Seit 1993 führt Gary Bettman die NHL, seit 1994 René Fasel als Präsident des Internationalen Hockey-Verbandes (IIHF) den Rest der Hockey-Welt.
Bettman hat die NHL zu einer Vier-Milliarden-Dollar-Maschine gemacht. Aber aussenpolitisch konnte er sich gegen René Fasel nicht durchsetzen. 1998, 2002, 2006, 2010 und 2014 musste er den NHL-Spielbetrieb unterbrechen, um seinen Stars die Teilnahme an den Olympischen Spielen zu ermöglichen.
Damit ist jetzt Schluss. Definitiv. Bettman hat soeben seine Absage noch einmal bekräftigt. 2018 macht die NHL keine Olympiapause. Sehr zum Verdruss von René Fasel. Er hatte in den letzten Tagen angedeutet, es könnte doch noch eine Einigung geben.
Aber die olympische Absage wird Gary Bettman Millionen kosten. 2022 in Peking will die NHL nämlich wieder dabei sein. Zu wichtig ist der Milliarden-Markt China für die wichtigste Hockey-Liga der Welt.
Für René Fasel ist klar, dass die NHL-Stars 2022 dabei sein werden. Die Erpressung: «Wenn ihr 2018 nicht kommt, dann könnt ihr 2022 auch nicht kommen», war für ihn nie eine Option. «Wenn die NHL-Spieler kommen wollen, dann werden wir niemals Nein sagen. Sie sind willkommen.»
Aber es wird etwas kosten. Bis anhin ist das IOC zusammen mit dem Internationalen Hockeyverband für alle Kosten (Versicherungen, Transport, Unterkunft der NHL-Gäste) aufgekommen. Die Gesamtkosten machten einen schönen zweistelligen Millionenbetrag aus.
Der wahre Grund für die Absage von Gary Bettman ist das Geld. Die Erstattung aller Kosten und Spesen genügte ihm nicht mehr. René Fasel bestätigt, dass die NHL an den TV-Einnahmen des IOC partizipieren wollte. Er sagt: «Das ist absolut tabu.»
In dieser Sache weiss er sich auch mit IOC-Boss Thomas Bach einig. Würde die NHL an den Honigtopf der TV-Gelder gelassen, kämen umgehend die Forderungen der NBA (Basketball) oder der ATP und der WTA (Tennis), deren Stars ja auch auf der olympischen Bühne auftreten.
Ob die NHL-Spieler beim olympischen Turnier teilnehmen oder nicht, hat praktisch keine Auswirkungen auf die TV-Einschaltquoten und damit auf den Wert der TV-Rechte. Die Magie der Olympischen Spiele macht in den USA, im wichtigsten TV-Markt, nicht das Hockey. Sondern die Heldengeschichten aus anderen Sportarten (wie Eiskunstlauf). Ja, ein Hockey-Team aus «Nobodys» begeistert die Amis in der Regel mehr als die NHL-Dollarmillionäre, die ja sowieso gegen die Kanadier verlieren. Das «Miracle on Ice» von 1980 schafften College-Boys.
Der Zorn der NHL-Stars ist in dieser Sache unerheblich. Die Spielergewerkschaft kann Gary Bettman in der Olympia-Frage nicht beeinflussen. Die olympische Frage hat keine Auswirkungen auf die Verhandlungen um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag zwischen der Spielergewerkschaft und der Liga, die spätestens 2022 wieder für Schlagzeilen sorgen werden.
Bei dieser medienwirksam ausgetragenen Auseinandersetzung ist schon klar, wer gewinnen wird: die Liga. Wenn Milliardäre (die Klubbesitzer) mit Millionären (den Spielern) streiten, dann gewinnen immer die Milliardäre. So war es schon immer und so wird es bleiben. Die NHL-Stars mussten ja nach einer verlorenen Saison (2004/05) auch die Salär-Obergrenze akzeptieren.
Die IOC-Strategie ist klar: Die NHL-Stars kommen 2018 nicht – na und? Es wird deswegen nicht ein Ticket weniger verkauft und der Ertrag aus den Spielen von 2018 wird deswegen nicht um einen einzigen Dollar geringer sein. Im Gegenteil: Kosten in zweistelliger Millionenhöhe für die Hege und Pflege der NHL-Stars und ihrer Entourage entfallen. Die NHL-Stars werden 2022 in Peking herzlich willkommen sein. Aber für die Kosten muss die NHL dann, anders als 1998, 2002, 2006, 2010 und 2014, selber aufkommen.
René Fasel sagt: «Wer im Jahr vier Milliarden umsetzt, der wird die paar Millionen für eine Olympiateilnahme schon aufbringen.» Und wenn die NHL auch 2022 nicht mitmacht, gilt für das IOC das gleiche wie für 2018: Na und? Die TV-Verträge für die Spiele von 2022 mit den nordamerikanischen TV-Titanen sind längst unter Dach und Fach und nicht an die Teilnahme der NHL-Stars gekoppelt.