Um die Fans zur Anreise per Eisenbahn zu motivieren, durfte bei der letzten Eishockey-WM in der Schweiz 2009 in Bern und Kloten jeder, der ein Match-Ticket kaufte, gratis mit der Bahn an- und heimreisen.
Diesen Luxus leisten sich die Organisatoren der nächsten WM in Zürich und Lausanne (8. bis 24. Mai 2020) nicht mehr. OK-Chef Gian Gilli sagt: «Wer mit der Bahn zu den Spielen reist, muss das Bahnticket selber bezahlen.»
Warum nun elf Jahre später auf die Förderung des öffentlichen Verkehrs wie 2009 ausgerechnet in Zeiten der Klima-Debatte verzichtet wird, rechnet WM-Sportchef Ueli Schwarz vor. «Wir haben lange, diskutiert, überlegt und gerechnet und sind schliesslich zum Schluss gekommen, dass wir aus Kostengründen verzichten. Wenn das Matchticket auch zur Anreise per Bahn berechtigen würde, müssten wir pro Tickets mit 10 Franken Zusatzkosten rechnen. Aber wir können die Tickets nicht noch teurer machen.»
Er gibt auch zu bedenken, dass diese 10 Franken Zusatzkosten auf allen Tickets anfallen würden. Also auch auf jene Matchbesucher, die nicht mit dem Zug anreisen. Und dann würden jene, die nicht mit der Bahn anreisen sozusagen jene «subventionieren», die mit der Bahn anreisen.
Gian Gilli – er war auch 2009 schon OK-Chef – rechnet trotzdem damit, dass viele mit dem öffentlichen Verkehrsmittel anreisen. «Sehr viele, die im Grossraum Zürich oder Lausanne leben, haben ohnehin bereits Abos für die öffentlichen Verkehrsmittel und viele besitzen ein Halbtax- oder ein Generalabonnement der Bahn.»
Somit gilt: Der Kluge reist zur WM 2020 nach Lausanne und Zürich nicht unbedingt mit dem Zuge. Obwohl die Stadien in Lausanne wie auch in Zürich-Oerlikon nur einen Steinwurf von den Bahnhöfen entfernt gebaut worden sind.
Die ganze Thematik des öffentlichen Verkehrs rund um diese Eishockey-WM könnte im umweltbewussten Zürich noch zum Politikum werden. Immerhin unterstützt die Stadt ja diese WM mit einem Betrag von 1,8 Millionen Franken an Steuergeldern.
Nun denn: Das Budget der WM 2020 beträgt 50 Millionen Franken, 14 Millionen mehr als bei der WM 2009. Gian Gilli sagt: «Um auf schwarze Zahlen zu kommen, müssen wir 307'000 Tickets für den Gesamtwert von etwas mehr als 20 Millionen Franken verkaufen.» Der soeben angelaufene Vorverkauf habe bereits 700'000 Franken eingebracht. Die Schweiz wird im Zürcher Hallenstadion spielen.
307'000 zahlende Zuschauer – eine realistische Zielvorgabe. Sie entspricht einer Stadionauslastung von 55 Prozent in Lausanne und in Zürich. Dazu werden noch rund 80'000 Gratiseintritte (Gäste, Funktionäre) kommen.
2009 kamen rund 300'000 zu den Partien in Bern (Hauptspielort) und Kloten. Obwohl die Schweiz nicht einmal das Viertelfinale erreichte. Am Ende resultierte 2009 ein Gewinn von rund drei Millionen Franken.
Das Motto der WM 2020 lautet «Let’s make History» («Lasst uns Geschichte schreiben»). Deshalb werden die freiwilligen Helfer nicht mehr, wie zu Anbeginn der Zeiten bei allen Grossveranstaltungen, «Volunteers» genannt, sondern «History Maker». «Wir wollen ja eine ganz besondere Identität schaffen», sagt Gian Gilli.
Die gute Nachricht für die «History Maker» und alle weiteren akkreditierten WM-Besucher (Spieler, Funktionäre, Chronistinnen und Chronisten): Die kostenlose Akkreditierung berechtigt – anders als für die zahlenden Besucherinnen und Besucher – während der WM 2020 zum gratis Eisenbahn fahren. Immerhin. Wie heisst es doch so schön: Wer hat, dem wird gegeben. Und sei es nur die Möglichkeit, gratis mit der Eisenbahn zu fahren.