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NHL-Star Roman Josi spricht über Vorbilder und die Zukunft in Nashville

Roman Josi (Mitte) zu Gast im Gespräch mit Thomas Roost und Matthias Röthlisberger.
Roman Josi (Mitte) zu Gast im Gespräch mit Thomas Roost und Matthias Röthlisberger.Bild: ch media

Roman Josi über Freunde und Vorbilder: «Er wird überall geliebt, wo er hingeht»

Roman Josi ist vermutlich der beste Schweizer NHL-Spieler der Geschichte. Im «Roost/Röthlisberger – Hockey-Talk» verrät er, wer sein Vorbild war und wie er seine Krankheit Posturales Tachykardiesyndrom (POTS) in den Griff bekam.
06.11.2025, 15:1306.11.2025, 16:12

Dass Roman Josi davon erzählt, wie gut es ihm momentan gehe, ist etwas ironisch. Denn aktuell ist der Schweizer Captain der Nashville Predators verletzt. Wegen einer Oberkörperverletzung hat Josi schon sieben Spiele verpasst. Das Gespräch mit Josi, das in der neusten Folge des «Roost/Röthlisberger – Hockey-Talk» ausgestrahlt wird, wurde aber bereits am 22. Oktober aufgezeichnet, einen Tag bevor er sich die Verletzung im Spiel gegen die Vancouver Canucks zugezogen hat.

Wenn Josi davon spricht, dass es ihm gut gehe, dann meint er das vorwiegend auf das Posturale Tachykardiesyndrom (POTS) bezogen. Das ist eine Erkrankung, bei der die Herzfrequenz durch die Bewegung vom Sitzen ins Stehen zu stark erhöht wird, was zu Benommenheit, Schwindel oder Kopfschmerzen führen kann. Sie hat Josi in der letzten Saison mehrere Monate ausser Gefecht gesetzt. «Ich konnte über den Sommer herausfinden, was funktioniert und mir guttut,» erklärt der Schweizer. Nach einer intensiven achtwöchigen Therapie mit Betablockern hätte er im Sommer Zeit gehabt, sich zu erholen. Der aktuelle Ausfall habe auch nichts mit POTS zu tun, wie Nashville-General-Manager Barry Trotz direkt nach Josis Ausfall betonte.

Roman Josi spricht über seine Erkrankung.Video: ch media

Die Verletzung bedeutet auch, dass der Berner etwas länger auf seinen grossen Meilenstein warten muss: 1000 Regular-Season-Spiele in der NHL. «Das ist eine extreme Zahl. Etwas, was du dir als Kind in der Schweiz nie erträumt hättest», sagt Josi. Als kleiner Junge sei er SCB-Fan gewesen und habe davon geträumt, eines Tages mal in der Nati A zu spielen. Manchmal vergesse man in der NHL-Hektik, auch einen Blick zurückzuwerfen. «Aber 1000 Spiele, das ist schon etwas, worauf man stolz sein kann», meint Josi.

Noch vor dem Berner dürfte aber ein anderer Schweizer diese Marke knacken: Nino Niederreiter steht derzeit bei 982 Partien in der Regular Season. Josi gerät beinahe ins Schwärmen, wenn er auf seinen guten Freund zu reden kommt: «Nino ist ein unglaublicher Spieler, ein unglaublicher Typ. Das wird jeder sagen, der mit ihm gespielt hat. Ein unglaublicher Typ für die Kabine, der überall, wo er hingeht, geliebt ist.» Josi betont, dass 1000 Matches für einen Spieler, der so hart und intensiv ans Werk gehe wie Niederreiter, eine riesige Leistung seien.

Roman Josi über Nino Niederreiters Leistung und seine Freundschaft mit dem Nati-Kollegen.Video: ch media

Angesichts dieser bevorstehenden Meilensteine spürt Josi auch eine Dankbarkeit – und zwar unter anderem gegenüber Mark Streit. «Er war der erste Schweizer Feldspieler, der sich durchgesetzt hat. Er wurde Captain und hat uns extrem viele Türen geöffnet», ist sich der Predators-Captain sicher. Vor allem aber habe Streit das Mindest von Schweizer Eishockeyspielern verändert: Die NHL ist einfach weit weg als Schweizer Spieler, zu Streits Anfangszeiten sowieso. Aber sein Biss und sein Erfolg haben bei den jungen Schweizern etwas ausgelöst.

Er selbst habe auch persönlich von Streit profitieren können. Sie hätten sich an der Heim-WM 2009 kennengelernt und danach begonnen, jeweils im Sommer gemeinsam zu trainieren. «Bis heute sind wir sehr gute Freunde, dafür bin ich sehr dankbar», sagt Josi über Streit.

Weniger Dankbarkeit dürften beim Schweizer Nati-Star die letzten rund 15 Monate in Nashville ausgelöst haben. Im Sommer 2024 galten die Predators als Transfersieger, hatten Stars wie Steven Stamkos und Jonathan Marchessault verpflichtet. Trotzdem verpassten sie die Playoffs am Ende deutlich. «Wir haben irgendwie den Tritt nie ganz gefunden», analysiert Josi.

Auch bei ihnen als Spieler sei die Euphorie nach diesen Verpflichtungen gross gewesen. «Uns war zwar bewusst, dass es trotzdem zuerst zusammenpassen muss. Aber dass wir die Playoffs deutlich verpassen würden, damit hat sicher niemand gerechnet», erklärt Josi.

Roman Josi über die aktuellen Probleme in Nashville.Video: ch media

Auch der Start in die neue Saison ist Nashville nicht ganz nach Wunsch geglückt. Aktuell liegen die Predators erneut ausserhalb der Playoffplätze. Geplagt werden sie von einem altbekannten Problem: mangelnder Chancenauswertung. «Das ist für uns ein schmaler Grat», analysiert Josi. Die Identität von Nashville sei es, gut defensiv zu spielen und auf die eigenen Chancen zu warten. «Wir sind nicht ein Team, das 5 oder 6 Tore schiesst und so Spiele gewinnt. Wir gewinnen vielleicht 2:1 oder 3:2», erklärt er. Aber natürlich seien sie ständig am Analysieren, wie sie noch bessere Chancen herausspielen und diese auch verwerten können.

Auch wenn es schwieriger geworden ist, bleibt für Roman Josi der grosse Traum: Mit Nashville den Stanley Cup zu gewinnen. «Der Durst nach dem Stanley Cup ist da, aber ich möchte meine Karriere auch hier in Nashville beenden», sagt der 35-Jährige. Die Stadt sei in den 15 Jahren, in denen er nun dort schon wohne, seine Heimat geworden.

Roman Josi über seine Zukunft.Video: ch media

Bis im Sommer 2028 läuft Josis aktueller Vertrag bei den Predators noch. Darüber hinaus mag er sich noch keine Gedanken machen: «Solange ich mich gut fühle, liebe ich es, weiterhin zu spielen, und hoffe, das so lange wie möglich fortsetzen zu können.»

Die 8. Folge der neuen Staffel «Roost/Röthlisberger – Hockey-Talk» mit dem Rückblick auf den ersten Monat der NHL-Saison und dem ganzen Gespräch mit Josi, wo er auch noch verrät, wer für ihn die besten Defensivverteidiger der Welt sind, findest du hier oder überall, wo es Podcasts gibt.

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Roman Josi (Nashville Predators): Verteidiger, Vertrag bis 2028, Jahressalär (inkl. Boni): 9,059 Millionen Dollar.

quelle: imago/usa today network / imago images
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