Der Grund dafür ist ganz einfach: Sie dürfen es nicht. Reto Bertolotti, selbst ehemaliger Schiedsrichter (1987 bis 2005) und ehemaliger Chef der Zunft (2005 bis 2014), erklärt: «Das ist ein ungeschriebenes Gesetz, das seit über 50 Jahren existiert.»
«Schiedsrichter, die während der Regular Season einen Bart oder Schnurrbart tragen, dürfen diesen in den Finalserien behalten, aber nicht wachsen lassen», bestätigt uns Andreas Fischer, der aktuelle Chef der «Zebras». Diejenigen, die immer glatt wie ein Puck sind, müssen hingegen vor jedem Spiel die Haare abschneiden. Ist das so, weil man den Spielern keine Konkurrenz machen will? Bertolotti antwortet: «Ganz und gar nicht. Es ist eine Frage des Images. Wir müssen gepflegt sein. Playoff-Nächte sind ein bisschen wie der Sonntag. Es ist der Tag des Herrn.»
Der ehemalige Schiedsrichter und heutige TV-Experte Stéphane Rochette unterstützt den Schritt: «Ich verstehe vollkommen, dass die Schiedsrichter während der Playoffs glatt rasiert sein müssen. Das Aussehen ist wichtig.» Viel wichtiger, als man sich vorstellen kann. Rochette erklärt, warum:
In der kollektiven Vorstellung symbolisiert der Schnurrbart «Männlichkeit und Autorität» (Quelle: «Gend'info», die Zeitschrift der 80'000 Gendarmen in Frankreich). Sollten Schiedsrichter bei der Ausübung ihres Amtes nicht besser einen Schnurrbart tragen? Würde das nicht ihre Autorität verbessern? «Nein», antwortet ein ehemaliger Schiri aus der Nationalliga, der sich daran erinnert, dass einer seiner Kollegen wegen seines Geissenbarts benachteiligt wurde. «Er wurde durch den Bart als arrogant wahrgenommen, obwohl er das gar nicht war.»
Die Gesichtsbehaarung des Schiedsrichterquartetts wird von der Zunft sehr ernst genommen, und das nicht nur in der Schweiz: In der NHL und bei Weltmeisterschaften sind Bärte und Schnurrbärte verboten.
Dieser Artikel wurde von einer ersten Version angepasst, die im April 2022 schon hier erschien.