Miro Aaltonen ist ein Dopingsünder. Das darf juristisch so behauptet werden. Er muss wegen der Einnahme einer verbotenen Substanz eine Sperre von einem Monat absitzen. Sein Arbeitgeber Kloten hat ihn deshalb per sofort vom Eis auf die Strasse gestellt. Deshalb kann er zum SCB wechseln. Wo er ohnehin bereits einen Vertrag für die kommenden zwei Jahre hat.
Ist der SCB für die Verpflichtung von Aaltonen zu tadeln oder zu loben? Der SCB ist zu loben, zu rühmen und zu preisen. Fünf Punkte sind zu beachten.
Erstens ist das Vergehen von Miro Aaltonen nach den Sitten und Gebräuchen unserer Gesellschaft eine lässliche Sünde. Was sich ja auch juristisch an einer Sperre zeigt, die bereits am 18. Februar ausläuft und von der Dauer her eigentlich nicht eine Sperre, sondern höchstens eine kleine Denkpause bedeutet. Würde das Vergehen des Finnen dazu führen, dass er nicht mehr tragbar ist, so müsste wahrscheinlich einem beträchtlichen Teil der Fürsprecherinnen und Fürsprecher das Patent entzogen und einigen Politikerinnen und Politikern selbst im beschaulichen Bern der Rücktritt empfohlen werden.
Zweitens gehört es zu den gesellschaftlichen Regeln, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Jene, die Aaltonen wegen seiner lässlichen Sünde verurteilen, sind die Gleichen, die – wenn es gerade kommod kommt – in einem ähnlich gelagerten Fall das Recht auf eine zweite Chance reklamieren.
Drittens. Miro Aaltonen ist in jedem Fall eine Verstärkung der ohnehin schon beachtlichen offensiven SCB-Feuerkraft. Welchen Einfluss er auf das Spiel einer Mannschaft hat, zeigt sich unter anderem daran, dass Kloten seit seiner Sperre dem Ende der Qualifikation entgegentaumelt und womöglich die lange Zeit sicher geglaubte Direktqualifikation für die Playoffs doch noch verspielt.
Viertens erhöht die Verpflichtung von Miro Aaltonen den Unterhaltungswert und das Polemik-Potenzial beim SCB. Er ist das, was im Eishockey ab und an hinter vorgehaltener Hand eine Diva (= die Göttliche) genannt wird. Im Sport bedeutet diese Bezeichnung nicht nur göttlich in Bezug auf das Talent (wie in der Oper), sondern ebenso auf den «Pflegebedarf». Um hier sprachlich korrekt zu sein: Miro Aaltonen ist keine Diva, sondern ein Divo (die männliche, wenig gebräuchliche Bezeichnung einer Diva).
Das Ego des finnischen Olympiasiegers bedarf sorgsamer Pflege. Erst recht im Herbst seiner Karriere. Es ist besser, die Sportchefs und der Trainer sagen ihm dreimal als nur zweimal am Tag, dass er wichtig, gut und wertvoll fürs Team sei. Und seine Wünsche bei der Teamaufstellung betrachtet der Trainer, wenn er Ruhe haben will, mit Vorteil als Gospel (Evangelium). Gut, dass Trainer Jussi Tapola ein Landsmann von Miro Aaltonen ist. Gut, dass der SCB einen Ober- und Untersportchef beschäftigt. So gibt es genug «Pflegepersonal». Der SCB muss ja noch weitere Divos betreuen. Aber das ist jetzt noch nicht das Thema.
Fünftens hat sich SCB-Manager Marc Lüthi den Entscheid nicht leicht gemacht. Es ist ein breit abgestützter Entscheid des Verwaltungsrates, des obersten SCB-Gremiums also. Marc Lüthi sagt: «Wir haben Miro Aaltonen auch mit dem Einverständnis unserer grossen Sponsoren verpflichtet.» Ergänzt aber auch: «Eine dritte Chance wird er nicht bekommen.»
Was wollen die Geldgeber? Was wollen die Fans? Einen erfolgreichen SCB. Einen SCB, der auf dem Eis rockt, für Medienpräsenz und hin und wieder für Polemik sorgt. Für all das wird Miro Aaltonen ab dem 18. Februar sorgen.
PS: Der SCB hat mit Adam Reideborn einen ausländischen Lottergoalie unter Vertrag. Nun gibt es mit Miro Aaltonen einen weiteren hochkarätigen Feldspieler und damit einen weiteren Grund, Philip Wüthrich ins Tor zu stellen.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Wie ein Fähnlein im Wind… 🏳️