Zugs Sportchef Reto Kläy hat wieder einmal wie ein guter Politiker geschwindelt und fabuliert und ist am Ende ungeschoren davongekommen. Er heuchelte, es nähme ihn schon Wunder, woher die Gerüchte um den Wechsel von Reto Suri nach Lugano kommen. Da sei gar nichts dran.
Und tatsächlich konnte er nun vermelden, dass Reto Suri in Zug bleibt und den Vertrag bis Ende der nächsten Saison erfüllt. Punkt. Wir könnten uns eigentlich wieder der Tagesordnung zuwenden. Aber das sollten wir nicht tun.
Am besten erklären wir die Situation etwas frivol mit einem Beispiel aus dem richtigen Leben.
Kommt es gut, wenn wir die Frau (oder die Freundin), die fremd gegangen ist, am Ende doch dazu bringen zu bleiben, ihr womöglich noch das Blaue vom Himmel herunter versprechen oder gar ein neues Auto kaufen? Nein. In der Regel endet die Angelegenheit vor dem Scheidungsrichter.
Reto Suri ist transfer- und hockeytechnisch fremdgegangen. Luganos Sportchef Roland Habisreutinger fragt ja in Zug nicht um den Transfer eines Spielers an, der mit einem Transfer nicht einverstanden wäre. Woraus wir ersehen: Reto Suri ist in Zug nicht zufrieden.
In einer idealen Welt kommt nun alles gut. Zugs neuer Trainer Dan Tangnes rockt die Liga. Reto Suri wird sein Lieblingsspieler. Ab November gibt es schon erste Gerüchte über eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit Reto Suri über drei Jahre. Die Transferepisode mit Lugano ist vergessen und vergeben.
Manchmal ist die Welt nicht ideal. Es ist nicht vollständig auszuschliessen, dass Dan Tangnes die Liga nicht gleich rockt. Dass Reto Suri nicht sein Lieblingsspieler wird. Oder dass er Reto Suri eine Rolle als Defensivstürmer zuweist. Dass es in Zug nicht windstill bleibt. Dann ist die Transfer-Episode mit Lugano wieder präsent und wird nicht mehr aus der Welt zu bringen sein. Und es ist gut möglich, dass es doch noch zum Wechsel nach Lugano kommt. Warum nicht im Tausch mit Damien Brunner? Das war nämlich die Absicht von Luganos Sportchef: Damien Brunner für Reto Suri nach Zug schicken. Immerhin war Brunner in Zug ja mal Liga-Topskorer.
Zugs tüchtiger Sportchef unterschätzt die Brisanz dieser Situation. Aber ein Vorteil hat diese Transferposse: Sollte es in Zug tatsächlich zu einer Krise kommen, dann ist der Sündenbock schon bekannt. Reto Suri. Klar doch. Der wollte ja schon vor der Saison weg. Der ist nicht mehr mit Leib und Seele dabei. Hinweg mit ihm. Abfahren nach Lugano.
So muss es nicht kommen. Aber so kann es kommen. Aber der Eklat ist programmiert. Vielleicht ist es wie in «Warten auf Godot» in Samuel Beckets berühmtem Theaterstück: ein vergebliches Warten, Godot bzw. der Eklat kommen nicht.
Aber es ist auch möglich, das es endet wie bei der Vertreibung aus dem Paradies. Weil Reto Suri vom Apfel des Transfers ass.
Zugs Sportchef Reto Kläy hat einen Anfängerfehler gemacht: Er hat auf die Gerüchte mit einer offiziellen Erklärung reagiert – und damit hat er bestätigt, wie wichtig die Sache ist.
Hätte er dazu nichts gesagt, dann wäre die ganze Angelegenheit ein Gerücht geblieben. Oder um es mit den Worten des römischen Philosophen Boethius zu sagen: «Hättest Du geschwiegen, wärest du ein smarter Sportchef geblieben.»