Seit der letzten Meisterfeier von 2019 ist der SC Bern nie mehr über den Viertelfinal hinausgekommen und hat einmal sogar die Playoffs verpasst. Selbst sportliche «Hinterbänkler» wie Ambri oder die Rapperswil-Jona Lakers waren in den letzten fünf Jahren erfolgreicher.
Schlagzeilen machten die Berner vor allem durch Fehlbesetzungen im sportlichen Führungsbereich. Auch hockeypolitisch hat der SCB an Einfluss verloren. Mit der Absetzung von Verbandspräsident Stefan Schärer hatte Marc Lüthi nichts zu tun. Die orchestrierten an vordester Front Nationaltrainer Patrick Fischer und ZSC-Manager Peter Zahner. Auf dem Transfermarkt gab es zuletzt einige Niederlagen: Thierry Bader (zu den ZSC Lions), Philip Wüthrich (zu Ambri), Patrik Nemeth (zu Gottéron), Austin Czarnik (zu Lausanne) gehen und dazu kommen zahlreiche Absagen (Yannick Zehnder, Attilio Biasca, Ludvig Johnson). Bisher bestätigt sind die Zuzüge von Miro Aaltonen (Kloten), Marco Müller (Lugano), Mats Alge (Lakers) und Ronalds Kennins (Lausanne), der allerdings noch keine Sekunde gespielt hat. Weil er nicht fit ist. Der SCB verändert die Mannschaft. Aber die Transferbilanz ist noch nicht positiv.
Die Frage geht also an den SCB-Geschäftsführer: Ist der SCB noch ein Machtzentrum unseres Hockeys? Eine Frage, die Marc Lüthi eher erheitert als erzürnt. Er bestreitet nicht, bei der Absetzung von Stefan Schärer keine Rolle gespielt zu haben. «Ich habe meine Meinung in dieser Sache gesagt, aber das ist alles.»
Er sieht den SCB wirtschaftlich und sportlich in der gleich starken Position wie in den guten Zeiten der letzten 20 Jahre. «Der Unterschied ist lediglich, dass es heute nicht mehr zwei oder drei, sondern sieben oder acht Teams sind, die Meister werden können.» Aber die Transferniederlagen sind doch ungewöhnlich? «Nein, so war es auch früher. Wir bedauern, dass Austin Czarnik geht, aber wir haben mit Miro Aaltonen bereits einen valablen Ersatz gefunden. Mit Patrick Nemeth hätten wir so oder so nicht verlängert.»
Natürlich sei es schade, dass mit Philip Wüthrich ein guter eigener Torhüter den Klub verlasse. Nun bekomme er in Ambri eine Chance, zu zeigen, was er könne, und die Situation sei geklärt. «Das ist für alle besser als das Hin und Her der letzten Zeit.» Absagen gebe es zwar auf dem Transfermarkt. «Aber das war schon immer so. Wir haben nie jeden Spieler bekommen, für den wir uns interessiert haben, und wenn sich unsere Sportabteilung für einen Spieler interessiert, dann heisst das noch lange nicht, dass wir tatsächlich auch eine Offerte platzieren.» Ist der SCB also transfertechnisch auf Kurs? «Ja, absolut.» Er sei über alle Transfertätigkeiten auf dem Laufenden.
Aber war es nicht so, dass der SCB früher, als sich Marc Lüthi noch selbst um die Transfers kümmerte (und tatkräftig mitgeholfen hat, Meisterteams zusammenzustellen), die Spieler bekommen hat, die er wollte? «Nein, das war nie der Fall. Wir haben zu allen Zeiten Absagen bekommen, auch von Nationalspielern, die uns erklärten, der Druck sei in Bern zu gross.» Dann war und ist Geld kein Problem bei Transfers? «Wir haben schon früher Lohnexzesse nicht mitgemacht und wir geben weiterhin nicht mehr Geld aus, als wir einnehmen. Obwohl in der Gastronomie nach wie vor rund zehn Prozent Umsatz fehlen, haben wir unser Sportbudget jedoch nicht gekürzt.»
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Ist der SCB also wirtschaftlich nach wie vor ein Spitzenklub? «Wir sind beim Budget die Nummer vier oder fünf der Liga.» Damit seien die wirtschaftlichen Voraussetzungen für ein Meisterteam gegeben. Da drängt sich die Frage auf, wer denn grössere Budgets als der SCB hat. Eine verlässliche Antwort gibt es nicht – und wird es wohl nie geben: Wenn es um Budgetfragen geht, sind Hockeymanager bescheidener als die Mönche eines Bettelordens. Jeder will weniger zur Verfügung haben als der andere und jeder behauptet, der andere habe ganz sicher mehr. Wer davon ausgeht, dass die ZSC Lions, Zug, Gottéron, Lausanne und Genf ähnlich viel oder mehr Geld ausgeben als der SCB, ist kein Schuft.
Darben muss der SCB jedenfalls nicht. Marc Lüthi formuliert die Zielsetzung seines Unternehmens unmissverständlich. Er personifiziert das «unzerstörbare» SCB-Selbstvertrauen: «Wir wollen so früh wie möglich wieder Meister werden. Für uns muss der Titel ein Ziel sein und wir haben die wirtschaftlichen und sportlichen Voraussetzungen dazu.»
Der SCB ist also im Selbstverständnis seines Managers nach wie vor ein Machtzentrum unseres Hockeys. Das Bayern München des Hockeys. Und ein Titelkandidat. Was im Sinne der chinesischen Philosophie durchaus ein gutes Zeichen ist: Zuerst ist der Gedanke, dann folgt das Wort und schliesslich die Tat.
Beim Wort wären wir ja jetzt schon.
Der SCB hat einige Fehler gemacht in der Vergangenheit. Wir waren erfolgsverwöhnt. Ist ein Fakt. Der Umbruch in der Mannschaft war nicht gut organisiert. Ohne Not damals Jalonen entlassen und irgendwelche Versuche gestartet die ich persönlich nicht nachvollziehen konnte.
Wie Lüthi sagt. Die Liga ist zusammengerückt. Fast jeder kann Meister werden. Und Teams wie Lagnau und Ambri können in einem guten lauf einen Platz in den Playoffs- Ins "stehlen".
Bern ist mit Tappola auf gutem Weg auch mit den Jungen.
Bern ist bis auf weiteres nicht dabei.