Die sportliche Führung beim SC Bern macht inzwischen sehr vieles richtig: Mit Jussi Tapola wird erstmals seit 2019 wieder ein richtiger Trainer beschäftigt und der Finne gewährt so vielen eigenen Talenten so viel Auslauf, wie das seit Jahren beim SCB nicht mehr der Fall war. Joshua Fahrni (21) bekam diese Saison bis zu seiner Verletzungspause mit 13:30 Minuten gut fünf Minuten mehr Eiszeit pro Partie als letzte Saison. Und doch verlässt er den SCB. Was ist los?
Diese Saison tauchen mit Louis Füllemann (19), Vincent Ryser (21), Nick Meile (19), Thierry Schild (18) oder Noah Fuss (22) Namen auf dem Matchblatt auf, die nur Kennern geläufig sind. Es ist ein guter Anfang. Immerhin. Aber der Neuaufbau in Bern wird noch nicht konsequent gewagt. Keiner der jungen Spieler bekommt eine tragende Rolle. Sie sind nach wie vor bloss der Blumenschmuck auf den Fensterbrettern und nicht die tragenden Balken des Hauses SCB. Die alte Ordnung besteht nach wie vor.
Eine leistungsabhängige Durchlässigkeit der Hierarchie wie etwa in Zug, neuerdings ein wenig in Lugano oder bei den ZSC Lions gibt es beim SCB immer noch nicht. Wer sich zu einem Leitwolf entwickeln will, muss den SCB verlassen. Tristan Scherwey (32) ist der einzige wichtige Spieler, der sich aus der SCB-Juniorenabteilung heraus ohne Umweg über einen anderen Klub zu einem Schlüsselspieler entwickelt hat.
So ist es logisch, dass nach Yanik Burren, André Heim, Marco Müller oder Mika Henauer nun halt auch Joshua Fahrni den SCB verlässt. Er wird sich in Langnau in den nächsten zwei Jahren zu einem der besten Schweizer Center entwickeln. Es ist die schwerste Transfer-Niederlage der Neuzeit für den SCB. Anders als bei André Heim oder Marco Müller hatten die SCB-Bürogeneräle das Talent von Joshua Fahrni sehr wohl erkannt. Aber es ist eben wegen der fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten der Talente auch eine logische Transfer-Niederlage. Sie ist allerdings zu verkraften, wenn im Gegenzug die richtigen Transfers gelingen wie zuletzt mit Marco Lehmann.
Für Langnau ist der Zuzug von Joshua Fahrni ein wahrer «Königs-Transfer» und die erste Dividende der Investitionen in die Infrastruktur (Athletik-Bereich, zweites Eisfeld). Die Bedingungen sind inzwischen in Langnau so gut wie in Bern und Langnau hat einen guten Ruf als Ausbildungsteam. Im Emmental haben sich unter anderem Yannick-Lennart Albrecht (Lakers) und Andrea Glauser (Lausanne) zu Führungsspielern entwickelt.
Es ist auch deshalb ein «Königs-Transfers», weil erst Verpflichtungen wie Joshua Fahrni Langnau eine sportliche Weiterentwicklung vom ewigen Hinterbänkler, von den Miserablen zu den Respektablen ermöglichen. Geld hat keine Rolle gespielt. Es ist darum gegangen, Joshua Fahrni die Vorteile des Ausbildungsclubs Langnau aufzuzeigen und ihn zu überzeugen: Der Transfer ist ein Meisterstück von Pascal Müller, dem fähigsten Sportchef in Langnau seit Simon Schenk.
Beim SCB gibt es zur ganzen Thematik eine weitere interessante Personalie. Torhüter Philip Wüthrich (25) ist drauf und dran, in die Karriere-Sackgasse zu geraten. Bald wird sich zeigen, ob er sich daraus befreien kann. Trainer Jussi Tapola setzt auf Adam Reideborn.
Kann Philip Wüthrich sein enormes Talent weiter schärfen, wenn er bis zum Ende der nächsten Saison im Schatten eines dominanten ausländischen Goalies steht? Wenn ja, wenn also Jussi Tapola beide Torhüter ungefähr gleich viel einsetzt (was bisher nicht der Fall war), dann hat Philip Wüthrich gute Chancen, ab 2025 die Nummer 1 beim SCB zu werden. Wenn nicht, dann kann ihn nur ein vorzeitiger Transfer im nächsten Frühjahr vor dem Schicksal einer «ewigen» Nummer zwei bewahren. Sein Pech ist es, dass er letzte und vorletzte Saison hinter einer defensiv bisweilen chaotischen Mannschaft eine schier unlösbare Aufgabe zu lösen hatte. Er meisterte sie erstaunlich gut und konnte doch nicht verhindern, dass er zu einem der Sündenböcke für die Krise gemacht worden ist und nun einem ausländischen Goalie den Vortritt lassen muss.
Bereits haben sich Sportchefs beim Agenten erkundigt und ihr Interesse deponiert. Viele sind es nicht, die Philip Wüthrich bessere Karriere-Aussichten bieten können, und die Namen dieser Klubs sind dem Chronisten soeben entfallen. SCB-Sportchef Andrew Ebbett sagt, die Frage nach einem möglichen Transfer vor Vertragsablauf sei «sehr hypothetisch». Marc Lüthi sagt, im Falle eines Falles gebe es immer eine Lösung. Mit dem «Fall Wüthrich» habe er sich noch nicht befasst und die Angelegenheit sei auch von der Sportabteilung noch nicht an ihn herangetragen worden.
Ein Wechsel vor dem Vertragsende im Frühjahr 2025 wäre für den SCB kein Problem. Bekommt Philip Wüthrich bei einem anderen Klub mehr Spiele und Bedeutung und entwickelt sich zu einem grossen Goalie, dann spricht nichts gegen eine spätere Rückkehr. Auch Samuel Kreis oder Joël Vermin haben den Weg heim nach Bern gefunden. Wenn Trainer Jussi Tapola die Spiele nicht annähernd gleichmässig auf seine beiden Goalies verteilt, dann reicht neben einer ausländischen Nummer 1 ein talentierter Lehrling, der wenig spielt, aber sich mit den Gängen und Läufen in einem Spitzenteam vertraut machen kann. Talentierte Lehrlinge wie Andri Henauer (21), den der SCB diese Saison in Basel «parkiert» hat, wo er zu den besten Swiss-League-Goalies gehört. Oder wie Lucas Rötheli (20). Der Sohn der Legende André Rötheli (Meister mit Zug, Lugano und dem SCB) hat in Olten noch nicht verlängert.
Bort?
Wüthrich ist gut, aber nicht soo gut !
Evtl. Können Leute wie Ebbett und Tappola das Potential (und den Willen) von jungen Eishockeyspielern ja sogar besser beurteilen als ein Chronist 😎🤔
Bort?
Fuss / Schild haben verlängert...und evtl mehr Biss als Fahrni?
Bis auf Heim sind wohl alle von KZs hochgelobten, ehemaligen SCB Eigengewächsen auf dem absteigenden / stagnierenden Ast (J. Gerber?)
Bla Bla Bär