Die Idee ist gut gemeint. Diese und nächste Saison gibt es keinen Absteiger aus der höchsten Liga. So sollen die Klubs vor unüberlegten sportlichen Notinvestitionen im Kampf gegen den Abstieg bewahrt werden.
Den Klubgenerälen wird nicht zugetraut, mit Verstand durch die Krise zu managen. Statt auf Eigenverantwortung zu setzen, ergreift «Vater Liga» Massnahmen, um die Manager vor der eigenen Unvernunft zu schützen. Sportliche Planwirtschaft. Sportlicher «Pandemie-Sozialismus».
Interessanterweise verzichtet unser Fussball auf solche Eingriffe in den sportlichen Wettbewerb. Zwischen den beiden höchsten Ligen wird auf- und abgestiegen wie in normalen Zeiten.
Wenn nicht abgestiegen wird, dann sollte auch nicht aufgestiegen werden. Aus zwei Gründen: Erstens wird die höchste Liga durch einen Aufsteiger am Ende dieser Saison von 12 auf 13 Teams aufgestockt und ein Jahr später gar auf 14. Ein Wahnsinn. Das Niveau sinkt und die Löhne gerade der Mittläufer steigen. Schon jetzt ist abzusehen, dass eine Rückkehr zu einer 12er-Liga nach der Krise politisch nicht durchsetzbar ist.
Kommt dazu: In der zweithöchsten Liga löst dieser direkte Aufstieg (die Liga-Qualifikation entfällt) ein Wettrüsten aus. Wenn der Aufstieg jetzt oder im nächsten Frühjahr nicht gelingt – wann dann?
Die praktischen Folgen dieser Aufstiegsregelung lassen sich an einem ganz einfachen Beispiel aufzeigen. Langnaus Sportchef Marc Eichmann hat Verteidiger Sébastien Schilt (33) mitgeteilt, dass der Vertrag Ende Saison nicht verlängert wird.
Der Verzicht auf dieses Urgestein hat einen Grund: Marc Eichmann schafft im Budget und in der Kabine Platz für Bastian Guggenheim (19). Der junge Titan mit guten Händen aus der eigenen Nachwuchsorganisation soll nächste Saison die Rolle von Sébastien Schilt übernehmen.
Sébastien Schilt sucht nun einen neuen Arbeitgeber. Unter normalen Verhältnissen könnte er nicht mehr mit schönen Angeboten aus der höchsten und zweithöchsten Liga rechnen.
Sein Berater André Rufener sieht die ganze Sache gelassen und sagt: «Mal abwarten. Es gibt ja wahrscheinlich einen Aufsteiger…» Und anzufügen wäre noch: Es gibt Teams, die nächste Saison unbedingt aufsteigen wollen.
Es ist im Gesamtinteresse unseres Eishockeys, wenn die aufstiegsberechtigten Kloten, Olten, Visp und Ajoie nicht aufsteigen.
Erstens, weil keines dieser vier Teams sich mit dem Aufstieg einen Gefallen tut. Olten, Ajoie und Visp werden wirtschaftlich und sportlich in der höchsten Liga überfordert sein. Kloten hat als einziger Aufstiegsanwärter mit dem eigenen Nachwuchs eine halbwegs tragfähige sportliche Basis.
Wer nicht dazu in der Lage ist, einen der zwölf Mannschaften der höchsten Liga in einer Liga-Qualifikation zu besiegen, hat in der National League nichts verloren.
Kommt dazu: Weil es keinen Absteiger gibt, kann der Aufsteiger nicht Spieler des Absteigers übernehmen wie etwa Langnau 2015 Ivars Punnenovs von den Lakers. Es bleibt nur der Einkauf, der die Löhne nach oben treibt.
Zweitens ist die Swiss League in der aktuellen Zusammensetzung eine der besten zweiten Ligen der Welt. Es ist im Gesamtinteresse unseres Eishockeys, wenn es mit der Swiss League weiterhin eine starke zweite Profi- und Ausbildungsliga gibt. Es ist unsinnig, dieser Liga durch Aufstieg ohne Abstieg attraktive Klubs zu entziehen.
Es gibt nur ein einziges Team, das dafür sorgen kann, dass es bei zwölf Teams in der National League bleibt. Meister und Titelverteidiger Langenthal.
Die Langenthaler dürfen gar nicht aufsteigen. Weil sie 2019 als Meister auf die Liga-Qualifikation und den Aufstieg freiwillig verzichtet haben. Wird Langenthal erneut Meister, gibt es keinen Aufsteiger.
So gesehen ist das 2:0 zum Auftakt gegen Thurgau der erste von zwölf Schritten zum Wohle unseres Eishockeys. Der erste von zwölf Siegen, die es bis zum Meistertitel braucht.
Von den nicht aufstiegsberechtigten Teams hat nur Langenthal meisterliches Potenzial. Mit Thurgau haben die Langenthaler einerseits einen schwierigen, andererseits den richtigen Gegner erwischt, um in die Playoffs einzusteigen.
Thurgau ist das beste Team ausserhalb des gegnerischen Drittels. Kein anderer Coach der beiden höchsten Ligen macht aus so wenig Talent so viel wie Stefan Mair. Eine der grossen unbeantworteten Fragen unseres Hockeys: Wie weit könnte dieses Thurgau mit ein bisschen mehr Talent in der Offensive kommen?
Thurgau war beim Playoff-Auftakt in Langenthal in einer intensiven, hochstehenden Partie wieder einmal ein grosses «Rumpelgau». Sehr gut organisiert, diszipliniert, mit Lufthoheit in den Zweikämpfen und an der Bande entlang, mit Kontrolle der eigenen und mittleren Zone. Emsig und fleissig in der Offensive. Aber mit einer beinahe bedauernswerten Hilflosigkeit vor dem gegnerischen Tor.
Der einzige echte Künstler ist kein Stürmer. Sondern Verteidiger-Schillerfalter und Topskorer Joel Scheidegger (26). In der Natur der Künstler liegt es, sich auch mal einen Kunstfehler zu gönnen.
In dieser ersten Partie in Langenthal war eine gegnerische Strafe die grösste Strafe für ... Thurgau. Denn im Powerplay offenbarte sich das fehlende offensive Talent gnadenlos. So war es nur logisch, dass Langenthal den bereits alles entscheidenden Treffer zum 2:0 in ... Unterzahl gebucht hat.
Der SC Langenthal hat als Titelverteidiger das meisterliche Geheimwissen, das meisterliche Selbstvertrauen – und mit Jeff Campbell meisterliches Coaching.
Auch nach einer grossen Sparrunde im letzten Frühjahr hat Sportchef Kevin Schläpfer die Schlüsselpositionen meisterlich besetzt. Torhüter Pascal Caminada (34), ein cooles, altgedientes «Schlachtross» spielt in heissen Partien sein bestes Hockey. Der fliegende Verteidiger Luca Christen (22) und der schlaue Center Dario Kummer (26) sollten eigentlich in der National League spielen.
Übersteht Langenthal den Viertelfinal, ohne wichtige Spieler durch Verletzungspech zu verlieren, dann ist die Titelverteidigung möglich. Wer eine Serie gegen dieses zähe, raue, taktisch grandiose Thurgau gewinnt, kann alles gewinnen.
Zum Wohle unseres Hockeys.
Selbst bei der Ligaverkleinerung hat man Auf - und Abstieg nicht ausgesetzt. Die zwei letzten NLA Mannschaften spielten mit dem NLB Meister um den zehnten Platz in der Liga. Der NLB Vertreter SCL gewann dann sogar.
Und wenn ich heute auf die Tabelle schaue sehe ich eine riesige Differenz zwischen dem 8. und dem 9. Ich glaube nicht das dies mit 13 oder 14 Mannschaften besser wird.
Die Frechheit ist, dass der Abstieg ausgesetzt ist, nicht das jemand aufsteigen darf. Die Ligaquali wäre wohl gegen Langnau auch eine sehr schwere aber mögliche Aufgabe. Dass diese nicht stattfindet ist nicht die Schuld der ambitionierten SL Teams... ein grosser Irrtum.
Eine nicht-Aufstiegsmöglichkeit, das würde unserem Hockey schaden.