Dass Kevin Fiala in diesem Sommer von den Minnesota Wild noch getradet wird, scheint fast unumgänglich. Der Schweizer Stürmer hat sich mit guten Leistungen über die letzten zwei Kalenderjahre eine Gehaltserhöhung verdient, die sich Minnesota nicht leisten kann, ohne andere Spieler abzugeben. Der wahrscheinlichste Vertrag für den bald 26-Jährigen soll gemäss «Evolving Hockey» eine Laufzeit zwischen fünf und acht Jahren sowie eine jährliche Lohnsumme von 7,8 bis 9,4 Millionen US-Dollar umfassen.
Da Fiala in den Playoffs eher enttäuscht hat, stehen die Zeichen auf Abschied. Auch die bisherigen Aussagen von Wild-General-Manager Bill Guerin deuten darauf hin. Er scheint Verteidiger Matt Dumba dem Schweizer Stürmer vorzuziehen.
Doch bislang wurde nur sehr theoretisch über das Thema geschrieben. Wir wollen den möglichen Trades einen etwas konkreteren Anstrich verpassen.
Klar ist: Ein Spieler von Fialas Potenzial – er ist ein ehemaliger Erstrunden-Draft – wäre im Normalfall viel wert. In der Vergangenheit war der Gegenwert bei solchen Trades im Normalfall ein Erstrunden-Draftpick, ein Prospect (talentierter, junger Spieler mit wenig bis gar keiner NHL-Erfahrung) und ein mittlerer Draft-Pick (3. bis 5. Runde). Die anderen Klubs wissen aber auch, dass sich Minnesota in einer schwierigen Situation befindet und sich Fiala gar nicht leisten kann. Das dürfte es für Bill Guerin schwierig, aber nicht unmöglich machen, das Maximum aus diesem Trade herauszuholen. Schliesslich besteht auch grosses Interesse am Schweizer.
Ebenfalls ist offensichtlich, dass die Minnesota Wild keine anderen Spieler wollen, die das Budget stark belasten. Es sollen also Draft-Picks oder Prospects sein, die sich im besten Fall noch in ihrem Entry-Level-Vertrag befinden – also dem ersten Vertrag der NHL-Karriere. Dieser darf einen Cap-Hit von 950'000 US-Dollar nicht übersteigen. Wir gehen zudem davon aus, dass Fiala beim Team, zu dem er getradet wird, auch längerfristig unterschreibt.
Diese Voraussetzungen nehmen wir als Basis für die Trades einiger Teams, die als ernsthafte Kandidaten in Frage kommen.
Die Devils gelten nach wie vor als einer der heissesten Kandidaten auf einen Fiala-Trade. Das würde aus Schweizer Sicht natürlich Freude machen, weil Fiala dann mit Nico Hischier zusammen spielen könnte. Die Situation der Devils in der Fiala-Frage hat sich insofern etwas verkompliziert, als sie in der Draft-Lottery auf den zweiten Platz vorgerutscht sind. Das bedeutet: Der Nummer-2-Pick im Draft vom 7. Juli gehört New Jersey. Somit ist ihr Erstrunden-Draftpick wohl zu wertvoll, um ihn in diesem Trade abzugeben. Aber Wild-GM Bill Guerin und Devils-GM Tom Fitzgerald sind alte Freunde und würden wohl eine Lösung finden.
Anstatt eines Erstrunden-Drafts bietet unser Devils-Vorschlag dafür ein erstklassiges Prospect an. Alexander Holtz wurde von New Jersey 2020 in der ersten Runde an siebter Position gezogen und gilt als guter Sniper. Auf AHL-Level hat er sein Können bereits bewiesen, in der NHL kam er erst zu neun Einsätzen. Der Name des jungen Schweden ist einer, der am häufigsten fällt, wenn es um Fiala geht. Auch Dawson Mercer soll zur Diskussion stehen, allerdings ist sein Wert nach der guten Rookie-Saison und als Center ein Stück grösser als jener von Holtz, und die Devils werden sich nur ungern von ihm trennen.
Holtz könnte in zwei, drei Jahren ein ähnlich einflussreicher Spieler wie Fiala werden. Doch Fiala ist dieser Spieler jetzt schon. Für einen wichtigen Teil des Kerns der Devils-Mannschaft beginnt die Blütezeit der Karriere jetzt (Hischier, Bratt, Hughes, Sharangovich) oder sie hat bereits begonnen (Hamilton, Severson, Siegenthaler). Mit Fiala hätte GM Fitzgerald eine weitere Verstärkung für seine Offensive, anstatt noch mehrere Saisons zu warten und zu schauen, wie sich Holtz entwickelt.
Holtz' Talent ist unbestritten. Es wäre gut möglich, dass er sich in diesem Jahr bei den Devils festsetzt. Bei Minnesota bietet ihm sich diese Chance ebenfalls. Mit den beiden Picks lassen sich mit gutem Scouting auch noch zwei gute Spieler für die Zukunft holen.
In diesem Fall erhalten die Wild den Erstrunden-Pick der Senators in diesem Jahr – die siebte Position im Draft. Da Minnesota zudem auf der Suche nach einem billigen Ersatzgoalie ist, schickt Ottawa noch Filip Gustavsson in die «Twin Cities». Der 24-jährige Goalie aus Schweden hat diese Rolle letzte Saison auch bei Ottawa ausgefüllt. Gustavsson befindet sich im letzten Jahr seines Entry-Level-Vertrags und wäre für Minnesota damit locker bezahlbar.
Die Senators waren letzte Saison eines der offensiv harmlosesten Teams. Ein möglicher Zuzug von Kevin Fiala könnte das ändern. Der Schweizer Stürmer könnte eine Linie mit dem deutschen Youngster Tim Stützle und dem jungen kanadischen Flügel Drake Batherson bilden – eine schwierige Aufgabe für alle Gegner.
Die Wild würden einen sehr guten Draft-Pick erhalten und einen Teil ihres Goalie-Problems lösen. Gustavsson hat bei Ottawa (18 Spiele, 89,2 Prozent Fangquote) nicht gerade brilliert, würde in St. Paul aber auch hinter einer besseren Verteidigung zum Einsatz kommen. Vor allem aber ist der Zweitrunden-Draft von 2016 billig und deshalb attraktiv für Minnesota.
Die New York Islanders haben nicht ganz so viel Cap Space zur Verfügung wie die beiden vorherigen Kandidaten, aber für Kevin Fiala könnte es reichen. Der diesjährige Erstrunden-Draftpick der New Yorker ist an 13. Position. In Sachen Prospects kämen wohl entweder Aatu Räty oder Oliver Wahlstrom in Frage. Da Wahlstrom durch den Erstrundendraft von 2018 schon NHL-Erfahrung hat, ist es realistisch, dass Minnesota eher ihn anpeilt.
Die Islanders hätten wieder einen dynamischen Flügel für Matt Barzal. Dessen Produktion ist vergangene Saison nach dem Abgang von Jordan Eberle eingebrochen. Fiala könnte dieses entstandene Loch bestens auffüllen. Wahlstrom gehen zu lassen, schmerzt die Islanders grundsätzlich nicht zu stark, da er 2021/22 eher enttäuschte.
Die Wild erhalten einen mittleren Erstrunden-Draftpick und einen ehemaligen Erstrunden-Draft als Gegenwert. Wie bereits erwähnt, war Wahlstroms letzte Saison grundsätzlich enttäuschend. Der amerikanisch-schwedische Doppelbürger ist aber auch erst gerade 22 Jahre alt geworden. Er ist gross, kräftig, torgefährlich und verfügt noch immer über eine Menge Potenzial.
Auch die LA Kings könnten etwas Dynamik im Sturm gebrauchen und haben den nötigen Cap Space, um sich die Dienste von Kevin Fiala zu sichern. Verteidigungs-Prospect Brock Faber (2. Runde 2020) ist in Minnesota geboren und spielt derzeit für die University of Minnesota – eine naheliegende Wahl. Doch weil das Prospect «nur» ein Zweitrunden-Draft ist, müssten die Kings wohl entweder ihren Erstrunden-Draftpick in diesem Jahr (19. Position) oder einen weiteren Spieler drauflegen. Wir haben uns für letzteres entschieden.
Egal, ob Altmeister Anze Kopitar, 2-Way-Genie Phil Danault oder Youngster Quinton Byfield – Talente in der Mitte sind in LA genügend vorhanden und damit auch gute Mitspieler für Fiala. Der Schweizer würde noch mehr Dynamik und Genialität bringen, die dem Kings-Sturm bislang etwas abgeht.
Einen «verlorenen Sohn» in der Person von Brock Faber zurückzuholen, würde beim Minnesota-Publikum sicher gut ankommen. Der ebenfalls erst 22-jährige Rasmus Kupari (1. Runde 2018) könnte die Wild-Probleme auf der Centerposition etwas entschärfen. Weil der Trade-Wert von Faber und Kupari etwas tiefer ist als in den anderen Trades, gibt es einen Drittrunden-Draftpick obendrauf.
Diesen Trade erachte ich, Stand jetzt, am unwahrscheinlichsten. Die Anaheim Ducks befinden sich in einem Rebuild und werden vermutlich eher nicht freiwillig gute Draft-Picks abgeben. Sollten sie allerdings versuchen, den Neuaufbau zu beschleunigen, könnte der Schweizer eine Option sein.
Die Ducks hätten neben dem Duo Trevor Zegras/Troy Terry einen weiteren dynamischen Stürmer, um die gegnerischen Verteidigungen vor Probleme zu stellen. Grundsätzlich könnten es sich die Ducks auch leisten, die zwei Picks abzugeben, hätten sie danach dank Trades doch immer noch je einen Pick für die erste und zweite Runde.
Minnesota würde zwei gute Draft-Picks und damit günstige und talentierte Spieler für die kommenden Jahre erhalten. Der Zuzug von Olle Eriksson Ek würde Sinn ergeben, weil die Wild einerseits zusätzliche Goalies gebrauchen könnten und andererseits, weil er der Bruder von Minnesota-Center Joel Eriksson Ek ist.
Philadelphia Flyers, Buffalo Sabres, Seattle Kraken.