Die Geschichte lehrt uns: Eine Niederlage gegen den HC Davos ist für die ZSC Lions kein Grund zur Beunruhigung. 1949 haben die Zürcher als erste Flachlandmannschaft seit Gründung der Nationalliga A (heute National League) den Titel geholt. Bis dahin war in der NLA immer der HCD Meister geworden.
Seither begegnen sich Davoser und Zürcher mehr oder weniger auf Augenhöhe. Eine Niederlage ist für beide ehrenvoll und einen Sieg gibt es nie geschenkt. Also könnten wir eigentlich sagen: Die ZSC Lions haben in diesem Halbfinal auswärts zweimal verloren (3:4, 1:3) – na und? In den beiden Heimspielen siegten sie dafür klar (6:1, 5:1). Kein Grund zur Beunruhigung also. Oder doch?
Die Gegenwart im Halbfinal lehrt uns: Die ZSC Lions sind zwar hockeytheoretisch besser. Aber HCD-Trainer Josh Holden hat bisher ein Maximum aus seinen Spielern herausgeholt. Die beiden Heimsiege sind das Resultat von taktischer Schlauheit, Disziplin, Mut und sehr harter Arbeit. So, wie es der HCD-DNA entspricht.
Mit der gleichen Einstellung hätten die ZSC Lions am Samstag den Halbfinal mit dem 4. Sieg beendet. Wieder einmal zeigt sich, wie mental robust die Davoser sind. Sie haben die beiden Niederlagen in Zürich einfach abgeschüttelt wie ein Labrador das Wasser aus dem Fell. Auch Torhüter Sandro Aeschlimann ist wieder aufgestanden und hat mehr als 92 Prozent der Schüsse pariert. Beim 1:5 am Donnerstag waren es weniger als 86 Prozent.
Und damit kommen wir zum Kern der Sache. Zum Faktor, der neben den Torhütern diese Serie entscheiden wird. Die ZSC Lions haben ihre beiden Siege weniger gut verkraftet als der HCD seine beiden Niederlagen.
Die Schweizer bei den ZSC Lions haben über vier Linien verteilt mehr Talent als die Schweizer beim HCD. Würde eine «Skills Competition» ausgetragen, so wären die Zürcher klare Sieger. Erst recht, weil der HCD mit Enzo Corvi und Tino Kessler verletzungshalber auf zwei seiner talentiertesten Stürmer verzichten muss. Der Erfolg im Überzahlspiel ist eine Frage des Talents. Die ZSC Lions haben in diesem Halbfinal 6 von 15 Toren im Powerplay erzielt. Die Davoser eines von 9. Die ZSC Lions hatten 14 Powerplays, der HCD immerhin 11.
Wir können sogar sagen: Was pures Talent der Schweizer betrifft, hat der HCD keine Antwort auf Dean Kukan, Denis Malgin oder Sven Andrighetto. Erst recht nicht in Unterzahl. Aber eben: Talent ist gerade in Zeiten der Playoffs nur einer von mehreren Faktoren.
Die ZSC Lions sind in den beiden Auswärtsspielen höchst fahrlässig mit ihrem Talent umgegangen. Eine Frage der Energie durch die Zusatzbelastung Champions Hockey League war das nicht. Der HCD hatte auch den Spengler Cup zu bestreiten. Und die Zürcher haben erst noch die grössere Kaderbreite und müssten eigentlich mehr Energie haben.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die ZSC Lions waren in den beiden Auswärtspartien nicht so bei der Sache, wie sie bei der Sache hätten sein sollen. In der zweiten Partie am Samstag war es noch offensichtlicher als im ersten Spiel in Davos.
Der Optimist sagt: Es ist die Lockerheit und die Lässigkeit, die Leichtigkeit des Seins dank so viel Talent. Wir haben ja im schlimmsten Fall beim 7. Spiel Heimvorteil. 2025 haben wir in den Playoffs alle fünf Heimspiele mit einem Torverhältnis von 20:5 gewonnen. Und Simon Hrubec ist besser als Sandro Aeschlimann. Kein Grund zur Sorge also.
Der Realist warnt: Zu viel Lockerheit, Lässigkeit und Leichtigkeit kann in Überheblichkeit münden und in einem so unberechenbaren Spiel fatale Folgen haben. Das Problem der ZSC Lions ist zu viel, nicht zu wenig Talent.
Mit einer Respektlosigkeit sondergleichen, aber halt doch nicht ganz unzutreffend ist bei der Amtsübernahme von Marco Bayer eine boshafte Anmerkung gemacht worden: Die ZSC Lions seien so viel besser bzw. talentierter als die Konkurrenz, dass sie am Telefon zum Titel gecoacht werden könnten.
Telefon-Coaching würde gegen diesen exzellent gecoachten und taktisch vorbereiteten HCD nicht funktionieren. Die fachliche Kompetenz von Marco Bayer stand noch nie zur Debatte. Aber nun ist zum ersten Mal seine Autorität so richtig gefragt. Ihm obliegt es, dafür zu sorgen, dass Lockerheit, Lässigkeit und Leichtigkeit nicht zu Überheblichkeit auswachsen.
Um es polemisch zu formulieren: Diesen Halbfinal können die Zürcher nur an der Bande und in der Kabine verlieren. Scheitern sie, dann wird Marco Bayer nächste Saison wieder Cheftrainer der GCK Lions sein.
so wie: wir sind meister und die besten europas, was wollt ihr noch mehr? keine frage, in bester form muss der Z wieder meister werden, nur bringen sie das momentan nicht in jedem spiel aufs eis. und im allfälligen 7 spiel ist alles möglich, trotz heimvorteil. bei bayer setzt ich auch ein? er strahlt für mich keine natürliche autorität aus, kein charisma