Eine durchzogene Qualifikation (4.). Im Viertelfinal ein Drama über sieben Spiele gegen den SCB. Im Halbfinal vier Niederlagen hintereinander gegen die ZSC Lions und in den beiden Halbfinal-Heimspielen kein einziges Tor (0:1, 0:2): Bei jedem anderen Spitzenklub wäre jetzt der Trainer ein Thema. Dan Tangnes (45) arbeitet bereits seit sechs Jahren in Zug, doppelt so lange wie die durchschnittliche Amtszeit eines Hockeytrainers. Aber der Job des Norwegers steht nicht zur Debatte. Nicht nur, weil er einen Vertrag bis 2026 hat.
Zug verdankt seinen Aufstieg vom ehrgeizigen Aussenseiter zum Mass aller Dinge in unserem Hockey (Meister 2021 und 2022) im sportlichen Bereich seinem Trainer. Seinem Stil, seiner fordernden Art in Kombination mit einer hohen Sozialkompetenz. Wie kann es sein, dass er nun am Ende seiner sechsten Saison die Mannschaft «verloren» hat? Nicht die vier Niederlagen de Suite im Halbfinal sind beunruhigend. Aber die Art und Weise, wie seine Spieler die Niederlagen einfach hingenommen haben. Eine heftige Reaktion am Montag in der Partie der allerletzten Chance ist ausgeblieben. So weich und brav waren die Zuger seit dem Wiederaufstieg von 1987 noch nie. Die Saison können wir in einem Satz zusammenfassen: die verlorene Leidenschaft und Chemie eines Champions.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Bei jedem anderen Klub wäre die Frage: Hat diese Entwicklung etwas mit dem Trainer zu tun? Erreicht er mit seiner Message die Spieler nicht mehr? Kann er in Zug nur noch verlieren und nichts mehr gewinnen? Falls es so sein sollte, dann müsste Dan Tangnes eigentlich von sich aus den Vertrag auflösen und ein Jahr Pause machen. Anschliessend könnte er sich die Jobs in Europa aussuchen.
Dan Tangnes muss sich nicht neu erfinden oder seinen Stil ändern. Täte er das, wäre er erst recht verloren. In seinem Fall ist es am Management, die Situation zu überdenken und neu zu justieren und dem Trainer wieder die Voraussetzungen zum Erfolg zu schaffen. In erster Linie in drei zentralen Punkten.
Erstens in der Ausländerfrage: Bei sechs Ausländern bekommen die Gastarbeiter eine noch zentralere Bedeutung: Konstanz auf hohem Niveau in der Qualifikation und die Aussichten auf einen Titelgewinn in den Playoffs sind nur möglich, wenn alle sechs Ausländer-Positionen richtig besetzt sind. Die ZSC Lions sind dafür ein gutes Beispiel. Zugs ausländisches Personal genügte diese Saison höheren Ansprüchen nicht mehr. Kein einziger der sieben im Halbfinal eingesetzten ausländischen Spieler kommt auf eine Plus-Bilanz. Aber fünf mussten sich eine Minus-Bilanz notieren lassen. Bei den ZSC Lions weisen alle fünf ausländischen Feldspieler eine Plus-Bilanz auf.
Zweitens in der OYM-Frage: Das Hochleistungs-Sportzentrum OYM ist ein zentraler Bestandteil der DNA des Klubs geworden. Die Benützung dieser Anlage und die Betreuung kosten den Klub mehr als eine Million. Wie kann es sein, dass Spieler, die nach den neusten Erkenntnissen der Sportwissenschaft ausgebildet, ernährt, vorbereitet und trainiert werden, im Halbfinal mit leeren Energietanks stehen bleiben? Kann es sein, dass in diesem Bereich des Guten zu viel getan worden ist? Hockeyspieler sind in ihrer DNA auch heute noch mehr Rock’n’Roller als Klosterschüler.
Drittens in der Geldfrage: Ein Hockey-Spitzenteam mit Aussichten auf den Gewinn einer Meisterschaft wird in Zug nie ein rentables Geschäft sein. Es ist und bleibt ein Zuschussgeschäft. Zu hoch sind die Saläre der guten Ausländer und einheimischen Stars. Sind die Zuger bereit, die erforderlichen Investitionen in den nächsten Jahren zu tätigen?
Zugs Aufstieg zur sportlichen Premium-Marke ist kein sportliches Wunder. Es ist das Ergebnis immenser Arbeit auf allen Ebenen unter der Führung eines weisen Präsidenten. Zug hat nicht über seine sportlichen Verhältnisse gelebt und muss nicht notgedrungen wieder ins Mittelmass zurückkehren. Alles ist da – Kompetenz, Geld, Infrastruktur –, um weiterhin eine führende Rolle in unserem Hockey zu spielen. Das bedeutet nicht, jedes Jahr Meister zu werden. Aber das bedeutet, jedes Jahr ein Titelkandidat zu sein.
Zug war während dieser Saison nie ein Titelkandidat, nie ein Titan. Am Trainer lag es nicht. Es hat in den letzten zwei Jahren einige Anzeichen gegeben, dass vom Management das Kerngeschäft – die Konkurrenzfähigkeit der ersten Mannschaft – ein wenig vernachlässigt worden ist. Es ist erfreulich, dass viel Geld ins Frauenhockey investiert wird. Es ist rühmenswert, dass sich der Geschäftsführer hockeypolitisch in der Liga engagiert, und es ist sicherlich sinnvoll, das Stadion auszubauen.
Aber am Ende des Tages ist der EV Zug ein Sportunternehmen, das mit der Konkurrenzfähigkeit der ersten Mannschaft gedeiht oder darbt. Der EVZ braucht intern wieder ein kompromissloses Bekenntnis zum Spitzenhockey.
Geschäftsführer Patrick Lengwiler und Sportchef Reto Kläy sind gefordert. Sie haben alle Voraussetzungen für eine Kurskorrektur und keine Ausreden mehr.
Man muss das Kind beim Namen nennen: Die Ausländer waren diese Saison, insbesondere die zweite, ihren Preis nicht wert. Auch hat mir etwas ein Funke und der Glaube an sich in der Mannschaft gefehlt, welcher 2022 da war.
Gegen diesen sackstarken ZSC 0:4 auszuscheiden, ist keine Schmach. Aber die Art und Weise, wie das hingenommen wurde, stimmt nachdenklich. Da wartet viel Arbeit auf die Führung.
Der wichtigste Ausländer, Scorer und Feldspieler im allgemeinen noch etwa bei 50% Leistung
Vielleicht alle ein wenig erfolgsmüde und die Garderobe rockt nicht mehr wie vor vier Jahren. So Sachen sind völlig normal.
Mund abwischen, Analysen und Schlüsse ziehen, nächste Saison neu angreifen.
Ohne dem wohl besten Torhüter der Schweizer Hockeygeschichte (eigentlich schade, dass Genoni nicht in die NHL ging) hätte der EVZ wohl 5 - 6 Tore mehr pro Spiel kassiert.