Christian Wohlwend ist in Ajoie des Amtes enthoben und durch Greg Ireland ersetzt worden. Den Lohn hätte ihm Ajoie allerdings noch bis zum Ablauf des Vertrages Ende Saison bezahlen müssen. Nun hat Christian Wohlwend in Olten einen neuen Job.
Ajoie hat ihn jedoch nur unter einer Bedingung freigegeben: Olten musste im Gegenzug sein Aufstiegsgesuch zurückziehen. Oltens neuer Trainer sagt: «Sonst hätte mich Ajoie nicht freigegeben.» Auch wenn eine Liga-Qualifikation für Olten sportlich eigentlich nicht zu schaffen ist: Christian Wohlwend bleibt es definitiv erspart, gegen Ajoie um den Auf/Abstieg zu spielen.
Präsident Marc Thommen dürfte das Aufstiegsgesuch leichten Herzens zurückgezogen haben: Erstens sind seine Oltner sportlich und schon gar nicht wirtschaftlich in der Verfassung, um in die höchste Liga zurückzukehren. Sie werden es sportlich wohl auch unter Christian Wohlwend vorerst nicht sein. Zweitens bekommt Olten die 20'000 Franken zurück, die bei der Einreichung des Aufstiegsgesuches deponiert werden müssen.
Die Oltner haben Christian Wohlwend bis zum nächsten Frühjahr plus zwei weitere Saisons bis 2027 verpflichtet. Damit bekennen sie sich zur Swiss League. Alle Diskussionen um einen freiwilligen Rückzug ins Amateurhockey (MyHockey League) nach dem Vorbild des Erzrivalen aus Langenthal sind damit vom Tisch.
Marc Thommen sagt, der Trainerwechsel sei notwendig geworden. Nun gehe es darum, die Situation zu stabilisieren und die Emotionen zurückzubringen. «Die Entwicklung einer längerfristigen Strategie hängt aber auch davon ab, wie sich die Swiss League positionieren wird.» Marc Thommen sieht die Verpflichtung eines «Mister Swiss League» als ersten Schritt in die richtige Richtung. Der Verband (zu der die Swiss League ja gehört) sucht aktuell einen Bürogeneral, der sich ausschliesslich um die Belange der zweithöchsten Liga kümmern wird. In der Art, wie es Denis Vaucher für die National League tut. Interessierte können sich beim Verband melden. Am besten gleich bei Verbandspräsident Stefan Schärer.
Oltens tüchtiger Vorsitzender hat die Neuausrichtung gut aufgegleist und mit Thomas Roost eine der interessantesten Persönlichkeiten unseres Hockeys als Sportchef verpflichtet. Thomas Roost verfügt als langjähriger Mitarbeiter des europäischen NHL-Scouting-Büros nicht nur über exzellente Verbindungen in der Hockey-Welt. Als ehemaliger Personalchef eines international tätigen Konzerns hat er auch reichlich Erfahrung in Personalführung und -Rekrutierung. Gesucht werden ja jeweils Spieler, aber es kommen dann Menschen. Die Persönlichkeit einzuordnen kann so wichtig sein wie das Talent zu erkennen.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Aber die Hockeygötter haben für die Oltner immer wieder eine Überraschung parat. Christian Wohlwend hat zwar bis und mit der übernächsten Saison (bis 2027) unterschrieben. Aber es gibt eine interessante Vertragsklausel. «Das stimmt», sagt Marc Thommen. «Es gibt gewisse Rahmenbedingungen.» Wie diese Rahmenbedingungen im Vertrag stipuliert sind, verrät er allerdings nicht. Sie seien hier verraten: Christian Wohlwend kann im Falle eines Angebotes aus der National League jeweils per Saisonende aus dem Vertrag mit den Oltnern aussteigen. Es wäre eine bittere Ironie der Hockeygeschichte, wenn auf einmal der Trainer, aber nicht Olten in die höchste Liga zurückkehren könnte.
Olten hat also sein Aufstiegsgesuch unfreiwillig freiwillig zurückgezogen, Basel keines eingereicht, das Gesuch von Sierre wird nicht bewilligt und La Chaux-de-Fonds muss im Falle eines Falles die Liga-Qualifikation und bei einem Aufstieg die nächste Saison alle Heimspiele in Neuenburg unten austragen. Das bedeutet: Der einzige verbleibende ernsthafte Aufstiegskandidat ist Visp mit Bandengeneral Heinz Ehlers.
Die Gelegenheit, in die höchste Liga zurückkehren zu können ist also so günstig wie nie in den letzten 52 Jahren seit dem Abstieg. Wird Visp nun entsprechend investieren? Geschäftsführer Sébastien Pico versprüht keine Aufstiegseuphorie: «Unser Motto heisst Demut.» Nun ja, er kann ja demütig reden aber intern für die Operation Aufstieg Vollgas geben. Auch davon will er nichts wissen. Er mag nicht einmal bestätigen, dass Visp rechtzeitig zwei weitere Ausländer engagieren wird.
Die Liga-Qualifikation wird ja mit vier Ausländern gespielt. Sébastien Pico schöpft Zuversicht aus der Weitsicht: «So lange die National League aus 14 Teams besteht, wird es immer eine Aufstiegschance geben.» Wo er recht hat, da hat er recht. Was er nicht verrät: Der Verwaltungsrat möchte – ganz im Sinne der Operation Demut – auf nächste Saison das Budget um mindestens eine halbe Million reduzieren. Aber es hat in der Neuzeit noch keinen finanziell demütigen Aufsteiger gegeben.
Olten verzichtet, Basel will nicht, Sierre darf nicht, Visp ist ohne Aufstiegs-Leidenschaft und La Chaux-de-Fonds ohne Heimat. Unter diesen Umständen kann Ajoies neuer Trainer Greg Ireland seine Mannschaft am Hosentelefon zum Liga-Erhalt coachen. Es wird im nächsten Frühjahr keinen Aufsteiger und keinen Absteiger geben und im Falle eines Falles wird die Liga-Qualifikation bloss eine Operetten-Veranstaltung sein.