Wenn ein Spieler während der Qualifikation zu einem anderen Team wechselt, dann wird manchmal vereinbart, dass er in den Direktbegegnungen der laufenden Saison nicht eingesetzt wird. Wenn eine solche Regelung Sinn macht, dann im «Fall Kahun» – nach dem Grundsatz: Ja, Du kannst nach Lausanne wechseln. Aber gegen uns spielst Du in den Playoffs nicht.
Der SCB hat auf eine solche «Feiglings-Klausel» verzichtet und den Vertrag per Saldo aller Ansprüche und kostenlos aufgelöst. Dominik Kahun darf für Lausanne stürmen, sollte es beispielsweise zu einem Halbfinal gegen den SCB kommen.
Marc Lüthi, der in der Sache das letzte Wort hatte, sagt: «Wir ermöglichen einem Spieler einen Wechsel, der sich bei uns aus welchen Gründen auch immer nicht mehr wohlgefühlt hat. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.»
Wer boshaft ist, sagt: Zwei Sportchefs, ein Eklat. Aber das ist unfair. Wenn wir der Frage nachgehen, ob es richtig ist, dass Marc Lüthi den Transfer-Antrag seines Ober- und Untersportchefs bewilligt hat, dann gilt es in einer Güterabwägung zwei Punkte zu beachten.
Erstens: Die sportliche und taktische Beziehung zwischen Dominik Kahun und Trainer Jussi Tapola ist seit Monaten hoffnungslos zerrüttet. Der Schillerfalter und der taktische Zuchtmeister passten einfach nicht zusammen. Um es etwas blumig zu sagen: Der Versuch ist gescheitert, aus einem sensiblen ersten Geiger einen Blech- und Holzbläser zu machen.
Die Aussichten auf eine sportlich-taktische Versöhnung waren gleich null Komma null. Dominik Kahun hat sich zwar jederzeit professionell und korrekt verhalten. Aber es macht keinen Sinn, einen Spieler im Training, in der Garderobe und auf der Tribüne zu haben, der mit dem Trainer über Kreuz liegt. Selbst dann, wenn alle guten Willens sind: Es liegt etwas in der Luft, das die Chemie im Team und damit die Leistungsfähigkeit des Teams stört. Es ist also richtig, wenn der Ober- und der Untersportchef dem Wunsch von Dominik Kahun nachgekommen sind und den Vertrag aufgelöst haben.
Zweitens: Ist es nicht ein zu hohes Risiko, einen der besten Einzelspieler der Liga ausgerechnet zu einem Team ziehen zu lassen, gegen das der SCB, wenn es die Hockeygötter so wollen, in den Playoffs antreten muss? Nein, ist es nicht. Eine «Feiglings-Klausel» – also eine Freigabe, dass Dominik Kahun in Direktbegegnungen diese Saison nicht eingesetzt werden darf – würde Schwäche signalisieren und wäre einem wahren, echten SCB unwürdig. Der wahre, echte SCB geht zu Recht davon aus, dass auch ein Lausanne mit Dominik Kahun besiegt werden kann. Punkt.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Die sofortige und kostenlose Trennung von Dominik Kahun hat für den SCB zumindest für diese Saison nur Vorteile: Ruhe im Team, keine ständigen Fragen mehr, wie es mit Dominik Kahun weitergehe und eine Festigung der Autorität von Trainer Jussi Tapola.
Die Vertragsauflösung ist ein Zeichen der Stärke. Mit Wilhelm Busch können wir sagen: Lange war der SCB am Selbstvertrauen krank, jetzt rockt er wieder wie Bayern München, Gott sei Dank. Der SCB zeigt nach Jahren der Irrungen und Wirrungen endlich wieder das Selbstverständnis und die Arroganz von Bayern München.
Der Unter- und Obersportchef haben eine heikle Krisensituation gut gemeistert. Bis zum Saisonende haben sie nun eine kurze, wohlverdiente Ruhepause.
Die nächste heikle Situation ist ja nicht weit. Was ist, wenn die Diva Miro Aaltonen sich nicht integrieren kann und Finnlands Antwort auf Dominik Kahun wird?
Was ist, wenn Adam Reideborn in den Playoffs erneut wie im letzten Frühjahr zum Lottergoalie wird?
Was ist, wenn der SCB den Halbfinal nicht erreicht oder im Halbfinal schmählich untergeht? Das Scheitern von Dominik Kahun ist das Scheitern von Jussi Tapola. Wenn der SCB in den Playoffs nun nicht rockt, dann ist die Position des Finnen in den Grundfesten erschüttert. Trotz Vertrag bis zum Ende der nächsten Saison.
Der SCB ist nicht nur eine Sportfirma. Der SCB ist eben auch – wie wir gerade sehen – ein Unternehmen der Unterhaltungsindustrie.
- Kahun war letzte Saison unter Tapola Topscorer (sie können es auch zusammen).
- Bern hatte diese Saison im Sturm mit Czarnik, Merelä und Ejdsell 3 bessere Stürmer.
- Kahun wird in Lausanne nicht eifach so zum fliegen kommen. Auch da gibt es aktuell noch 5(!) weitere Ausländer im Sturm die Fit sind.
- Lausanne hat für nächste Saison bereits 5 aktuelle Stürmer und Czarnik(?) unter Vertrag. Auch dann ist Kahun nicht einfach gesetzt.
- Mit Suomela, Czarnik, Oksanen, Kuokkanen, Kahun & Pajunemi wäre Kubalik eher Schlecht als Recht für Kahun