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Was, wenn Genoni beschliesst, auch mit dem ZSC Meister zu werden?

Zug's goaltender Leonardo Genoni gestures, during the third leg of the National League Swiss Championship semifinal playoff game between Geneve-Servette HC and EV Zug, at the ice stadium Les Vern ...
Wie geht es weiter für Leonardo Genoni?Bild: keystone
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Was, wenn Genoni beschliesst, auch mit dem ZSC Meister zu werden?

Das gab es noch nie: Gleich bei neun Klubs hat die Nummer 1 einen auslaufenden Vertrag. Darunter auch jene bei den Titanen ZSC Lions, Biel, Gottéron, Servette und Lugano. Die alles entscheidende Frage: Was macht Leonardo Genoni?
19.08.2023, 19:1020.08.2023, 13:30
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Was ist besser: Investitionen in ausländische Feldspieler (damit sechs spielen können) oder in einen ausländischen Torhüter (was zur Folge hat, dass nur fünf ausländische Feldspieler eingesetzt werden können)? Diese Frage hat den Marktwert der einheimischen Torhüter unverhofft aufgewertet.

Servette hat mit einem Schweizer Torhüter (Robert Mayer) und sechs ausländischen Feldspielern den Titel geholt. Im Final gegen Biel mit einem ausländischen Weltklasse-Torhüter. Das bedeutet: Mit einem guten Eidgenossen im Tor ist es möglich, Meister zu werden. Die Frage ist also, welcher Schweizer Goalie gut genug ist, um ein Team zum Meister zu machen.

Gleich fünf letzte Männer mit Schweizer Pass haben auslaufende Verträge, die als gut genug erachtet werden, um – wie Robert Mayer – einen Titel herauszuhexen: Langnaus Luca Boltshauser (30), Biels Joren van Pottelberghe (26), Servettes Robert Mayer (33), Gottérons Reto Berra (36) und Zugs Leonardo Genoni (35).

Tigers Goalie Luca Boltshauser, geschlagen nach dem Qualifikations-Spiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem EHC Kloten, am Samstag 25. Februar 2023, im Ilfisstadion in Langnau. (KEYS ...
Luca Boltshauser im Tor der Langnauer.Bild: keystone

Gottéron neigt zur Nostalgie-Verlängerung mit Reto Berra, wenn er zu einer erheblichen Lohnreduktion bereit ist und sonst kann er je nach Marktlage die Möglichkeiten zu einem «Romantik-Transfer» nach Kloten, Ajoie oder Visp prüfen. Die Vertragsverlängerung mit Robert Mayer ist in Genf eigentlich nur noch Formsache. Diese beiden Goalies beeinflussen den Markt also nur unerheblich. Luca Bolsthauser, Joren van Pottelberghe und Leonardo Genoni halten die Sportchefs der Titanen hingegen auf Trab.

Langnau und Biel haben ein vitales Interesse, Luca Boltshauser bzw. Joren van Pottelberghe zu halten. Beide können, wenn sie bleiben, mit einer signifikanten Lohnaufbesserung rechnen. Wenn sie wechseln, auch. Bei Luca Boltshauser und Joren van Pottelberghe haben Lugano und die ZSC Lions bereits Interesse signalisiert. Und je nachdem wie die Dinge laufen, auch Zug.

Zugs kluger Sportchef Reto Kläy steht vor der heikelsten Entscheidung seit seiner Amtsübernahme 2014. Leonardo Genoni wird am 26. August 36. Mit Leonardo Genoni ein weiteres Jahr oder vielleicht gar mehrere Jahre verlängern? Oder auf Ende der nächsten Saison die Torhüterposition neu mit einem Ausländer oder einem anderen Schweizer Goalie besetzen? Nur zwei andere Schweizer sind zu haben, die gut genug sind, um mit Zug Meister zu werden: Luca Boltshauser in der letztjährigen Form und WM-Teilnehmer Joren van Pottelberghe.

Was, wenn Leonardo Genoni beschliesst, auch mit den ZSC Lions Meister zu werden? Es wäre ein filmreifes Karriere-Finale: Im Sommer 2007 hat er Zürich verlassen, weil er dort keine Chance sah, an Ari Sulander vorbeizukommen. Er ist in Davos (2009, 2011, 2015), in Bern (2017, 2019) und in Zug (2021, 2022) Meister und 2018 ein WM-Silberheld geworden. Eine Verpflichtung von Leonardo Genoni ab der Saison 2024/25 würde für die ZSC Lions durchaus Sinn machen. Nicht nur aus romantisch-nostalgischen, sondern ebenso sehr aus sportlichen Gründen: Auch wenn die erneute Titelverteidigung im Frühjahr 2023 nicht gelungen ist: Leonardo Genoni wird auch mit 36, 37 oder 38 noch gut genug sein, um im Titelkampf die Differenz zu machen.

ZSC-Sportchef Sven Leuenberger hatte schon im Sommer 2019 versucht, Leonardo Genoni nach Zürich zu holen. Er bestätigt: «Ja, das war so.» Aber Zug hat das Rennen gemacht. Nimmt er nun in der Sache einen neuen Anlauf? Ein Dementi wäre einfach. Aber Sven Leuenberger sagt: «Ich breite doch unsere Transferstrategie nicht in aller Öffentlichkeit aus.» Aha und hoppla. Wenn der ZSC-Sportchef so spricht, ist nicht völlig undenkbar, dass Leonardo Genoni beschliessen wird, auch mit den ZSC Lions Meister zu werden. Zügeln müsste er nicht. Er lebt in Kilchberg. Von dort aus ist die Fahrt nach Zug und in den Zürcher Hockey-Tempel ungefähr gleich lang. Kommt dazu: 2019 hätte Sven Leuenberger pro Jahr mehr als 800'000 Franken offerieren müssen, um Zug zu überbieten und Leonardo Genoni zu bekommen. Nun wird der Preis nicht mehr so hoch sein.

Bei Zugs fallweise durchaus kostenbewusster Transferpolitik ist allerdings damit zu rechnen, dass Reto Kläy vehement eine Vertragsverlängerung mit seinem doppelten Meistergoalie anstrebt: Er braucht nicht mehr so viel zu offerieren wie 2019 und die Prolongation wird eher günstiger sein als eine Verpflichtung von Luca Boltshauser oder Joren van Pottelberghe. Und ausländische Weltklassegoalies sind sowieso sehr teuer.

Switzerland's goaltender Joren van Pottelberghe in action, during a Switzerland team training session at the IIHF 2023 World Championship, at the Riga Arena, in Riga, Latvia, Thursday, May 11, 20 ...
Der 26-jährige van Pottelberghe wurde bereits in die Schweizer Nationalmannschaft einberufen.Bild: keystone

In Biel versucht Martin Steinegger, Joren van Pottelberghe zu halten. Aber das wird erst dann möglich sein, wenn Joren van Pottelberghe hundertprozentig sicher sein kann, dass Ende Saison der Vertrag mit dem finnischen Weltklasse-Goalie Harri Säteri nicht verlängert wird. Und was die Sache noch heikler macht: Nach wie vor ist sein Wechsel in die NHL nicht auszuschliessen. Was Biels Manager Daniel Villard zu einer philosophischen Aussage inspiriert: «Auslaufende Verträge eröffnen neue Chancen …»

Langnaus Sportchef Pascal Müller ahnt, dass es schwierig wird, Luca Boltshauser zu halten, wenn Offerten aus Zürich, Zug oder Lugano eintreffen. «Das ist uns bewusst.» Man sei über eine Verlängerung im Gespräch. Und er ist froh, dass Stéphane Charlin (22) noch bis 2015 unter Vertrag steht. Das einst zerbrechliche Talent hat sich seit seinem Wegzug aus Genf in Langnau zum vielleicht meistunterschätzten Goalie der Liga entwickelt. Mit dem Potenzial zu einer Nummer 1 für die Saison 2024/25. Soeben hat er die Langnauer im Vorbereitungsspiel gegen Biel zu einem 5:2 gehext. Er war klar besser als Biels Harri Säteri, inzwischen kann die Nummer 1 nicht mehr in allen Spielen ins Tor wie einst Renato Tosio, der zwischen 1987 und 2001 in Bern sämtliche Partien bestritten hat.

Eine gute Nummer 2 zur Entlastung ist heute unerlässlich. Und auch auf dieser Ebene ist die Marktlage für Schweizer Goalies mit auslaufenden Verträgen vielversprechend. Berns Andri Henauer (21), Zugs Luca Hollenstein (23), Ambris Benjamin Conz (31), Davos' Gilles Senn (27) oder Thurgaus Luis Janett (23) dürfen mit guten Angeboten rechnen, Benjamin Conz kann sogar hoffen, in Ajoie 2024 noch einmal die Nummer 1 zu werden.

Nummer 1 mit auslaufendem Vertrag

Tim Wolf (Ajoie)
Leonardo Genoni (Zug)
Mikko Koskinen (Lugano)
Reto Berra (Gottéron)
Harri Säteri (Biel)
Juha Metsola (Kloten)
Simon Hrubec (ZSC Lions)
Robert Mayer (Servette)
Luca Boltshauser (Langnau)

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