Er hat Eishockey gespielt und zelebriert. Das bringt Damien Brunners Spielweise auf den Punkt. Seine Tore waren das Produkt von Schlauheit, Selbstvertrauen, Mut, Technik und Tempo. Nie von Kraft, Wasserverdrängung und Aggressivität. Toreschiessen als Kunst. Nicht als Handwerk. Und das auf allen Stufen des Welteishockeys.
Unvergessen, wie er seine NHL-Karriere bei Detroit mit einem frech versenkten Penalty lancierte. Damien Brunner war 2011/12 Liga-Topskorer und der erste Schweizer Stürmer, der sich in der NHL durchgesetzt hat. Er ist einer der besten Stürmer unserer Hockeygeschichte, der nie Meister geworden ist. Er gehörte auch nie einem WM-Silberteam an.
Seine Karriere hat mit einer grandiosen Fehleinschätzung begonnen: Kloten tauscht Brunner im November 2008 gegen Zugs Thomas Walser. Drei Jahre später stürmt Brunner in der NHL, Walser ist bei Langenthal in der Zweitklassigkeit angelangt und beendet 2011 seine Karriere.
Damien Brunner hat alles richtig gemacht. Dass er trotzdem nie Meister geworden ist, hängt mit einer Laune der Hockeygötter zusammen: Sie sorgten für das falsche Timing. Damien Brunner verlässt Zug Richtung NHL, bevor es meisterlich wird. Wäre er in Zug geblieben, wäre er Meister geworden. Er verlässt Zug also zu früh und wird in der NHL doch nicht glücklich. Sein Agent verpokert sich. Wäre er bei Detroit geblieben, hätte er wahrscheinlich eine grandiose NHL-Karriere gemacht. Aber er landet bei den New Jersey Devils. Kein Platz für Künstler. Sogar Haarschnitt und Bartwuchs werden kontrolliert. Im November 2014 wollen ihn die Devils ins Farmteam verbannen. Damien Brunner löst den Vertrag auf, verzichtet auf ausstehende 1,3 Millionen Dollar brutto und zügelt nach Lugano. Wenn er die Liga gerockt hätte und Lugano Meister geworden wäre, dann hätte er als erster Schweizer in unserer höchsten Spielklasse inklusive Prämien eine Million verdienen können.
Aber er kommt zu spät nach Lugano. Die Ära des «Grande Lugano», des meisterlichen Luganos, ist 2006 zu Ende gegangen. 2018 wechselt er vorzeitig nach Biel. Die familiäre DNA dieses Klubs und die Spielkultur behagen dem Künstler mit keckem Selbstvertrauen, der aus jeder Situation ein Tor machen kann. Zugleich ist er sensibel und froh, wenn er neben dem Eis seine Ruhe hat.
In Biel ist Damien Brunner am Ort seiner Bestimmung angekommen und hier hat er nun seine Karriere beendet. Künstler wie er werden auch als Schillerfalter im positiven Sinne bezeichnet. Um es poetisch zu sagen: Die Flügel sind zerbrochen und haben den Schillerfalter nicht mehr getragen.
Als Nonkonformist hat er auch neben dem Eis für Unterhaltung gesorgt. Er war einer der wenigen Profis, die sagen, was sie denken. In klugen Worten. Keine vorfabrizierten Sätze, die tönen wie vorher in einem Medien-Trainingskurs auswendig gelernt. Ein wenig markiert sein Rücktritt deshalb das Ende einer Ära. Die Ära der Nonkonformisten, die sich auf dem Eis in keine taktische Schablone zwängen und sich neben dem Eis nicht verbiegen und in keine Schublade stecken lassen.
Damien Brunner ist mit der ehemaligen Beachvolleyballerin Nina Brunner, Bronzemedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen in Paris 2024, verheiratet. Im Sommer erwartet das Paar sein erstes Kind. Es gibt wichtigeres im Leben als Eishockey.
Geht Damien Brunner dem Eishockey verloren? Das wäre sehr, sehr, sehr schade. Er wäre mit seiner Schlagfertigkeit, seiner «frechen Schnauze», seiner Kompetenz und seiner langjährigen Erfahrung auf allen Stufen der perfekte TV-Experte bei MySports. Endlich einer, der nicht als dröger Langweiler nervt, und darüber hinaus auch einer, der nicht durch die Tätigkeit als Spieleragent kompromittiert und daher unglaubwürdig ist.
Merci Brunni für tolle Show und alles Gute für die Zukunft!
Frage mich nur, wer wohl der kompromittierte Spieleragent sein kann. Kann ja kaum die Rede von Helfenstein sein, oder? Der ist schliesslich auch ein Nonkonformist *Ironie off*