Der «Fall Bayreuther» hatte selbst international für Aufsehen gesorgt: Lausannes Verteidiger Gavin Bayreuther checkte im Playoff-Viertelfinal gegen die SCL Tigers Linienrichter Dario Fuchs in den Rücken. Er kam, weil es kein Schiedsrichter gesehen hatte, nicht nur beim Spiel straffrei davon.
Auch das «Sounding Board», das aufgrund der TV-Bilder nachträglich eine Sanktion beim Hockey-Einzelrichter verlangen kann, sah keinen Grund zur Intervention: Ryan Gardner und Marc Reichert stimmten im Dreier-Gremium gegen den Schiedsrichtervertreter und verhinderten einen Weiterzug an den Hockey-Einzelrichter. Die beiden stimmten auch gegen eine Wiedererwägung. Wäre der Fall dem Einzelrichter zur Beurteilung vorgelegt worden, wären bis zu 10 Spielsperren möglich gewesen.
Die Liga hat inzwischen auf diesen «Justiz-Skandal» reagiert und Player Safety Officer Ryan Gardner gefeuert. Dazu ist sie befugt, weil sie ihn bezahlt. Marc Reichert aber bleibt. Weil er als Vertreter der Spielergewerkschaft im Gremium sitzt und nur von der Spielergewerkschaft ausgewechselt werden könnte.
Gewerkschafts-Präsident Jonas Hiller sagt, warum Marc Reichert seine Funktion weiterhin ausübt. «In den zwei Jahren in denen das Sounding Board in Kraft ist, sind über 40 Szenen beurteilt worden und nur eine einzige Entscheidung war umstritten (der Fall Bayreuther – Anm. d. Red.). Wegen dieses Entscheides gleich die Personen in Frage zu stellen, ist meiner Meinung nach nicht verhältnismässig. Marc Reicherts Aufgabe ist es, solche Szenen aus der Sicht des Spielers zu beurteilen.»
Der ehemalige NHL-Torhüter sagt, die Art und Weise, wie sich die Liga in diesem Fall verhalten habe, sei stossend: Marc Reichert habe nicht einmal die Möglichkeit erhalten, seine Ansichten und Überlegungen mitzuteilen, und einzelne Personen, namentlich Ryan Gardner und Marc Reichert, seien «unter den Bus geworfen» und als Sündenböcke hingestellt worden. «Das haben wir mit der Liga ausdiskutiert und abgehakt. Die Spielergewerkschaft steht zu 100 % hinter Marc Reichert.»
Als Konsequenz aus dem «Fall Bayreuther» ist das Reglement des «Sounding Board» geändert worden. Künftig kann einer aus dem Trio Philippe Rytz (ersetzt Ryan Gardner als Player Safety Officer), Brent Reiber (neu Vertreter der Schiedsrichter) und Marc Reichert einen Fall an den Einzelrichter weiterziehen. Es braucht nicht mehr einen Mehrheitsentscheid. Mit dem neuen Reglement wäre es Ryan Gardner und Marc Reichert nicht möglich gewesen, Gavin Bayreuther ungeschoren zu lassen.
Für den Sitz der Spielergewerkschaft im «Sounding Board» hatte sich Todd Elik interessiert. Aber die Hürden der Formalitäten schienen ihm dann doch zu hoch und er hat sich nicht offiziell beworben. Jonas Hiller sagt dazu: «Todd müsste sich als Spielergewerkschafts-Vorstandsmitglied bewerben und dann in einem zweiten Schritt von den Spielern als Vertreter der Gewerkschaft ins Sounding Board gewählt werden.»
Eigentlich sollte Todd Elik schon der guten Unterhaltung willen diesen Gang durch die Gewerkschafts-Institutionen auf sich nehmen und sich offiziell bewerben.
Schuldig
Aber ja, Reichert darf sich gerne äussern zu seinem Entscheid.
Seine Begründung würde mich wirklich interessieren.
Ich verstehs immernoch nicht wie man für Bayreuthers Unschuld stimmen kann.