Die Montreal Canadiens kämpfen derzeit noch um den letzten Playoff-Platz in der Eastern Conference. Um sich im Rennen gegen die Columbus Blue Jackets zu behaupten, ist jeder Punkt wichtig. In der Nacht auf heute erreichten die «Habs» im Spiel gegen die Chicago Blackhawks (bei denen Philipp Kurashev überzählig war) schon einmal das Penaltyschiessen und sicherten sich so den ersten Punkt. Umso grösser war die Freude, als nach einem Montreal-Fehlschuss Frank Nazar Chicagos ersten Versuch ebenfalls verschoss.
Montreals Patrik Laine lief daraufhin an und verschoss ebenfalls. Als für Chicago Teuvo Teräväinen anlaufen wollte, unterbrachen die Schiedsrichter aber plötzlich. Grosse Verwirrung, die noch grösser wurde, als die Blackhawks im Penaltyschiessen plötzlich mit 1:0 führten. Die Schiedsrichter erklärten übers Mikrofon: «Beim vorherigen Penalty von Chicago war der Puck drin.»
Tatsächlich versenkte Nazar den Puck nach einem Stolperer souverän, doch die Scheibe blieb im hinteren Gebälk des Tors hängen. Wie das zwei Schiedsrichter aus bester Position nicht sehen konnten, ist indes schwer erklärbar. Zumal der Puck ja sonst nirgends auftauchte, nicht hinter dem Tor, wie das bei einem Fehlschuss üblich ist oder auch nicht in der Ausrüstung von Montreals Goalie Sam Montembeault, wie sich die Unparteiischen auf dem Eis noch versicherten. Übrigens: Das Kommentatoren-Team der Blackhawks merkte sofort, dass es ein Tor war. Die neutrale TV-Crew von Amazon in Kanada hingegen nicht.
NHL-Insider Elliotte Friedman war zu diesem Zeitpunkt per Zufall im VAR-Raum in Toronto zugegen. Wie er berichtet, habe der Videoschiedsrichter die verantwortlichen Personen am Spielfeldrand auf das Tor aufmerksam gemacht, bevor Laine zu seinem Versuch antrat. Doch diese schafften es nicht mehr, die Schiedsrichter auf dem Eis rechtzeitig zu informieren.
Torschütze Nazar, dessen Treffer im Penaltyschiessen sich am Ende als spielentscheidend erwies, weil alle anderen Akteure verschossen, konnte die Verwirrung nicht nachvollziehen. «Ich habe allen Teamkollegen einen Fistbump gegeben und alle haben sich gefragt, was ich da mache. Ich habe ihnen gesagt, dass ich getroffen habe und sie meinten nur: ‹Netter Versuch, Bro.› Aber ich habe getroffen, ich war mir sicher, dass ich getroffen habe», erklärte der 21-jährige Stürmer.
None of Frank Nazar's teammates believed he actually scored in the shootout until the review 😂😅 pic.twitter.com/lIQTZ8zgbO
— B/R Open Ice (@BR_OpenIce) April 15, 2025
Auf der anderen Seite ärgern sich die Canadiens natürlich über die Situation. Montreal-Fans zitieren die Regel 37.2 im NHL-Regelbuch, wo steht: «No goal may be awarded (or disallowed) as a result of a Video Review once play has resumed.» Also: Kein Tor darf per Video-Review gegeben oder annulliert werden, wenn das Spiel schon wieder fortgesetzt wurde. Wobei ein Penaltyschiessen natürlich nicht mit einer regulären Spielsituation vergleichbar ist.
Klar ist: Mit einem zusätzlichen Punkt durch ein gewonnenes Penaltyschiessen hätte Montreal im Kampf um die Playoffs bereits eine Vorentscheidung herbeiführen können. Mit Nazars Geistertor drohen die «Habs» weiterhin von den Blue Jackets auf der Zielgeraden noch überholt zu werden.