Ein gutes Jahr (seit September 2023) im Amt und schon sieht sich Eishockey-Verbandspräsident Stefan Schärer mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Das höchste Amt unseres Hockeys auszuüben, ist halt schwierig. In der Neuzeit hatte eigentlich nur einer Respekt von allen Seiten genossen: Fredy Egli. Sein Vorteil: Er hatte den EV Zug zu meisterlichem Ruhm und wirtschaftlicher Stabilität geführt. Das machte ihn immun gegen die Kritik der Klubbosse. Seither umweht der Pulverdampf der Intrige und der Unzufriedenheit immer wieder das höchste Amt unseres Hockeys. Obwohl es unserem Hockey so gut geht wie noch nie.
In erster Linie fordern gewisse Vertreter der NL-Klubs ungefiltert über ihren Präsidenten Matthias Berner den Rücktritt von Stefan Schärer. Hoppla! Schärer bestätigt die Rücktrittsforderung und sagt: «Ich frage mich schon, wie der Liga-Präsident dazu kommt, da es sich ja nicht um einen Beschluss aller Klubs handelt.» Tatsächlich gibt es keinen formellen Beschluss der als Aktiengesellschaft konstituierten National League, es sei der Verbandspräsident zum Rücktritt aufzufordern.
Auch Peter Zahner, Manager der ZSC Lions und Mitglied des Verband-Verwaltungsrates, habe ihm schon gesagt, es sei Zeit, das Amt aufzugeben. Und Schärer bleibt unbeeindruckt: «Ein Rücktritt kommt für mich nicht in Frage, solange ich grosse Unterstützung im Verbands-Verwaltungsrat, bei verschiedenen Klubs und bei der Mehrheit der Delegierten aus den Regionen spüre.»
Bei Stefan Schärer gibt es einen Zwiebel-Effekt: Wenn die Summe der Vorwürfe gegen Schärer eine Zwiebel ist und wir mit dem Aufschneiden beginnen, um zu sehen, was wirklich drin und dran ist, dann haben wir am Ende nicht den Apfel der Erkenntnis vor uns. Sondern bloss Tränen in den Augen und zurück bleibt ein wenig Ratlosigkeit.
Warum ist es so schwierig, den Verband zu führen? Weil zwei Welten aufeinandertreffen. Da ist einerseits die Welt der Amateure, der freiwilligen Helfer, der engagierten Teilzeittrainer und Funktionäre, die unser Hockey an der Basis, bei der Nachwuchsausbildung und bis hinauf in die zweithöchste Liga am Laufen halten. Andererseits gibt es das «Big Business» mit 14 Klubs in der höchsten Liga, die fast 300 Millionen umsetzen, die Spieler für die Nationalmannschaft abstellen und mit dem TV-Vertrag für die höchste Liga Jahr für Jahr gut 30 Millionen hereinholen.
Seit zwei Jahren hat sich die höchste Liga juristisch vom Verband getrennt und das TV-Geld läuft nun über die Liga und nicht mehr den Verband. Zugleich aber ist die Liga – um administrativ weiterhin im internationalen Hockey zu verbleiben - nach wie vor Verbandsmitglied und Kraft ihres Einflusses bis zu einem gewissen Grad «Königsmacherin» oder eben «Königsmörderin», wenn es um das Amt des Verbandspräsidenten geht. Der Verband mit den Interessen der Amateure und die National League als Motor der Entwicklung und Geldmaschine sind inzwischen wie ein zerstrittenes Ehepaar mit getrennten Kassen, das im gleichen Haushalt leben und im gleichen Bett schlafen muss. Es ist nicht einfach, als Präsident einen solchen Haushalt zu führen.
Die Kritik an Stefan Schärer stark vereinfacht zusammengefasst: Konzepte, Studien, Analysen und Sitzungen ohne konkrete Resultate. Speziell bei den Bemühungen um eine Sanierung und Entwicklung der zweithöchsten Liga (Sky Swiss League), für die der Verband verantwortlich ist. Eine zu starke, störende Einmischung ins Tagesgeschäft des Verbandes. Er sagt dazu, er komme von aussen und müsse sich mit den Besonderheiten des Eishockeys zuerst vertraut machen. Da seien Sitzungen nun mal erforderlich, um die Probleme zu erkennen und Lösungen zu erarbeiten.
Er sei gerade von den Klubs auf dem Schild gehoben worden, um frischen Wind in den Verband zu bringen, da sei in einer ersten Phase mehr Präsenz in den Verbandsbüros erforderlich. Von ihm würden Veränderungen erwartet und wenn er nun den Wechsel des Verbandsmanagers orchestriert habe (Martin Baumann für Patrick Bloch), sei das doch im Sinne der Klubs. Seine Art sei es, direkt Probleme anzusprechen, Lösungen zu skizzieren, und da sei es möglich, dass etwas auch mal falsch interpretiert werden kann. Unerheblich ist der Vorwurf aus gewissen Kreisen, Stefan Schärer sei ein Selbstdarsteller: Wird jemand Präsident irgendeines Gremiums, der nicht ein wenig die Kunst der Selbstdarstellung beherrscht? Nein.
Die Hoffnung, Schärer werde von sich aus gehen, wird sich für die NL-Klubs nicht erfüllen. Weil die NL-Klubvertreter erstaunlich naiv sind: Es genügt nicht, ein wenig am Stuhl des Verbands-Präsidenten zu sägen und ihm den Rücktritt nahezulegen.
Eine Wirkung hat eine solche etwas anmassende Forderung erst dann, wenn ein Gegenkandidat mit genug politischer Rückendeckung bereitsteht und eine Abwahl inszeniert werden kann. Doch die dafür erforderliche Dreiviertelmehrheit ist nicht in Sicht. Der Aufstand der National League gegen den Verbandspräsidenten ist nicht einmal ein Sturm im Wasserglas. Höchstens eine steife Brise. Stefan Schärer bleibt mindestens bis zum Ende der ersten Amtsperiode 2027 im Amt. Punkt.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
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Er kann
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