Kaum eine Figur im Schweizer Eishockey weiss so genau, wie man Meister wird wie Sven Leuenberger. Der Sportchef der ZSC Lions durfte schon elf Mal diesen Titel feiern – viermal als Spieler beim SCB und siebenmal als Funktionär in Bern und beim ZSC. «Ich hatte aber immer ein riesiges Team hinter mir: Coach, Coaching-Staff, eine ganze Organisation», erklärt er seinen Erfolg in der neusten Folge des CH-Media-Podcasts «Hockey-Talk» mit Thomas Roost und Matthias Röthlisberger.
Der jüngste Titel – im vergangenen Frühling mit den ZSC Lions – sei sehr schön und wichtig gewesen und hätte ihm und allen Zürchern gutgetan. «Wir durften zum ersten Mal daheim in ein eigenes Stadion einziehen. Dieser Titel hat uns ein wenig den Druck genommen, um diesem Stadion und unserem Ruf gerecht zu werden.»
Doch was braucht es überhaupt, damit eine Mannschaft Meister werden kann? Leuenberger verrät: Die Hierarchie muss ein gut geschmiertes Zahnrad sein:
Aussenstehende würden immer nur die Arbeit von Sportchef und Trainer zur Mannschaft sehen. Für ihn sei aber wichtig, dass die ganze Organisation hinter einer Philosophie und DNA stehe. «Das braucht es, wenn man Meister werden will.»
Der ZSC-Sportchef ist sich bewusst, dass es auf dem Eis auch Stars braucht. Wie überall im Leben müssen es die Leute richten, die an der Spitze stehen. Doch sie alleine können nicht Meister werden. Leuenberger sagt:
Das seien die Dinge, die man als Sportchef bemerken müsse, und nicht nur die Spieler, die am Ende das Lob einsacken. Daneben sei für ein Meister-Rezept die Akzeptanz der Stars ganz wichtig, erklärt der 55-Jährige. «Das Bild von der letzten Saison ist für mich Denis Malgin, der unser Superstar ist und nach seiner Verletzung in Spiel 7 des Finals auf der Bank bleibt.» Er habe den Stürmer noch nie zuvor jemanden derart anfeuern sehen. «Aber er wollte diesen Titel so fest.» Viele andere Stars wären mit ihrem Ego beschäftigt in der Garderobe verschwunden, ist sich Leuenberger sicher.
Eine Mannschaft baue er von hinten nach vorne auf: «Man braucht einen Top-Goalie und vier gute Verteidiger. Dann eine starke Mittelachse.» Danach gehe es darum, dass man sich der Problemzonen bewusst sei und dass man nicht nervös werde, wenn diese Problemzonen sich dann bemerkbar machen würden.
Viele der Stars der ZSC Lions – Denis Malgin, Sven Andrighetto oder Dean Kukan – sind Eigengewächse und NHL-Rückkehrer. Leuenberger ist sich sicher, dass das nicht von ungefähr kommt: «Du kehrst nur in eine Organisation zurück, wenn du dich dort auch wohlfühlst.» Bei den Zürchern sei diese DNA schon länger, schon seit den Zeiten von Simon Schenk, der von 1997 bis 2007 ZSC-Sportchef war, vorhanden.
«Uns wird immer vorgeworfen, wir hätten die teuerste Mannschaft, das glaube ich bis heute nicht», sagt der Sportchef. Dafür glaube er fest daran, dass die Löwen die besten Besitzer hätten.
Bei vielen anderen Klubs werde jeweils nur die erste Mannschaft belohnt. Das zeige die Einstellung der ZSC-Familie: «Man spricht nicht nur davon, eine Familie zu sein, man lebt das auch.»
Diese ZSC-Familie will auch dieses Jahr nach Titeln greifen – in der heimischen Liga und der Champions Hockey League. «Intern haben wir gesagt, wir wollen am liebsten beide Titel. Momentan sind wir in beiden Ligen noch voll drin und so lange das so ist, dürfen wir träumen.»