Warum kommt der SC Bern nicht mehr vom Fleck? Die Antwort auf diese Frage ist erstaunlich einfach. Keine Polemik. Vielmehr eine Antwort, basierend auf einer objektiven, ausgewogenen Analyse.
Hier die statistischen Werte – die Fangquoten – der bisherigen Einsätze von Torhüter Adam Reideborn (letztes Spiel zuerst). Zahlen sind nie polemisch.
4:5 n. V. Lausanne 81,48 %
1:2 n. V. Gottéron 92,59 %
1:5 Zug 87,50 %
5:1 Ajoie 95,83 %
5:4 Kloten 84,00 %
1:4 Lugano 86,36 %
3:0 Biel 100 %
4:3 Langnau 83,83 %
6:3 Ajoie 86,36 %
3:6 Davos 87,10 %
4:5 n. P. Gottéron 84,00 %
6:1 Zug 96,00 %
3:2 n. V. Ambri 93,93 %
1:3 Lugano 88,24 %
3:4 ZSC n. V. 87,50 %
1:2 Langnau n. V. 92,86 %
3:4 Biel 85,71 %
5:2 Servette 93,33 %
3:4 n. P. Davos 90,00 %
6:3 Gottéron 90,00 %
5:0 Ajoie 100 %
4:0 Ambri 100 %
2:3 Lausanne n. V. 91,18 %
2:3 n. P. ZSC 90,91 %
3:1 Langnau 95,65 %
Was sagen uns diese vielen Zahlen? Dass Adam Reideborn in den letzten 11 Partien nur noch dreimal mehr als 90 Prozent der Pucks pariert hat – und im neuen Jahr noch zweimal bei 6 Einsätzen. Und einer davon auf eigenem Eis gegen das schier übermächtige Ajoie. Hinter einem Team, das bisher ligaweit pro Spiel am zweitwenigsten Schüsse aufs Tor zugelassen hat (26,83). Reideborns Formkurve sinkt.
Der SCB hat ein Goalie-Problem. Punkt. Aber niemand wagt es offen zu sagen. Adam Reideborn ist statistisch hinter Biels Harri Säteri, Zürichs Simon Hrubec und Servettes Antti Raanta nur die Nummer 4 der ausländischen Goalies. Und gar nur die Nummer 11 aller Torhüter, die 19 oder mehr Partien bestritten haben. Rappis Melvin Nyffeler und Ivars Punnenovs und sogar Klotens Sandro Zurkirchen und Zugs Tim Wolf weisen bessere statistische Werte auf. Langnaus Stéphane Charlin, Lausannes Kevin Pasche und Sandro Aeschlimann (HCD) sowieso.
Reideborn beansprucht eine Ausländerlizenz. Wer Meisterkandidat sein will und eine Ausländerlizenz für den Goalie einlöst, muss von seinem letzten Mann eine Fangquote von mehr als 92,00 % verlangen. Der Schwede steht aktuell bei 90,58 %. Zu wenig.
Kommt dazu: Der SCB hat eine weniger grosse Kadertiefe als beispielsweise die ZSC Lions. Muss eine Ausländerlizenz eines Feldspielers für den Goalie geopfert werden, wirkt sich das auf das Leistungsvermögen des Teams stärker aus als bei den Zürchern.
Wie wir es drehen und wenden: Das Taumeln der Berner im neuen Jahr steht in direktem Zusammenhang mit den Leistungen von Adam Reideborn. Auch ein ausländischer Goalie kann nicht jeden Abend auf dem Kopf stehen. Aber von ihm darf erwartet, ja gefordert werden, dass er immer wieder mal einen Sieg gegen ein Spitzenteam zu stehlen vermag. An der jüngsten Niederlage in Lausanne (4:5 n. V.) ist er mitschuldig. Er hat zwar einen Penalty von Théo Rochette pariert. Aber das 4:4 und den Siegestreffer erzielte Lausanne, nachdem der SCB-Goalie den Puck hatte abprallen lassen.
Reideborn war im letzten Frühjahr am Scheitern im Viertelfinal gegen Zug mitverantwortlich: Die Fangquote aus seinen fünf Einsätzen (einmal musste er vorzeitig ausgewechselt werden) war miserabel (85,59 %) und zwei der drei Siege hexte Philip Wüthrich heraus (Zug brauchte sieben Spiele). Er ist 33 Jahre alt und seit 2 Jahren nicht mehr fürs schwedische Nationalteam aufgeboten worden. Trotzdem hat der SCB ohne jede Not den Vertrag bereits Ende November um eine weitere Saison verlängert.
Der Schwede hatte gar keinen Markt, um anderorts ähnlich viel zu verdienen wie in Bern. Das ganze Vorgehen ist umso erstaunlicher, weil die SCB-Sportabteilung mit der Doppelspitze bei Vertragsfragen sonst eher vorsichtig taktiert und beispielsweise nicht bereit war, Austin Czarnik einen Zweijahresvertrag zu geben. Nun stürmt der Liga-Topskorer nächste Saison halt für Lausanne.
Philip Wüthrich steht nächste Saison in Ambri im Tor. Mit der vorzeitigen Prolongation mit Adam Reideborn ist der SCB in die Falle geraten: Die Berner sind auch nächste Saison auf den Schweden angewiesen. Als zweiter Goalie kommt Christof von Burg (24) aus Winterthur. Er hat zwar sehr gute Statistiken (93,39 % Fangquote) in der zweithöchsten Liga.
Aber es ist offen, ob er in den Schuhen von Wüthrich stehen kann oder gar dazu in der Lage ist, Reideborn herauszufordern. Er verbrachte vier Ausbildungsjahre in Schweden und wird allenthalben gerühmt. Er hat noch keinerlei NL-Erfahrung und ist nie für ein Junioren-Länderspiel aufgeboten worden.
Entweder steigert sich Adam Reideborn in der letzten Phase der Qualifikation und wird anschliessend ein Playoff-Held. Oder der SCB bleibt in der «Reideborn-Falle» stecken und wird, um weiterhin ein Spitzenteam zu sein, den Vertrag mit dem Schweden noch im Frühjahr vorzeitig auflösen und einen besseren ausländischen Torhüter verpflichten müssen. Was eigentlich kein Problem sein dürfte.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Zu von Burg: Er macht in etwa den gleichen Weg wie Wüthrich über die SL. Nur Wüthrich war bei einem Top SL-Team währen von Burg mit Winti weit zurückliegt und dennoch eine sehr hohe Abwehrquote hat. Das spricht schon mal für Ihn. Seine Körpermasse könnten ihm ebenfalls einen kleinen Vorteil verschaffen. Ich hoffe für Ihn das es mit dem SCB klappt.