Albert Einstein soll einmal gesagt haben: «Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.»
Ob er Wahnsinn tatsächlich so erklärt hat, weiss heute niemand mehr zu sagen. Interessant und aktuell ist diese Aussage trotzdem. Auch im Hockey-Business.
Johan Lundskog ist 2021 in Bern zum ersten Mal Cheftrainer geworden und musste im November 2022 vorzeitig gehen. Er wechselte im Sommer 2023 nach Mannheim und wurde dort bereits im November gefeuert.
Nun probieren es auch die Lakers mit ihm längerfristig als Cheftrainer. Sie tun also das Gleiche wie der SCB und Mannheim und hoffen auf ein anderes Ergebnis. Das ist – nach Albert Einstein – Wahnsinn. Sozusagen das «Einstein-Experiment».
Die Frage ist also, ob das Genie ohne Hockey-Erfahrung und Trainer-Lizenz recht hatte oder eben nicht. Johan Lundskog ist bisher überall gerühmt worden. Seine fachlichen und menschlichen Qualitäten sind über alle Zweifel erhaben. Und so meldet Markus Bütler, der Geschäftsführer der Lakers: «Die wichtigste Personalie ist geklärt: Johan Lundskog hat einen Vertrag für die nächsten zwei Jahre unterschrieben.» Und begründet den Personalentscheid so: «Johan hat uns sowohl mit seiner Arbeit als auch mit seiner Art überzeugt. Er ist ein ausgewiesener Fachmann und ein ausgezeichneter Kommunikator. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass er der richtige Mann ist, um das Team erfolgreich in die Zukunft zu führen.»
Der kanadisch-schwedische Doppelbürger hatte die Mannschaft am 16. Dezember nach der Freistellung von Stefan Hedlund auf Rang 13 übernommen und dann in den verbleibenden 23 Partien auf Platz 9 und damit in die Play-Ins geführt. Dort scheiterten die Lakers gegen Ambri in der Verlängerung dramatisch durch ein Eigentor.
Die Kritik in Bern und in Mannheim war die gleiche: Der perfekte Trainer. Aber kein Charisma als Führungspersönlichkeit. Legendär ist die Episode nach seiner Entlassung in Bern: Marc Lüthi hatte vor der Anstellung des Schweden seine Zweifel und ein Personalbüro mit der Beurteilung der Führungsqualitäten von Johan Lundskog beauftragt. Auf verschlungenen Wegen hat diese streng vertrauliche Beurteilung, die eine eher negative war und Marc Lüthis Zweifel bestätigte, den Weg zu einem Chronisten gefunden. Bis heute ist nie bekannt geworden, wie es zu dieser Indiskretion kommen konnte.
Wir sehen: Johan Lundskog hatte es bisher nicht leicht und womöglich ist er bisher nicht immer fair beurteilt worden. Und die Frage ist durchaus berechtigt: Hat er bei den schwierigen Jobs in Bern und Mannheim an Format gewonnen und ist inzwischen eben doch ein charismatischer Chef geworden? Heisst es denn nicht auch, gut werde ein Cheftrainer oft erst nach seiner ersten Entlassung?
Johan Lundskog ist von seiner Art her sicherlich mehr ein «Players Coach» als ein autoritärer Bandengeneral. Also einer, der ein Ohr für die Bedürfnisse der Spieler hat und mehr auf Dialog als auf Befehl, mehr auf verständnisvollen Tadel als auf Toben setzt.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Bei den Lakers ist aufgefallen, dass Johan Lundskog im Play-In gegen Ambri die Eiszeit seines Captains Nico Dünner von über 17 Minuten in der Qualifikation auf noch gut 10 Minuten reduziert und ihn in die 4. Linie zurückbeordert hat. Zugleich erhöhte er die Eiszeit seines aufregendsten Talentes Jonas Taibel («Voralberg-Corvi») von gut 10 auf über 16 Minuten und setzte ihn neben den Ausländern ein.
Welche taktischen Überlegungen hinter solchen Umstellungen gestanden haben, ist eigentlich unerheblich. Entscheidend ist der Mut, auf Kosten eines Routiniers in alles entscheidenden zwei Spielen der Saison ein 20-jähriges Talent auf Kosten eines einflussreichen 30-jährigen Veteranen zu forcieren.
Um in der Eishockeysprache zu reden: Für solche Entscheidungen braucht ein Coach «Eier». Der Optimist sagt: Johann Lundskog ist zum Chef gereift. Der Entscheid ist richtig, ihn gleich mit einem Zweijahresvertrag zu belohnen. Der Pessimist verweist auf Albert Einstein.
Es wäre nun sehr interessant und aufschlussreich, den offensichtlich «neuen» Johan Lundskog noch einmal vom gleichen Personalbüro beurteilen zu lassen wie damals in Bern. Aber es wäre wahrscheinlich nicht mehr möglich, erneut an die streng vertraulichen Akten heranzukommen …
2. Er steht nicht mehr 60min reglos an der Bande und kaut Kaugummi, sondern kommuniziert und nimmt Einfluss aufs Spiel. Ein Wandel hat er also durchgemacht.
3. Wir sind auf dem 9. Platz gelandet. Genau in diese Range gehören wir auch. Alle My Sports Experten (bis auf Helpstone) haben uns tiefer in der Tabelle erwartet. Von dem her, schauen was kommt.