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Reto Berra – ein «Saurier» mischt die WM-Karten neu

epa12508186 Swizterland's goalkeeper Reto Berra (C) and Finland's Vili Saarijarvi (R) in action during the Euro Hockey Tour ice hockey match between Switzerland and Finland in Tampere, Finla ...
Reto Berra liess sich lange nicht bezwingen.Bild: keystone
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Reto Berra – ein «Saurier» mischt die WM-Karten neu

Fribourg-Gottérons Goalie Reto Berra ist der beste Schweizer beim 3:1-Sieg gegen Finnland. Die Torhüterfrage wird Nationaltrainer Patrick Fischer diese Saison umtreiben.
07.11.2025, 06:1107.11.2025, 12:54
Klaus Zaugg, Tampere

Eigentlich war seine internationale Karriere beendet: Am 12. Mai 2024 wird Reto Berra beim WM-Gruppenspiel gegen Österreich in Prag nach 40 Minuten und 4 Gegentreffern durch Akira Schmid ersetzt. Die Schweiz gewinnt 6:5.

Berra darf zwar in Prag zum dritten Mal nach 2013 und 2018 den Ehrentitel «Silberheld» tragen. Aber sein Beitrag zum silbernen Ruhm beschränkt sich auf missglückte 40 Minuten gegen Roger Baders tapfere Österreicher.

Austria's Paul Huber, center, scores to 2-0 against Switzerland's Goalkeeper Reto Berra during the Ice Hockey World Championship group A preliminary round match between Switzerland and Austr ...
Berra 2024 beim «Desaster» gegen Österreich.Bild: keystone

Die Auswechslung von Berra als Symbol für einen Generationenwechsel? Schmid ist am 12. Mai 24 Jahre alt geworden.

Besser als Säteri

Aber Reto Berra ist wieder da. Zum ersten Mal seit jenem 12. Mai 2024 trägt er in Tampere erneut das Nationaltrikot. Er ist der Einzige im Team, der schon bei der Silber-WM 2013 in Schweden dabei war. Damals hexte er die Schweizer mit einer grandiosen Leistung im Halbfinal gegen die USA (3:0) ins Endspiel.

Cheftrainer Sean Simpson stellte im Final gegen Schweden trotzdem Martin Gerber ins Tor und wir verloren 1:5. Vielleicht hätten wir mit Berra eine Chance gehabt. Aber nur vielleicht.

Nun ist Berra gut zwölf Jahre nach dieser Silber-WM 2013 in Tampere beim 3:1 gegen Finnland der beste Schweizer. Vor allem in der ersten Spielhälfte hält er mit schlauem Winkelspiel und unerschütterlicher Ruhe die Mannschaft im Spiel. Er war ganz klar besser als auf der Gegenseite Biels Harri Säteri, der mindestens den zweiten Treffer (zum 2:0) als Welttorhüter (Weltmeister und Olympiasieger) eigentlich hätte verhindern müssen. Er ist jünger als Berra. Er wird am 29. Dezember erst 35.

«Dann würde ich wellnessen …»

Am 3. Januar wird Reto Berra 39 Jahre alt. Und er hat nach wie vor grosse Ziele: das olympische Turnier in Mailand im Februar und die Heim-WM im Mai in Zürich und Freiburg. «Wenn ich diese Ziele nicht hätte, dann würde ich jetzt vier Tage wellnessen und wäre nicht hier», sagt er gut gelaunt. Wie erklärt er sein hohes Leistungsniveau im «hohen Alter»? Berra sagt, die Erfahrung ermögliche eine kräfteschonendere Spielweise. In jüngeren Jahren spiele man hektischer und das koste Energie. Das ist der Tausch, der Ausgleich. Erfahrung gegen Jugend. Fast wie im richtigen Leben.

Wie sieht er die Entwicklung seit der ersten Silber-WM von 2013? Ticken die Jungen heute anders als damals? «Definitiv», sagt Reto Berra. «Wir waren damals noch nicht Profis wie heute.» Eine neue Generation, die noch professioneller arbeitet, also. Reto Berra, der «Saurier» aus den letzten Jahren der Hockeyromantik. Seine Chancen für einen Platz im Olympia- und/oder im WM-Team sind intakt.

Reto Berra in der Liga:

Berras Comeback macht die Goalie-Frage in der grössten Saison der Geschichte (Olympia mit NHL-Profi, Heim-WM) heikel wie noch selten. Der Generationenwechsel ist bei den Verteidigern und Stürmern ein permanenter Prozess. Bei den Goalies findet er auf Nationalmannschafts-Ebene nach wie vor nicht statt.

Reto Berra hat den gleichen Jahrgang wie Leonardo Genoni (1987) und ist statistisch der beste Torhüter der laufenden Meisterschaft (Fangquote 93,47 Prozent). Leonardo Genoni kann noch immer an einem guten Abend Siege stehlen wie kein anderer – in der Liga und in der Nationalmannschaft. Der Silberheld von 2018, 2024 und 2025 ist im August 38-jährig geworden.

Mit zwei «Graubärten» zur WM?

Und die anderen? Sandro Aeschlimann, hier in Tampere auch im Aufgebot, gehört zu den besten Goalies der Liga. Aber er hat noch keinen Titel und keine grossen WM-Spiele gewonnen und wird im Dezember auch schon 31.

Stéphane Charlin (25) und Akira Schmid (25) sind die grossen Hoffnungen der neuen Generation. Aber Charlin ist seit seiner Rückkehr nach Genf weder so sicher noch so charismatisch wie zuletzt in Langnau. Und Schmid steht womöglich nur fürs olympische Turnier (mit den NHL-Profis), aber nicht für die Heim-WM zur Verfügung, weil parallel um den Stanley Cup gespielt wird.

HC Davos Torhueter Leonardo Genoni, links, und Torhueter Reto Berra, rechts, jubeln nach dem Gewinn des Meistertitels im siebten der Best of Seven Serie Eishockey Playoff-Final-Spiel der National Leag ...
Sie kennen sich schon ewig: Genoni (links) und Berra als Meister 2009 mit dem HC Davos.Bild: PHOTOPRESS

Weitere Namen? Nein. Torhüter, die bisher bei einer WM noch nie eine Rolle gespielt haben, werden für die Heim-WM sowieso kein Thema sein. Die ruhmreichen Weltmeisterschaften der Neuzeit (mit Final) prägten nur drei Goalies: Martin Gerber und Reto Berra 2013 (die einzige WM mit zwei gleichwertigen Torhütern) sowie Leonardo Genoni (2018, 2024, 2025). 2018 kam Berra nur in den Gruppenspielen zum Einsatz.

Also mit den «Graubärten» Genoni und Berra die Heim-WM bestreiten? Das kann zur ganz heiklen Frage für Trainer Fischer werden. Es kann beispielsweise sein, dass Sandro Aeschlimann den HCD zum Titel hext und Berra und Genoni im Halbfinal oder im schlimmsten Fall im Viertelfinal auf der Strecke bleiben. Müsste dann nicht der Meistergoalie, der Mann der Stunde, auch bei der WM die Nummer 1 sein?

WM-Einsätze von Berra und Genoni
Reto Berra stand bisher im WM-Team von 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2018, 2019, 2021, 2022 und 2024 plus im Olympia-Team von 2014 und 2022.

Leonardo Genoni stand bisher im WM Team von 2011, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019, 2021, 2022, 2023, 2024 und 2025 sowie im Olympia-Team von 2018 und 2022.

Aber ein WM-Einsatz bringt eine ganz andere Belastung als jedes Meisterschaftsspiel. Playoffs inklusive. Robert Mayer war Servettes charismatischer Meisterheld von 2023. Patrick Fischer entschied sich also im WM-Viertelfinal 2023 gegen Deutschland für Mayer und gegen Genoni. Die Niederlage (1:3) brachte Fischers Position ins Wanken.

Reto Berra war am Donnerstagabend in Tampere gegen Finnland mindestens so gut wie damals am 18. Mai 2013 im WM-Halbfinal gegen die USA (3:0). Er ist der perfekte letzte Mann für internationale Einsätze: Ein Titan (194 cm/99 kg) mit schlauem Winkelspiel, erstaunlicher Beweglichkeit und unerschütterlicher Ruhe.

Wie wir es auch drehen und wenden: Der nächste Leonardo Genoni und Reto Berra ist nach wie vor nicht in Sicht.

PS: Kloten darf sich freuen. Reto Berra wechselt im nächsten Sommer mit einem Zweijahresvertrag in den Schluefweg. Er hat noch mindestens drei gute Jahre vor sich.

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