Es mag ja Ausnahmen geben wie die ZSC Lions, die soeben mit einem Trainer mit einem kleinen Namen (Marco Bayer) und Spielern mit grossen Namen die Champions League gewonnen haben. Aber ansonsten gilt die Regel: Ruhmreiche Teams mit grossen Spielernamen brauchen an der Bande einen grossen Trainer.
Servette ist wahrhaftig ein Team mit ruhmreicher Vergangenheit und grossen Namen: Meister 2023, Europas Nummer 1 als Sieger der Champions League 2024. Lang ist die Liste der grossen Namen mit bäumigen Salären: Robert Mayer, Tim Berni, Roger Karrer, Alessio Bertaggia, Sakari Manninen, Marco Miranda, Tanner Richard oder Noah Rod.
Kein Wunder, funktioniert hier Hockeysozialismus mit kollektiver Führung nicht so richtig. Yorick Treille und Rikard Franzén sind gleichberechtigte Chefs und ihnen zur Hand geht Stefan Hedlund als «Associate Coach». Also als eine Art Edelassistent. Zum gewöhnlichen Assistenten wollte sich der bei den Lakers gefeuerte Schwede in diesem Theater denn doch nicht degradieren lassen.
Nächste Saison soll, so ist es angekündigt, Yorick Treille das Team als Chef coachen. Wie kann es sein, dass eine Organisation, die sich finanziell jeden Trainer ausserhalb der NHL leisten kann, ausgerechnet bei der wichtigsten sportlichen Führungsposition auf eine «Billig-Lösung» vertraut?
Eine mögliche Antwort auf diese Frage liefern verlässliche Gewährsleute aus Schweden. Servettes Sportdirektor Marc Gautschi dreht am grossen Rad und ist daran, einen ganz grossen Trainer zu verpflichten. Aber noch nicht auf nächste, sondern erst auf übernächste Saison: Den schwedischen Nationaltrainer Sam Hallam (45).
Sam Hallam ist einer der grössten Namen ausserhalb der NHL. Meister in Schweden 2015, 2018 und 2021 mit den Växjö Lakers. Coach des Jahres 2017 und 2018 plus sportartenübergreifend Schwedens Trainer des Jahres 2018. Mehr geht nicht.
Seit 2023 coacht er die Nationalmannschaft. Sein Vertrag läuft Ende der nächsten Saison aus. Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass ihn der schwedische Verband vielleicht sogar vorzeitig ziehen lässt: Er hat zwar Schweden im letzten Frühjahr die erste WM-Medaille (Bronze) seit 2018 beschert. Aber als Nationalcoach «funktioniert» er nicht ganz so gut wie als Klubtrainer. Er hat inzwischen sogar Operetten-Länderspiele gegen die Schweiz verloren.
Mit Sam Hallam hätte Sportdirektor Marc Gautschi sein Trainerproblem gelöst, seine Kritiker würden verstummen und sich so tief verneigen wie sie es vermögen und sein Prestige wäre wieder blitzblank poliert.