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SC Bern: Das sagt Präsident Marc Lüthi zur Krise

KEYPIX - Marc Luethi, CEO, erhebt sich am Ende der Saison Medienkonferenz des SC Bern am Montag, 25. August 2025 in der Postfinance Arena in Bern. Am 9. September spielt der SCB sein erstes Spiel der  ...
Marc Lüthi und der SC Bern erleben eine schwierige Zeit.Bild: keystone
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Wie die grosse SCB-Krise Marc Lüthi rat- aber nicht sprachlos macht

Der grosse SCB-Zampano Marc Lüthi ist zum ersten Mal ratlos. Völlig ratlos. Und doch brummt beim SCB das Geschäft.
29.10.2025, 14:1829.10.2025, 14:50

Was tut der mitfühlende und jeder Polemik abholde Chronist am Tag nach dem 4:5 gegen Ajoie, der vielleicht schmächlichsten Niederlage seit dem SCB-Aufstieg am grünen Tisch im Frühjahr 1986? Er erkundigt sich um 8.20 Uhr bei Marc Lüthi nach dem Befinden.

Aber der grosse SCB-Zampano nimmt das Hosentelefon nicht ab. Die automatische Rückmeldung poppt auf: «in a Meeting – call you asap» Aha! Krisensitzung! Jetzt rockt der Bär! Vielleicht doch Stoff für eine Polemik!

Um 9.50 Uhr der Rückruf.

Zu welchen Erkenntnissen sind Sie bei der Krisensitzung gekommen?
Mark Lüthi: Es war keine Krisensitzung. Es war ein Meeting mit einem Sponsor.

Um den Geldgeber zu beruhigen?
Nein. Es geht um einen neuen Vertrag.

Zwischenbemerkung: Das ist doch beruhigend. In der Sportabteilung ist Feuer im Dach. Das Geschäft beim Hockey-Gastro-Konzern SCB brummt trotzdem.

Aber der sportliche Offenbarungseid gegen Ajoie lässt Sie nicht kalt – oder?
Ich bin ratlos und ich habe keine Erklärung, warum wir mit der gleichen Rumpfmannschaft gegen Ajoie verlieren, mit der wir zuvor in Fribourg gewonnen haben. Ich verstehe es einfach nicht.

Zwischenbemerkung: Zum ersten Mal seit seinem Einstieg ins Hockeybusiness am Ende des letzten Jahrhunderts ist Marc Lüthi ratlos.

Die Zusammenfassung des Spiels.Video: YouTube/National League

Was ist Ihre Message an die Fans? Immerhin mobilisiert der SCB nach wie vor mit Abstand am meisten Publikum (aktueller Schnitt: 14'950 pro Partie).
Meine Worte wären nicht druckreif.

Zwischenbemerkung: Nach der letzten Heimniederlage gegen Ajoie am 25. Februar 2023 (2:3 n.V) ging eine Ära zu Ende. Am 21. April feuerte Präsident Marc Lüthi seinen Nachfolger Raëto Raffainer und seither managt er wieder den SCB.

Geht nun erneut eine Ära zu Ende? Vielleicht die von Obersportchef Martin Plüss und Untersportchef Diego Piceci?
Nein.
Zwischenbemerkung: Marc Lüthi sagt das Nein nicht im Konjunktiv. Im Imperativ.

Martin Pluess, Sportdirektor, spricht an der Saison Medienkonferenz des SC Bern am Montag, 25. August 2025 in der Postfinance Arena in Bern. Am 9. September spielt der SCB sein erstes Spiel der Saison ...
Martin Plüss muss sich keine Sorgen um seinen Job machen.Bild: keystone

Also hat der schmähliche Auftritt gegen Ajoie keine Konsequenzen?
Keine auf der Ebene Management oder Trainer.

Geht es also weiter, als wäre nichts gewesen?
Nein. Es gibt unfreundliche Massnahmen gegenüber der Mannschaft.

Das tönt gut fürs Publikum. Aber es ist ja gar nicht möglich, an bestehenden Spielerverträgen herumzuschrauben.
Das stimmt. Aber es geht darum, diesen Ungeist endlich zu vertreiben.

Zwischenbemerkung: Es handelt sich um den Ungeist, der sich in der legendären Aussage von Ramon Untersander auf den Punkt bringen lässt: «Müssen wir denn Erster sein?» Eine Aussage, die vom damaligen SCB-Kommunikationschef abgesegnet worden ist und zeigt, wie tief der «Ungeist» in der Organisation verankert ist. Dazu sagt Marc Lüthi: «Sie reissen diese Aussage aus dem Zusammenhang. Aber ein wenig geht es in diese Richtung.»

Das Zwiegespräch geht weiter. Also: Welche unfreundlichen Massnahmen wollen Sie ergreifen?
Wir werden sehen.

Torhueter Adam Reideborn (SCB) reagiert nach der Niederlage 4-5 nach dem Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem SC Bern, SCB, und dem HC Ajoie, HCA, am Mittwoch, 29. Oktober 20 ...
Grosse Enttäuschung nach der Schmach gegen Ajoie.Bild: keystone

Könnte die Krise nicht auch die Folge des «Verantwortungs-Tennis» in der Sportabteilung sein? Die Verantwortung wird vom Obersportchef zum Untersportchef hin und her übers Netz gespielt: «Da ist der Martin zuständig» – «Sie müssen den Diego fragen». Bei anderen Klubs steht der Sportchef hin und übernimmt die Verantwortung. Wie Martin Steinegger in Biel, Pascal Müller in Langnau, oder Sven Leuenberger in Zürich.
Das mag gegen aussen so aussehen. Aber intern ist es ganz sicher nicht so.

Ende des Zwiegesprächs. Beginn einer kleinen Polemik. Der SCB hat ganz einfach eine viel zu gut entwickelte Ausredenkultur. Und es gibt keine «unfreundliche Massnahmen», die den «Ungeist» austreiben werden. Es gibt in solchen Fällen zur Erneuerung der Leistungskultur nur eine klare, wahre und wirkungsvolle Massnahme: Persönliche Konsequenzen auf zwei Ebenen:

Erstens auf der Ebene der Mannschaft durch Nichtverlängerung oder vorzeitige Auflösung von Spielerverträgen und auf der Ebene Management durch Neubesetzung von Schlüsselstellen durch kompetentes Personal.

Marc Luethi, Geschaeftsfuehrer der SC Bern Eishockey AG und zusaetzlich ab 2012 Delegierter des Verwaltungsrates. Seit 2016 ist er Praesident der Alliance of European Hockey Clubs E.H.C., am Freitag 8 ...
Muss Marc Lüthi mal wieder durchgreifen?Bild: MARCEL BIERI

Es ist nicht blasphemisch zu der grössten SCB-Krise seit dem Wiederaufstieg am grünen Tisch das Buch der Bücher zu zitieren: «Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.» Der Satz trifft den wunden Punkt und wir können im übertragenen Sinn sagen: «Eher kriecht der Berner Bär durch ein Nadelöhr, als dass der grosse SCB bescheiden wird, scheitern eingesteht und den Mut zum Neuaufbau mit allen Konsequenzen hat.» Über den Aufstieg und den Fall grosser Imperien sind schon viele kluge Bücher geschrieben worden.

Was sich im richtigen Leben über Jahrhunderte hinzieht, passiert im Hockey in wenigen Jahren: Aufstieg und Untergang – und Wiederaufstieg! – grosser Mannschaften. Der HCD hat sogar einen Umweg über die höchste Amateurliga nehmen müssen, um nach den Titeln von 1984 und 1985 wieder meisterlich zu werden.

Biel ist gerade daran, nach den Jahren des Ruhmes (Playoff-Final 2023) ein neues Team aufzubauen – und das Publikum zieht mit. Der Publikumsaufmarsch ist in der aktuellen Saison (5916 pro Partie) sogar grösser als während der Qualifikation der sportlich besten Saison 2022/23 (5843).

Toni Rajala (EHCB), rechts, Torhueter Harri Saeteri (EHCB) und ihre Teamkollegen jubeln ueber den Sieg im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EHC Biel und dem Lausanne HC, a ...
Die Spieler vom EHC Biel bedanken sich bei ihren Fans.Bild: keystone

Ein Neuaufbau ist auch beim SC Bern – im Selbstverständnis ein Bayern München des Hockeys – möglich. Mit kompetentem Personal im sportlichen Management und einer dem Publikum klug erklärten Strategie, der nachgelebt wird.

Aber so lange die sportliche Führung nicht fähig ist, mindestens vier von sechs Ausländerpositionen exzellent zu besetzen und wenigstens einmal in sechs Jahren den richtigen Trainer zu finden, gibt es keinen erfolgreichen Neuaufbau. Der SCB ist vorläufig nicht mehr das Bayern München des Hockeys. Sondern das Ajoie der reichen Leute. Wobei Ajoie seit Jahren das bessere ausländische Personal rekrutiert als der SCB. Ende der kleinen Polemik.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
Player Image

Nation Flag

Aktuelle
Note

info
  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

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88 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Houseli ab em Gurnigu
29.10.2025 15:38registriert November 2021
Dass die Sportgastro AG des SCB brummt ist vermutlich genau so gelogen wie die Zuschauerzahlen bei jedem Spiel geschönt sind. Wenn die Zuschauerzahl dem entsprechen würde, wie viele Leute wirklich im Stadion sind und die abwesenden Abo Besitzer nicht auch noch mitgezählt würden, da würde es für den SCB ein himmeltrauriges Ergebnis absetzen. Gestern war ja das Stadion mehr als halb leer, heisst auch viel weniger Fondue, Bärenzipfel und vor allem Bier das verkauft wird und entsprechend das Portemonnaie des Klubs füllt.
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Name the Nick
29.10.2025 14:52registriert April 2021
Ich frage mich ja schon manchmal warum der Lüthi die Nummer vom Eismeister noch nicht blockiert hat... oder aber die Gespräche verlaufen viel freundschaftlicher als es hier widergegeben wird ;-) Ende der Polemik
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James R
29.10.2025 15:06registriert Februar 2014
Ich glaube, dass die meisten SCB-Ausländer bei einem anderen Club deutlich besser spielen würden.

Auch der momentan beste Ausländer der Liga, Stransky vom HCD, würde wohl nicht gut spielen beim SCB.
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