Geld erfordert. In diesem September kletterten die Temeraturen im Berner Jura und in der Romandie bis auf 30 Grad. «Das ist aus ökologischer Sicht völlig schwachsinnig», konstatiert Jacques Stalder gegenüber der Zeitung «Le Quotidien Jurassien». Stalder touchiert mit der Umweltfreundlichkeit ein Thema, das in den letzten Jahren in der politischen Debatte eine zentrale Rolle eingenommen hat.
Verschiedene Parteien, Einzelpersonen und Organisationen fordern eine Reduktion des Energieverbrauchs – im Falle der Eishalle in Moutier sind dabei die Eishockeypieler und Eiskunstläufer die Leidtragenden.
Der Eishockeyverein HC Moutier und der Eiskunstlaufverein CP Moutier zeigen sich besorgt über die geplante spätere Eröffnung der Halle. «Wir brauchen etwa vier bis fünf Wochen Vorbereitungszeit bis zum Beginn der Meisterschaft. Bis Ende September können wir uns in anderen Hallen einmieten, aber danach sind diese überfüllt», erklärt Hugo Lehmann des HC Moutier auf der Website des Radiosenders «RJB».
Die Eiskunstläufer aus Moutier müssen ihrerseits bereits jetzt externe Eisflächen mieten, wenn die Eishalle geschlossen ist. «Wenn wir das noch einen Monat länger tun müssen, wird es noch komplizierter. Das sind erhebliche Belastungen, zumal wir wissen, dass es unserem Verein finanziell nicht gut geht», erklärt die Kassierin des CP Moutier, Nathalie Schranz, gegenüber «RJB».
Um den Eishockeyspielern aus Moutier, die in der 2. Liga spielen, entgegenzukommen, schlägt Jacques Stalder vor, die Meisterschaft auf Mitte Oktober bis Ende Februar zu verschieben (anstatt wie bisher von Mitte September bis Mitte Januar). Der Schweizer Eishockeyverband Swiss Ice Hockey wurde diesbezüglich aber noch nicht aktiv.
Noch sind nicht alle Amateur-Eishockeyspieler in der Westschweiz von dieser Problematik betroffen. In Monthey (VS) zum Beispiel «gibt es aufgrund ökologischer Bedenken Diskussionen über ein späteres Eröffnungsdatum der Eishalle», erklärt das Sportamt gegenüber watson. Eine spätere Eröffnung wurde jedoch noch nicht beschlossen, vor allem wegen des Hockeykalenders.
Montheys Stadtpräsident Stéphane Coppey (CVP) sprach sich für eine spätere Eröffnung der Eishalle aus, die in dieser Saison seit dem 25. August in Betrieb ist: «Wir haben aber weder Beschwerden aus der Bevölkerung erhalten noch sind wir bezüglich Eishalle unter Druck.», so der Politiker.
Etwas höher gelegen, auf der anderen Seite der Rhone, sehen die Einwohner von Leysin (VD) kein Problem darin, dass ihre Gemeinde im Sommer eine Eisbahn betreibt. «Die Frage stellt sich im Moment nicht, die Debatte betrifft eher die Schneekanonen», erklärt Antoine Pellaud, Direktor der Sportzentren des Waadtländer Ferienorts. Seiner Meinung nach stellen sich Fragen wie in Moutier aufgrund der geografische Lage von Leysin momentan noch nicht: «Hier in den Bergen ist es anders. Durch Trainingslager im Sommer hält die Eisbahn die Wirtschaft des Dorfes am Laufen», sagt Pellaud.
In der Höhe ist die Eisherstellung aufgrund der kühleren Temperaturen weniger energieintensiv. «Wir haben in den letzten Jahren auch einiges unternommen, um den Energieverbrauch zu verringern, indem wir zum Beispiel Solarpanels auf der Halle angebracht haben», ergänzt Antoine Pellaud.
Daraus ergibt sich eine fast schon philosophische Frage: Sollte der Wintersport nicht den Bergregionen vorbehalten sein, wie es im letzten Jahrhundert der Fall war, als Arosa, Davos, Villars und La Chaux-de-Fonds das Schweizer Eishockey beherrschten?
Fans aus Genf, Zürich, Lugano oder Bern würden da wohl widersprechen.