Nach dem schwierigen Start ins neue Jahr nach dem überraschenden Trainerwechsel war beim ZSC an diesem Abend keine Verunsicherung mehr zu spüren. Der Schweizer Meister schoss sich im Duell mit seinem Vorgänger regelrecht den Frust von der Seele. Bereits der erste Schuss sass. Yannick Zehnder eröffnete nach nur 78 Sekunden den Zürcher Torreigen.
Danach wusste der ZSC defensiv wie offensiv zu überzeugen. Das 3:0 durch Mikko Lehtonen fiel nach einem neuerlichen Blitzstart ins Mitteldrittel. Nach 36 Minuten stand es bereits 6:0. Dabei avancierte Rudolfs Balcers zum Doppeltorschützen. Für den Letten waren es seine ersten Goals nach seinem im Oktober erlittenen Knöchelbruch.
Für die Lions war es unter der Führung von Marco Bayer, der kurz vor Neujahr für den aus mentalen Gründen zurückgetretenen Marc Crawford übernommen hatte, im sechsten Spiel erst der zweite Sieg. Auch der in Fankreisen nicht unumstrittene neue Cheftrainer hatte mit einer gelungenen Coach's Challenge nach dem vermeintlichen Genfer Ausgleich zum 1:1 durch Markus Granlund in der 10. Minute seinen direkten Anteil am Sieg.
Servette schaffte es vor nur 3781 Zuschauer in der Les-Vernets-Halle nicht, nach zuletzt schwachen Auftritten in der Meisterschaft den Schalter umzulegen und sein «gutes» Gesicht im europäischen Klub-Wettbewerb zu zeigen. Die Genfer brachten sich durch Undiszipliniertheiten und Strafen immer wieder selber in Bedrängnis. Immerhin gelang dem 19-jährigen Eric Schneller im Schlussdrittel noch der Ehrentreffer.
Die Hypothek für das Rückspiel vom kommenden Dienstag in Zürich ist mit einem Fünf-Tore-Rückstand allerdings gross. Es braucht gegen die heimstarken ZSC Lions mehr als ein kleines Wunder, um am 18. Februar erneut im Final zu stehen und dort den Titel verteidigen zu können.
7.0
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
7.0
09.23
36
Punkte
13/23
Goals/Assists
39
Spiele
24
Strafminuten
Schnellster Läufer des Teams
Bester Stocktechniker des Teams
Er ist an einem guten Abend der beste Mittelstürmer der Liga. Mit Abstand.
Er kann alles.
Erwarte mehr als 50 Punkte.
Vorwärts der beste Mittelstürmer auf Schweizer Eis. Selbst die NHL-Scouts haben ihn gerühmt und gelobt und lange Reports geschrieben. Eine Bemerkung greifen wir heraus, weil sie seinen Stil exakt beschreibt: «Not many players can accelerate with full control of the puck like he does, and he has the rare capability of hitting another gear when he seems at top speed already.» Er sei auch im höchstem Tempo dazu in der Lage, die Scheibe zu kontrollieren und die ganze Spielentwicklung im Auge zu behalten. Die Frage ist natürlich, warum er sich trotzdem nach dem Draft von 2015 (Floridas Nr. 102) in der NHL nicht durchzusetzen vermochte (264 Spiele/68 Punkte). Auch darauf finden wir in den Reports der Scouts eine Antwort: Sie haben moniert, er sei im Zweikampfverhalten speziell entlang den Banden zu wenig schlau, um sich Checks zu entziehen oder Checks auszuhalten. Kurzum: Zu wenig robust für eine Rolle als erster Geiger in der NHL und es ist eine Verschwendung seines Talentes, ihn nicht in der ersten Reihe geigen zu lassen. Das ist gut für die ZSC Lions (und für unsere Liga), die seit seiner definitiven Rückkehr in die Schweiz im Sommer 2023 dem Publikum Abend für Abend einen der elegantesten und spektakulärsten Stürmer der Welt präsentieren können. Sein Vater Albert übernimmt auf diese Saison hin den EHC Wetzikon als Cheftrainer. Die Familie rückt wieder näher zusammen.
F
28 Jahre
18.1.1997
175 cm
80 kg
Genève-Servette - ZSC Lions 1:6 (0:2, 0:4, 1:0)
3781 Zuschauer. SR Schrader/Jerabek (GER/CZE), Urfer/Stalder (SUI).
Tore: 2. Zehnder (Lammiko) 0:1. 11. Baechler (Kärki, Kukan) 0:2. 22. Lehtonen (Lammiko, Frödén) 0:3. 28. Balcers (Malgin, Andrighetto/Ausschluss Praplan) 0:4. 31. Balcers (Grant) 0:5. 36. Grant (Balcers, Andrighetto/Ausschluss Bertaggia) 0:6. 49. Schneller (Bertaggia, Jacquemet) 1:6.
Strafen: 7mal 2 Minuten plus 5 Minuten (Miranda) plus Spieldauer (Miranda) gegen Genève-Servette, 3mal 2 Minuten gegen die ZSC Lions.
Genève-Servette: Raanta (28. Mayer); Karrer, Lennström; Vatanen, Chanton; Schneller, Berni; Jacquemet, Le Coultre; Hartikainen, Manninnen, Granlund; Praplan, Pouliot, Timasaschow; Bertaggia, Jooris, Miranda; Bertaggia; Völlmin, Richard, Loosli.
ZSC Lions: Hrubec; Kukan, Geering; Weber, Marti; Kinnunen, Lehtonen; Trutmann; Sigrist, Malgin, Andrighetto; Frödén, Lammikko, Zehnder; Rohrer, Grant, Balcers; Baltisberger, Kärki, Baechler; Olsson.
Bemerkungen: Genève-Servette ohne Descloux und Hischier; ZSC Lions ohne Hollenstein (alle verletzt) und Riedi (krank). Tor von Granlund nach Coach's Challenge aberkannt (10./Offside). (nih/sda)