Der Playoff-Viertelfinal zwischen Biel und den ZSC Lions und Ambris Schlussspurt am SCB vorbei in die Pre-Playoffs haben die Wirkungsmächtigkeit von ausländischen Torhütern gezeigt. Biel wäre vielleicht mit Joren van Pottelberghe nicht bis ins 7. Spiel gekommen. Dmtri Schikin hat es möglich gemacht. Die Zürcher hätten mit Ludovic Waeber als letztem Mann den Halbfinal mit ziemlicher Sicherheit nicht erreicht. Jakub Kovar ist der Held des Hallenstadions. Und Ambris Finale wäre ohne Janne Juvonen nicht möglich gewesen.
Von Anbeginn der Zeiten bis weit in die aktuelle Saison hinein waren Ausländer im Tor Exoten. Wie der Deutsche Sigi Suttner in Arosa, der Kanadier Marco Baron in Ambri oder der Pole Anderzej Tkacz im Hallenstadion. Der Finne Ari Sulander ist bis heute der einzige ausländische Torhüter mit Kultstatus plus Trikot unter dem Stadiondach. Er hat den ZSC Lions mehrere Meistertitel, den Triumph in der Champions League und den Gewinn des Victorias Cups gegen das NHL-Team aus Chicago ermöglicht. Der SCB holte mit dem Tschechen Jakub Stepanek (er ersetzte den verletzten Marco Bührer) 2016 den Titel und Lugano wurde 1999 mit dem Franzosen Cristobal Huet Meister.
Bis heute hat Gottéron seit dem Aufstieg von 1980 am meisten ausländische Goalies eingesetzt. Wer sie alle zu nennen vermag, bekommt einen Taler: Dan Bouchard, Corrado Micalef, Thomas Östlund (der Vater von Viktor Östlund), Tom Askey, Marek Pinc, Adam Munro, Sébastien Caron, Cristobal Huet (vor seiner Einbürgerung) und Barry Brust. Für den Final hat es nur mit Dino Stecher und Benjamin Conz gereicht.
Aber die meisten Sportchefs haben sich bis heute gesträubt, eine von vier Ausländerlizenzen fix für die ganze Saison für einen ausländischen Goalie zu riskieren. Auch die aktuellen Engagements von Jakub Kovar in Zürich, Dmitri Schikin in Biel und Janne Juvonen in Ambri sind der Not geschuldet. In Biel fällt Joren van Pottelberghe durch einen Kreuzbandriss aus, in Zürich erkannte Sportchef Sven Leuenberger gerade noch rechtzeitig, dass Ludovic Waeber kein grosser Goalie sein kann und Paolo Duca brauchte Ersatz für die unpässlichen Benjamin Conz und Damiano Ciaccio.
Nun gibt es mit sechs Ausländern mehr Spielraum. Kommt dazu: Auf dem Schweizer Markt gibt es keine Goalies mehr. Reto Berra (Gottéron), Leonardo Genoni (Zug), Sandro Aeschlimann (Davos), Luca Boltshauser (Langnau), Philip Wüthrich (Bern), Tobias Stephan (Lausanne) und Melvin Nyffeler (SCRJ Lakers) sind die letzten Schweizer Goalies, die während einer ganzen Saison zur verlässlichen, überdurchschnittlichen Nummer 1 taugen. Sie sind alle vergeben.
Das bedeutet, dass nächste Saison so viele Klubs wie noch nie eine Ausländerlizenz in einen Torhüter investieren: Sven Leuenberger bestätigt, dass er Jakub Kovar (kehrt in die Heimat zurück) mit einem anderen ausländischen Goalie zu ersetzen gedenke. Lugano tritt nächste Saison ebenso mit einem ausländischen Goalie an wie Ambri und bis zur Genesung von Joren van Pottelberghe auch Biel. In Lausanne könnte es nicht lange dauern, bis Petr Svoboda die Geduld mit dem kapriziösen Ivars Punnenovs verliert und wie lange dauert es in Genf, bis Polemik um das helvetische Duo Gauthier Descloux und Robert Mayer aufkommt? Das Modell der Zukunft: Eine starke ausländische Nummer 1 mit Nationalmannschafts-Niveau, bevorzugt aus Schweden, Finnland oder Tschechien und einen tüchtigen Schweizer zur Entlastung für 10 bis 20 Einsätze.
Was diese Entwicklung begünstigt: Wegen der Ungewissheit, wie es in der russischen KHL weitergeht, gibt es so viele Goalies mit internationalem Niveau wie noch nie, die einen neuen Job suchen. Ambris Janne Juvonen, Zürichs Jakub Kovar und Biels Dmitri Schikin sind bereits aus der KHL gekommen. Für nächste Saison sind mehr als 15 europäische Torhüter mit dem Niveau von Leonardo Genoni im Angebot.
Damit zeichnet sich ab: Der Aufsteiger (Olten oder Kloten) und Ajoie sind mit einem Schweizer Goalie ohne jede Chance. Und ein Sieger der Swiss League, der den NL-Letzten in der Liga-Qualifikation erfolgreich herausfordern will, benötigt auch einen ausländischen Schlussmann.
Wir werden also nächste Saison in der höchsten Liga so viele gute Torhüter haben wie noch nie. Das Toreschiessen wird schwieriger und wer keinen guten Goalie hat, ist noch schlimmer dran als bisher schon. Ein neues Zeitalter beginnt. Das Zeitalter der ausländischen Torhüter.
Warum der Artikel einen Teaser mit Kloten und Olten braucht, verstehe ich nicht.
Mit dem Ende der KHL und der Erhöhung der Ausländerlizenzen werden wohl sehr viele gute Spieler in unsere Liga kommen. Da wird es für viele Schweizer eng in den Special Teams.
Die beiden Teams haben gegeneinander gespielt. Wäre also nicht auch ein Team ausgeschieden und eines weiter gekommen, wenn 2 Schweizer im Tor gestanden hätten?