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Der tüchtige Nationalmannschaftsdirektor Raeto Raffainer ist ein gelehriger Schüler seines Chefs Florian Kohler. Der Verbandsdirektor gilt als Gross- und Hexenmeister des Machiavellismus.
Raeto Raffainer war der Widerstand der Liga gegen die Vertragsverlängerung (bis 2018) von Nationaltrainer Patrick Fischer nicht entgangen. Sven Leuenberger und Peter Zahner, die beiden Nationalliga-Vertreter in der Nationalmannschaftskommission, waren gegen diese Vertragsverlängerung. Aber sie resignierten und nahmen sie hin.
Wenn die Ligavertreter so unzufrieden sind, dann ist es politisch heikel, nach einer sportlich missglückten WM (11. Schlussrang!) einfach weiterzumachen als sei alles in bester Ordnung. Deshalb ist Felix Hollenstein als Assistent von Patrick Fischer abgesetzt worden. In der für Personalfragen üblichen Stillosigkeit. Reto von Arx, der zweite Assistent, darf, wenn er will, bleiben.
Anfang Woche hatte Felix Hollenstein noch gutgelaunt erzählt, er gehe davon aus, weiterhin dabei zu sein. Er sei motiviert und freue sich auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Patrick Fischer. Dass er zu einer Sitzung am Verbandssitz in Glattbrugg aufgeboten war, machte ihn nicht misstrauisch – er nahm an, dass es nun um die Planung der neuen Saison und der WM (5. bis 21. Mai 2017) in Paris gehe.
Darum ging es bei dieser Sitzung tatsächlich: im Hinblick auf die neue Saison ist ein wichtiger Personalentscheid gefallen und Felix Hollenstein hat erfahren, dass er gehen muss. Die beiden Nationalmannschafts-Kommissionsmitglieder Sven Leuenberger und Peter Zahner waren bereits informiert. Der Zeitpunkt für die Absetzung ist jetzt ideal: die Sportwelt blickt nach Frankreich. Mediale Kritik an der Massnahme wird es keine geben.
Welch eine Stillosigkeit gegenüber einer Ikone unseres Hockeys. Im letzten Herbst wollte Raeto Raffainer den ehemaligen Trainer der Kloten Flyers unbedingt als U20-Nationaltrainer haben. Später gar als Nationaltrainer und Nachfolger von Glen Hanlon. Dann wurde Patrick Fischer in Lugano gefeuert und Felix Hollenstein war noch als Assistent gefragt. Immer wieder hat Raeto Raffainer betont, wie sehr er Felix Hollenstein schätze, wie wichtig er für die Nationalmannschaft sei, und dass man nicht auf einen Mann mit einer so reichen Erfahrung als Spieler und Trainer verzichten könne. Nun hat er ihn einfach fallen lassen. Verrat einer Männerfreundschaft.
Es ist nicht so, dass diese Absetzung Felix Hollenstein um den Schlaf bringt. Aber ein wenig ist er ob der ganzen Sache und der Stillosigkeit des Vorgehens schon im Stolz verletzt. Eigentlich zu unrecht. Raeto Raffainer hat sich ja nur an das Buch der Bücher gehalten. Dort lesen wir im Alten Testament:
Der «Bock», auf den alle hockeytechnischen Sünden, Frevel und Fehler der WM 2016 geladen werden und der von Raeto Raffainer in die Wüste geschickt wird, heisst Felix Hollenstein.
Der Zürcher war als Assistent für das Powerplay und das Coaching der Verteidiger verantwortlich. Nun wurde ihm vorgehalten, die Defensive und das Powerplay hätten in Moskau zu wenig gut funktioniert. Im Powerplay waren wir unter 16 Teams die Nummer 9. Reto von Arx, der zweite Assistent, war fürs Boxplay verantwortlich. Im Boxplay waren wir unter 16 Teams die miserable Nummer 16. Reto von Arx bleibt.
Als Ersatz für Felix Hollenstein wird voraussichtlich ein ausländischer Verteidiger engagiert. Auch da zeigt sich Raeto Raffainer als gelehriger Machiavellist: der bis zur Lächerlichkeit gepflegte «Swissness-Kult» wird so gegenüber den Kritikern aus der mächtigen Liga etwas relativiert – schliesslich sind wir ja offen für ausländische Ideen, die unser Hockey weiterbringen. Oder?