Am 17. Januar wird Miro Aaltonen wegen eines Dopingvergehens gesperrt. Er darf per sofort weder trainieren noch spielen. Die Mannschaft erfährt auf dem Weg zum Auswärtsspiel nach Genf vom Vergehen ihres Topskorers und wird 0:2 verlieren.
Nun geht alles schnell. Schon am nächsten Tag wird der noch bis Saisonende laufende Vertrag mit dem finnischen Olympiasieger fristlos aufgelöst. Das ist möglich, weil Spielerverträge heute eine entsprechende Klausel bei Dopingvergehen enthalten. Am 21. Januar hat Sportchef Ricardo Schödler mit Pontus Aberg bereits einen Ersatz verpflichtet.
Die Reaktion auf den Zwischenfall ist positiv. Kloten besiegt nacheinander Biel (3:2) und Ajoie (5:1). Kloten hat alles richtig gemacht. Das Thema ist erledigt. Vorwärtsschauen. Nicht mehr zurück. Genauso geht Sportmanagement. Oder doch nicht?
Eishockey ist nicht nur auf dem Eis ein unberechenbares Glücksspiel. Eishockey ist auch ein unberechenbares Geschäft. Miro Aaltonen wird nur für einen Monat gesperrt. Das bedeutet: Er kann ab dem 18. Februar wieder spielen. Hätte Kloten den Vertrag nicht aufgelöst, dann könnte der Finne in den letzten vier Qualifikations-Partien gegen Langnau, die Lakers, Zug und die ZSC Lions bereits wieder eingesetzt werden.
Kloten hat den Schwung ohne seinen besten Einzelspieler nach den Siegen gegen Biel und Ajoie verloren und die letzten vier Partien gegen Lugano, Davos, Gottéron und Ambri verloren.
Wer sagt, Kloten habe mit der sofortigen Vertragsauflösung voreilig gehandelt und womöglich werde deshalb sogar die direkte Playoff-Qualifikation verpasst, ist kein Schelm. Es kann so kommen. Ersatzausländer Pontus Aberg hat sich zwar bewährt und bisher in 5 Partien 5 Punkte gebucht. Damit ist er sogar produktiver als Miro Aaltonen (36 Spiele/35 Punkte). Aber er hat nicht den gleichen Einfluss aufs Spiel wie Miro Aaltonen.
Es wäre einfach, die Klotener wegen der sofortigen Vertragsauflösung zu kritisieren oder gar zu schmähen. Aber es wäre vor allem unfair.
Zum Zeitpunkt der sofortigen Vertragsauflösung konnte niemand wissen oder davon ausgehen, dass der Finne in einem Monat wieder spielberechtig sein wird. Eine Sperre bis zu vier Jahren konnte nicht einmal vollständig ausgeschlossen werden. Vereinfacht erklärt: Weil die Substanz nicht leistungsfördernd ist (salopp ist es «Genussmittel-Doping»), der Sünder sofort reuig und geständig ist und auf die Öffnung der B-Probe verzichtet und sich einer Therapie unterzieht, bleibt es bei einer Sperre von einem Monat. Aber eben: Das alles kann zum Zeitpunkt der sofortigen Vertragsauflösung niemand wissen. Ja, damit kann und darf auch niemand rechnen.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Hier haben wir einen extremen Fall nach dem Grundmuster: «Alles richtig gemacht und vielleicht ist es doch falsch.» Hinterher sind alle klüger. Nach einem Spiel ist jeder ein Nationaltrainer und nach der Saison jeder ein Sportchef.
Stand heute profitiert der SCB nun von Klotens Pech. Aber das ist Stand heute. Vielleicht heisst es in ein paar Wochen, der SCB hätte es bis in den Final bringen können, wenn auf eine vorzeitige Verpflichtung von Miro Aaltonen verzichtet worden und die Hierarchie und die Chemie im Team nicht durcheinandergebracht worden wäre. Und wer boshaft ist, könnte dann fabulieren, der SCB sei in einem selbst heraufbeschworenen «Schneesturm» untergegangen.
Dass der SCB den bereits vor dem Dopingvergehen unterschriebenen Zweijahresvertrag mit Miro Aaltonen erfüllt, ist – natürlich – freiwillig und kann entsprechend kritisiert werden. Aber es gibt auch da noch eine andere Seite: Weil der Finne durch die unverhofft kurze Sperre zum Zeitpunkt des Arbeitsbeginnes beim SC Bern am 1. Mai längst wieder spielberechtig ist, wäre es nicht mehr möglich, den Vertrag kostenfrei aufzulösen.
Als Sportverein der im Schaufenster steht und Vorbild von Jung bis Alt ist muss in diesem Bereich eine 0% - Haltung gelebt werden.
Als Langnau-Sympathiesant gratuliere ich Kloten zu dieser kompromisslosen "Linie"!