Genf ist die perfekte Hockey-Stadt für alternde, aber rüstige finnische «Hockey-Rentner», die ihre Vermögensbildung bereits abgeschlossen haben. Schliesslich hat schon Finnlands Nationalheld Marschall Carl Gustaf Emil Mannerheim einst seine alten Tage auch am Ufer des Genfer Sees verbracht und es soll ihm gut gefallen haben. Er ist 1951 in Lausanne verstorben. In Montreux steht zu Ehren des grossen finnischen Feldherren und Politikers ein Denkmal.
Ob dereinst in Genf Denkmäler für die grossen finnischen Eishelden des 21. Jahrhunderts errichtet werden, ist noch offen. Verdient hätten sie es. Servette ist mit finnischen Gastarbeitern in jüngster Vergangenheit sehr gut gefahren. Sie haben dem Klub letzte Saison den ersten Meistertitel der Geschichte und diese Saison den historischen Triumph in der Champions Hockey League ermöglicht. Es macht also Sinn, dass Sportchef Marc Gautschi weiterhin auf Finnen setzt.
Von den Helden der beiden letzten Jahre steht vorerst nur noch Verteidiger Sami Vatanen (32) unter Vertrag. Stürmer Valtteri Filppula (40) geht in den Ruhestand und Torhüter Jussi Olkinuora (33) verlässt Genf. Aus zwei Gründen hofft Marc Gautschi auf eine Vertragsverlängerung mit Teemu Hartikainen (33) und Sakari Manninen (32). Erstens ist er mit den beiden Stürmern zufrieden. Zweitens kann er wahrscheinlich einen goldenen «Jahrhundert-Sturm» zusammenstellen, wenn beide bleiben. Denn dann ist die Chance sehr, sehr gross, dass Markus Granlund (30) nach Genf kommt.
Die Bezeichnung «Jahrhundert-Sturm» macht schon Sinn. Erstens bringen Teemu Hartikainen, Sakari Manninen und Markus Granlund zusammen mit 95 Jahren beinahe die Erfahrung und Schlauheit aus 100 Jahren aufs Eis. Vor allem aber verdient das finnische Trio aus sportlichen Gründen diese Bezeichnung: Markus Granlund, Sakari Manninen und Teemu Hartikainen stürmten von 2020 bis 2022 bei Ufa in der russischen KHL und seither dürften sie ihre Vermögensbildung abgeschlossen haben.
Oft standen sie – angeführt von Sakari Manninen als Center – gemeinsam auf dem Eis und produzierten in den zwei Saisons zusammengerechnet 210 Punkte, also gut 100 Punkte pro Saison. In der Saison 2020/21 belegten sie in der Team-Skorerliste gar die ersten drei Plätze und kamen in der Liga-Skorerwertung unter die Top Ten. Mit Finnland holten sie 2022 gemeinsam Olympisches Gold. Wahrlich, ein goldener «Jahrhundert-Sturm».
Marc Gautschi ist optimistisch. So sagt er:
Ob es tatsächlich klappt, dürfte sich schon bald zeigen. Gautschi sagt:« Ich hoffe, dass wir im Laufe der nächsten zwei Wochen Klarheit haben.» Die Lebensqualität in Genf sei hoch und das werde geschätzt. «Bei uns leben die ausländischen Spieler praktisch unerkannt und haben ihre Ruhe.»
Markus Granlund ist in Lugano nicht glücklich geworden. Am 8. Dezember ging für ihn die Saison nach nur 20 Partien zu Ende: Er zog sich gegen die ZSC Lions eine Bänderverletzung im Knie zu und musste operiert werden. Bis dahin hatte er 16 Punkte beigesteuert. Weil Lugano auf der Ausländerposition dringend einen dominanten Mittelstürmer braucht, ist der Vertrag mit Markus Granlund nicht verlängert worden. Er fühlt sich auf den Aussenbahnen wohler als in der Mitte.
Hingegen ist Servette auf der Centerposition bereits formidabel besetzt: Marc Gautschi hat Ambri Michael Spacek (26) ausgespannt. Der Tscheche hat in Ambri in 98 Spielen exakt 100 Punkte produziert. An einem guten Abend war er als «Leventina-Gretzky» der smarteste Center der Liga. Auch ihm wird es in Genf gefallen und er kann zum «Léman-Gretzky» werden.