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Olten oder Kloten steigt auf – und ein neues Zeitalter beginnt

Olten und Kloten werden sich ab Montag um den Aufstieg duellieren.
Olten und Kloten werden sich ab Montag um den Aufstieg duellieren.bild: imago-images.de
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Olten oder Kloten steigt auf – und in der National League beginnt ein neues Zeitalter

Es wird einen Aufsteiger geben – Olten oder Kloten. Die höchste Liga umfasst nächste Saison erstmals in unserer Hockey-Geschichte (seit 1908) 14 Teams. Aber der Grund für den Beginn eines neuen Zeitalters ist ein anderer: Die ausländischen Torhüter.
08.04.2022, 09:5208.04.2022, 15:30
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Der Playoff-Viertelfinal zwischen Biel und den ZSC Lions und Ambris Schlussspurt am SCB vorbei in die Pre-Playoffs haben die Wirkungsmächtigkeit von ausländischen Torhütern gezeigt. Biel wäre vielleicht mit Joren van Pottelberghe nicht bis ins 7. Spiel gekommen. Dmtri Schikin hat es möglich gemacht. Die Zürcher hätten mit Ludovic Waeber als letztem Mann den Halbfinal mit ziemlicher Sicherheit nicht erreicht. Jakub Kovar ist der Held des Hallenstadions. Und Ambris Finale wäre ohne Janne Juvonen nicht möglich gewesen.

Von Anbeginn der Zeiten bis weit in die aktuelle Saison hinein waren Ausländer im Tor Exoten. Wie der Deutsche Sigi Suttner in Arosa, der Kanadier Marco Baron in Ambri oder der Pole Anderzej Tkacz im Hallenstadion. Der Finne Ari Sulander ist bis heute der einzige ausländische Torhüter mit Kultstatus plus Trikot unter dem Stadiondach. Er hat den ZSC Lions mehrere Meistertitel, den Triumph in der Champions League und den Gewinn des Victorias Cups gegen das NHL-Team aus Chicago ermöglicht. Der SCB holte mit dem Tschechen Jakub Stepanek (er ersetzte den verletzten Marco Bührer) 2016 den Titel und Lugano wurde 1999 mit dem Franzosen Cristobal Huet Meister.

ZSC-Torhueter Ari Sulander stemmt den Meisterpokal nach dem siebten Playoff-Finalspiel der National League A zwischen dem SC Bern und den ZSC Lions am Dienstag, 17. April 2012 in der Postfinance-Arena ...
Ari Sulander ist der einzige ausländische Torhüter mit Kultstatus in der Schweiz.Bild: KEYSTONE

Bis heute hat Gottéron seit dem Aufstieg von 1980 am meisten ausländische Goalies eingesetzt. Wer sie alle zu nennen vermag, bekommt einen Taler: Dan Bouchard, Corrado Micalef, Thomas Östlund (der Vater von Viktor Östlund), Tom Askey, Marek Pinc, Adam Munro, Sébastien Caron, Cristobal Huet (vor seiner Einbürgerung) und Barry Brust. Für den Final hat es nur mit Dino Stecher und Benjamin Conz gereicht.

Aber die meisten Sportchefs haben sich bis heute gesträubt, eine von vier Ausländerlizenzen fix für die ganze Saison für einen ausländischen Goalie zu riskieren. Auch die aktuellen Engagements von Jakub Kovar in Zürich, Dmitri Schikin in Biel und Janne Juvonen in Ambri sind der Not geschuldet. In Biel fällt Joren van Pottelberghe durch einen Kreuzbandriss aus, in Zürich erkannte Sportchef Sven Leuenberger gerade noch rechtzeitig, dass Ludovic Waeber kein grosser Goalie sein kann und Paolo Duca brauchte Ersatz für die unpässlichen Benjamin Conz und Damiano Ciaccio.

Nun gibt es mit sechs Ausländern mehr Spielraum. Kommt dazu: Auf dem Schweizer Markt gibt es keine Goalies mehr. Reto Berra (Gottéron), Leonardo Genoni (Zug), Sandro Aeschlimann (Davos), Luca Boltshauser (Langnau), Philip Wüthrich (Bern), Tobias Stephan (Lausanne) und Melvin Nyffeler (SCRJ Lakers) sind die letzten Schweizer Goalies, die während einer ganzen Saison zur verlässlichen, überdurchschnittlichen Nummer 1 taugen. Sie sind alle vergeben.

SC Rapperswil-Jona Lakers Torhueter Melvin Nyffeler, links, und Davos Torhueter Sandro Aeschlimann, nach Spiel 7 des Playoff 1/4 Final Eishockeyspiels der National League zwischen den Rapperswil-Jona  ...
Nyffeler und Aeschlimann – zwei der wenigen Schweizer Goalies, die zur Nummer 1 taugen.Bild: keystone

Das bedeutet, dass nächste Saison so viele Klubs wie noch nie eine Ausländerlizenz in einen Torhüter investieren: Sven Leuenberger bestätigt, dass er Jakub Kovar (kehrt in die Heimat zurück) mit einem anderen ausländischen Goalie zu ersetzen gedenke. Lugano tritt nächste Saison ebenso mit einem ausländischen Goalie an wie Ambri und bis zur Genesung von Joren van Pottelberghe auch Biel. In Lausanne könnte es nicht lange dauern, bis Petr Svoboda die Geduld mit dem kapriziösen Ivars Punnenovs verliert und wie lange dauert es in Genf, bis Polemik um das helvetische Duo Gauthier Descloux und Robert Mayer aufkommt? Das Modell der Zukunft: Eine starke ausländische Nummer 1 mit Nationalmannschafts-Niveau, bevorzugt aus Schweden, Finnland oder Tschechien und einen tüchtigen Schweizer zur Entlastung für 10 bis 20 Einsätze.

Was diese Entwicklung begünstigt: Wegen der Ungewissheit, wie es in der russischen KHL weitergeht, gibt es so viele Goalies mit internationalem Niveau wie noch nie, die einen neuen Job suchen. Ambris Janne Juvonen, Zürichs Jakub Kovar und Biels Dmitri Schikin sind bereits aus der KHL gekommen. Für nächste Saison sind mehr als 15 europäische Torhüter mit dem Niveau von Leonardo Genoni im Angebot.

Damit zeichnet sich ab: Der Aufsteiger (Olten oder Kloten) und Ajoie sind mit einem Schweizer Goalie ohne jede Chance. Und ein Sieger der Swiss League, der den NL-Letzten in der Liga-Qualifikation erfolgreich herausfordern will, benötigt auch einen ausländischen Schlussmann.

Ajoie-Goalie Tim Wolf hilft derzeit bei Kloten aus.
Ajoie-Goalie Tim Wolf hilft derzeit bei Kloten aus.bild: imago-images.de

Wir werden also nächste Saison in der höchsten Liga so viele gute Torhüter haben wie noch nie. Das Toreschiessen wird schwieriger und wer keinen guten Goalie hat, ist noch schlimmer dran als bisher schon. Ein neues Zeitalter beginnt. Das Zeitalter der ausländischen Torhüter.

Kloten und Olten nach hartem Kampf im Final
Der allseits erwartete Playoff-Final in der Swiss League platzt doch nicht. Kloten und Olten entscheiden ihre Halbfinal-Serie je mit 4:2 Siegen und spielen ab Montag um den Aufstieg.

Der EHC Olten entging auswärts gegen La Chaux-de-Fonds nur knapp der Schmach, zum dritten Mal in Folge zu verlieren und in der Best-of-7-Serie den 3:3-Ausgleich hinzunehmen. Die Mannschaft von Lars Leuenberger drehte die Partie erst zum Schluss. Zweimal der Kanadier Garry Nunn und Florian Schmuckli trafen innert zwei Minuten (51. bis 53.) gleich dreimal. Der 4:2-Vorsprung bescherte den Solothurnern gleichwohl eine heikle Schlussphase, denn die Neuenburger hatten nach dem Anschlusstreffer noch sechs Minuten Zeit, um die Verlängerung zu erzwingen.

Der Qualifikationssieger Kloten legte den Grundstein zum 2:3-Auswärtserfolg gegen Thurgau im Startdrittel. Zwei Tore von Marc Marchon und ein Treffer durch Matteo Nodari bescherte den Gästen eine 3:1-Führung. Die Ostschweizer schafften in der 32. Minute den Anschlusstreffer, zu mehr reichte es nicht. (pre/sda)
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Alle NLA-Absteiger seit Einführung der Zwölfer-Liga
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Alle NLA-Absteiger seit Einführung der Zwölfer-Liga
Saison 2017/18: EHC Kloten (Aufsteiger: Rapperswil-Jona Lakers)
quelle: keystone / gian ehrenzeller
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Das Büro steht Kopf, wir sind im Playoff-Fieber
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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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James R
08.04.2022 10:55registriert Februar 2014
Wenn der Goalie der wichtigste Einzelspieler ist, dann macht es ja durchaus Sinn den besten verfügbaren Goalie zuholen, egal ob Ausländer oder nicht.

Warum der Artikel einen Teaser mit Kloten und Olten braucht, verstehe ich nicht.
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maylander
08.04.2022 10:43registriert September 2018
Ein ausländischer Goalie macht absolut Sinn. Schliesslich ist er 60 Minuten auf dem Eis.

Mit dem Ende der KHL und der Erhöhung der Ausländerlizenzen werden wohl sehr viele gute Spieler in unsere Liga kommen. Da wird es für viele Schweizer eng in den Special Teams.
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besserwisser#99
08.04.2022 14:30registriert September 2019
"Biel wäre vielleicht mit Joren van Pottelberghe nicht bis ins 7. Spiel gekommen. Dmtri Schikin hat es möglich gemacht. Die Zürcher hätten mit Ludovic Waeber als letztem Mann den Halbfinal mit ziemlicher Sicherheit nicht erreicht."

Die beiden Teams haben gegeneinander gespielt. Wäre also nicht auch ein Team ausgeschieden und eines weiter gekommen, wenn 2 Schweizer im Tor gestanden hätten?
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